Breckerfeld. Sabine Siemer ist seit Tagen unermüdlich im Einsatz, um Hagenern zu helfen: Lkw bringen Waren zu ihrem Haus, sogar die Feuerwehr rückte schon an.

Was Sabine Siemer aus Breckerfeld dieser Tage an Hilfsbereitschaft erlebt hat, kann sie überhaupt nicht in Worte fassen. Fassungslos hat sie nach der Starkregenflut die Bilder, Geschichten und Schicksale der Hochwasseropfer im Fernsehen und der Zeitung verfolgt. „Seit diesem Jahr bin ich in Rente. Ich wusste, dass ich nicht mehr groß irgendwo mit anpacken kann. Aber ich wollte trotzdem etwas tun“, sagt die Breckerfelderin.

Ohne groß zu überlegen, fängt sie an, Spenden in der Hansestadt für Hochwasser-Opfer zu sammeln. Bekommt Unterstützung vom Rewe-Markt, Rossmann und Edeka Preller vor Ort. „Man konnte ja nur bei uns über Bühren das Volmetal erreichen. Die Volmetaler waren ja abgeschnitten von der Außenwelt“, erinnert sie sich an die ersten Tage zurück. Und da konnte sie noch nicht absehen, was für eine Welle an Reaktionen ihr Sammelaufruf auslösen würde.

Tägliche Fahrten in betroffene Gebiete

Lkw bringen Waren zum Haus der Rentnerin. Kürzlich stand sogar die Feuerwehr mit dem Einsatzwagen vor ihrem Haus. „Die Kameraden haben eine Lieferung für uns abgeholt, vor dem Haus eine Kette gebildet und alles ausgeladen und rein geschleppt“, kann Siemer es immer noch kaum fassen. „Und in unserem Lager wird es langsam eng“, sagt die engagierte Helferin, die vorher als Tagesmutter gearbeitet hat – und die Betreuungsräume nun als Lager für die etlichen Hygieneartikel, Getränke, und unverderbliches Essen oder Babyartikel nutzt.

Mit ihrem kleinen, roten Citroën – „in den mehr reinpasst, als man denkt“ – fährt sie täglich Richtung Hagen und verteilt dort die Waren an Helfer und Betroffene gemeinsam mit ihrer Schwester aus Hagen. Wie viele Fahrten sie schon gemacht, wie viele Lebensmittel und Waren sie schon verteilt hat – sie weiß es nicht. „Es war viel. Sehr viel. Erst vergangenes Wochenende hat mein Sohn einen kompletten Lkw vollgeladen und ist nach Hohenlimburg gefahren“, sagt Sabine Siemer. Was sie gesehen haben in den letzten Tagen, war erschreckend und überwältigend zugleich. Menschen, die alles verloren haben und vor Trümmerhaufen stehen, die so gut wie alles über Nacht verloren haben. Menschen, die genau diesen Menschen helfen wollen, obwohl sie sich nicht einmal kennen.

Dank an alle Helfer

„Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich an die Bilder aus den betroffenen Stadtteilen und die immense Hilfsbereitschaft denke“, sagt Sabine Siemer gerührt. „An dieser Stelle möchte ich einfach auch einmal Danke sagen“, sagt die Breckerfelderin, die derzeit in der Hansestadt auf der Suche nach frei stehenden Räumen ist (siehe Box), die sie kurzfristig als zusätzliches Lager nutzen kann.

„Das alles hier ist ja nicht in ein paar Wochen erledigt. Die Menschen werden auch in drei, vier, fünf Wochen, vielleicht sogar in Monaten noch Hilfe brauchen. Wir wollen weiterhin sammeln, Tüten packen und verteilen – damit alle Betroffenen sich ihr Geld für Neuanschaffungen oder Reparaturen aufheben können, statt es für Lebensmittel oder Ähnliches auszugeben. Jeder Cent wird jetzt gebraucht.“

Wer eine leerstehende Räumlichkeit kennt, die Sabine Siemer kostenlos für die Lagerung von weiteren Spenden nutzen kann, kann sich bei der Breckerfelderin melden. Sabine Siemer ist erreichbar unter 02338/1779. „Am besten wäre es natürlich, wenn der Raum in Breckerfeld wäre, damit wir keine großen Wege zurücklegen müssen“, erklärt die ehemalige Tagesmutter.