Hagen. Klaus Ehlers, als „Vater“ des Allerwelthauses in Hagen bekannt, wird 80. Sein Leben will er weiterhin sozialen Projekten widmen.

„Genau an diesem Tag habe ich gemerkt, dass ich am Elend der Welt mitbeteiligt bin. Dass es einen Unterschied macht, ob ich eine fair gehandelte Banane kaufe oder eine von einem Feld, auf dem die Menschen für Hungerlöhne unter unzumutbaren Bedingungen arbeiten“, sagt Klaus Ehlers. Er redet über seinen ersten Tag im Dritte-Welt-Laden im Jahr 1977, heute Allerwelthaus. Klaus Ehlers, der sich in Hagen wie kaum ein anderer einsetzt für fairen Handel und Entwicklungsprojekte in der Dritten Welt und als „Vater des Allerwelthauses“ gilt, feiert heute seinen 80. Geburtstag – und widmet sein Leben weiterhin der guten Sache, „bis ich umkippe“, sagt Ehlers und lacht. Diese Einstellung zieht sich wie ein roter Faden durch fast sein gesamtes Leben.

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Geboren wurde Ehlers in Berlin, wuchs in Bochum auf. Die Liebe führte ihn in die Volmestadt, wenn auch auf Umwegen. „Die Schwiegereltern akzeptierten unsere Liebe nicht. Ich war in ihren Augen nicht der perfekte Schwiegersohn“, sagt Ehlers. Heute kann er darüber schmunzeln. „Das war ein wichtiger Punkt in unserem Leben. Das hat mir und meiner Frau Inge gezeigt, dass wir zusammen alles schaffen können. Man muss es nur wollen.“ Es waren viele Arbeitsstunden, aufregende Reisen und vor allem der gemeinsame Gedanke, die Welt ein bisschen besser zu machen, die das Ehepaar bis heute durchlebt hat und eint.

Sechs Wochen in Bolivien

„Sich auf das Wichtigste besinnen, bei sich selbst bleiben, bewusst leben.“ Nach diesem Motto hätte Ehlers, der von 1972 bis zu seiner Pensionierung 2006 am Christian-Rohlfs-Gymnasium als Lehrer für Englisch und Geografie arbeitete, immer gelebt. Die Zeit als Lehrer habe ihn geprägt, sagt er selbst. Er trieb viele Projekte an seiner Schule voran – wie die Solaranlage auf dem Dach, umweltfreundliche Recyclinghefte oder die AG Entwicklungspolitik, mit der er gemeinsam mit Schülern auf die Spuren der Armut und Ungerechtigkeit zunächst in Bolivien ging. „Ein unfassbar reiches Land, wenn man auf die Bodenschätze blickt. Aber die Menschen dort leben in Armut.“

Das Allerwelthaus in Hagen.
Das Allerwelthaus in Hagen. © WP | Michael Kleinrensing

Sie legten eine Kasse an, sparten für eine große gemeinsame Reise, verkauften Krimskrams und alte Schätzchen auf Trödelmärkten. Zur Reise kam es aber erst zwei Jahre später. Drei Schüler, Inge und Klaus Ehlers – die zuvor über ein Jahr lang Spanisch-Kurse bei der VHS belegten – sowie ein Allerwelthaus-Kollege reisten nach Bolivien.

Über mehrere Wochen beteiligten sie sich dort an einem Entwicklungsprojekt: Es sollte ein Waisenhaus gebaut werden, sie halfen beim Bau der Küche aus Lehmziegeln. „Es war eine erhellende Erfahrung. 4 Wochen Projekt, zwei Wochen Sightseeing. So war es eigentlich vorgesehen“, sagt Ehlers.

Aber es kam anders. Seine Frau baute eine Bindung zu einem kleinen einjährigen Mädchen auf, das im Waisenhaus lebte. „Statt zwei Wochen Sightseeing folgten zwei Wochen voller Termine bei einem Rechtsanwalt. Am Ende konnten wir dann unsere neue Tochter mit nach Hause nehmen“, sagt der dreifache Familienvater. Ein weiterer Wendepunkt in seinem Leben.

Spagat zwischen Familie und Projekt

Zurück zu seinem Wirken in Hagen: Klaus Ehlers war und ist maßgeblich am Wirken des Allerwelthauses in dieser Stadt beteiligt. Aus dem ursprünglich kleinen Ladenprojekt (Namibia-Shop) in Haspe wurde insbesondere durch sein Engagement und das Engagement seiner Frau das Hagener AllerWeltHaus ein überregionales Zentrum für Bildungs- und Kulturarbeit. Der Gedanke von einer besseren Welt fesselte die Eheleute so sehr, dass sich beide in ihrem Hauptberuf als Lehrer schon sehr früh zur Teilzeitarbeit entschieden, um gleichzeitig Kraft, Zeit und Geld in das Projekt zu stecken.

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„Es war immer ein Spagat zwischen Beruf, Familie und sozialem Engagement“, sagt Ehlers dazu. Aber rückblickend war es das alles wert. Als das Projekt „Weltladen“ 1979 zum gemeinnützigen Verein umgeformt wird, betreuten die Ehlers als Vorstandsmitglieder den Weltladen in verschiedenen Ladenlokalen, bis sie Ende der 80er-Jahre in die Potthofstraße ziehen.

Ehlers denkt nicht ans Aufhören

„1993 haben wir dann das Begegnungscafé Mundial gegründet. „Bis heute haben wir hier vor Ort die drei wichtigsten Säulen: Weltladen, Kulturarbeit und Begegnungscafé. Wir wollen noch lange weitermachen. Ich kann noch nicht ans Aufhören denken“, sagt Ehlers voller Überzeugung. Seinen 80. Geburtstag feiern wird er übrigens nicht: „Es ist ja Coronazeit. Die war auch für den Weltladen und besonders für das Café nicht leicht. Aber wir lassen den Kopf nicht hängen. Wie ich schon sagte: Ich bin überzeugt, dass man alles schaffen kann, wenn man es nur will.“