Hagen. 9000 potenzielle Haushalte für die Soforthilfe gibt es. Die Stadt hat schon vermeintliche Flutopfer weggeschickt. Wie Anträge überprüft werden

9000 potenzielle Haushalte. 9000 Haushalte, die in der Stadt vom Hochwasser betroffen waren und sind – und die Soforthilfe beantragen können. Dafür sind 30 städtische Mitarbeiter im Schichtbetrieb in Hohenlimburg und am Rathaus II im Dauereinsatz. „Zusätzlich bekommen wir Unterstützung vom Ordnungsamt und dem Quartiersmanagement, das bei der Übersetzung unterstützt, wenn es Sprachbarrieren gibt“, so Reinhard Goldbach, Leiter Fachbereich Jugend und Soziales.

Goldbach weiß auch darum, dass schon Menschen wieder weggeschickt werden mussten – zum einen, weil der Andrang so groß war (vor allem Mittwoch, wo sich die ersten Leute bereits um 6.30 Uhr am Bahnhof anstellten und gegen 10 Uhr ein Anstellstopp verhängt wurde). Zum anderen, weil sie nicht antragsberechtigt waren: „Wir hatten hier schon Leute mit auswärtigen Kennzeichen“, so Goldbach. Denn die Stadt schaut bei jedem Antrag ganz genau hin.

Abgleich mit Einwohnermelde-Datei

Hagen. Reinhard Goldbach an der Soforthilfe-Ausgabestelle am Hauptbahnhof
Hagen. Reinhard Goldbach an der Soforthilfe-Ausgabestelle am Hauptbahnhof © WP | Laura Handke

Allein bis Dienstagabend sind bei der Stadt mehr als 500 schriftliche Anträge (Landeshilfe) eingegangen, die nun bearbeitet und geprüft werden (Schadenssumme mindestens 5000 Euro abzüglich Versicherungsleistung).

„Hunderte Anträge haben wir vor Ort abgearbeitet“, so Goldbach, dass die Stadt mit Blick auf die potenziellen Haushalte eine Mammut-Aufgabe vor sich hat, auf die man aber durchaus vorbereitet gewesen ist: „Man muss sich dabei vor Augen führen, in was für einer kurzen Zeit wir das auf die Beine gestellt haben.“

Erst Donnerstagnachmittag kam die Mitteilung vom Land. Seit Dienstag wird ausgezahlt. Die Sparkasse musste extra Scheckvordrucke in Stuttgart produzieren lassen. Außerdem sind städtische Mitarbeiter Montag losgezogen, um Handzettel in den betroffenen Gebieten zu verteilen.

Verständnis und Dankbarkeit

Die Anträge werden vor Ort doppelt überprüft: „Eine erste Vorprüfung findet am Bahnhof in einem extra bereitgestellten Bus statt“, so Goldbach. Dort wird überprüft, ob die Antragsteller in einer betroffenen Straßen wohnen. „Wir gleichen das mit dem Straßenverzeichnis ab, welches anhand der Feuerwehreinsätze oder Schadensmeldungen erstellt wurde.“ An der Scheckausgabe wird der Personalausweis mit der Einwohnermeldedatei abgeglichen. „So können wir überprüfen, ob die Leute hier gemeldet sind. Aber auch, wie viele Haushaltsangehörige der Haushalt hat – denn danach richtet sich die Höhe der Zahlung.“

Goldbach weiß über den Unmut, der an der ein oder anderen Stelle aufgrund der Wartezeit entstanden ist: „Aber größtenteils sind die Leute sehr verständnisvoll. Viele sind vor allem dankbar, dass sie jetzt eine finanzielle Hilfe bekommen.“ Grundsätzlich dauere die Abwicklung etwa zehn Minuten pro Fall – vorausgesetzt, die Bürger kämen gut vorbereitet. Heißt: mit ausgefülltem Formular und Personalausweis-Kopie. „Ist das nicht der Fall, verlängert das den Prozess“, so Goldbach.

Aber klar ist auch: Jeder, der berechtigt ist, soll Hilfe bekommen. Das Angebot am Rathaus II sowie in Hohenlimburg wird daher auch in der nächsten Woche fortgeführt. „Genügend Mittel sind da“, betont Stadt-Sprecherin Clara Treude.

>>>> INFO: Update am Einwohnermeldeprogramm

Am Mittwoch habe man schon mittags einen Anstellstopp verhängen müssen: „Das lag daran, dass um 13.15 Uhr ein Update am Einwohnermeldeprogramm durchgeführt wurde. Daran sind externe Firmen beteiligt, man konnte das nicht verschieben“, so Goldbach. Das Update sei mit Blick auf die Bundestagswahl nötig und schon länger geplant.

Anträge können bis Freitag, 6. August, von montags bis freitags zwischen 8 und 16 Uhr vor dem Rathaus II oder der Bezirksverwaltungsstelle Hohenlimburg, Freiheitstraße 3, abgegeben werden.