Dahl. Die Dörfer im Hagener Volmetal sind von der Außenwelt abgeschnitten. Die Sintflut hat unfassbare Zerstörungen angerichtet.
Eingestürzte Brücken, überflutete Häuser, zerstörte Straßen – das Volmetal im Hagener Süden glich am Donnerstag – und das ist nicht übertrieben – einem Katastrophengebiet. Die Volme und die von den umliegenden Bergen niederstürzenden Bäche sorgten mit immensen Wassermassen für Chaos in Dahl, Priorei und Rummenohl. „Das ist mehr als schrecklich“, stöhnte Bianca Tintel, die ihre Wohnung nicht mehr betreten durfte: „Ich bin mit den Nerven am Ende.“
Vor ihren Augen spielten sich Szenen ab, die man sonst nur aus einem Hollywood-Streifen kennt. Die Osemundstraße, die von Priorei nach Breckerfeld führt, verschwand in der Tiefe. Erst sei da ein großes Loch gewesen, beschreibt Bianca Tintel den unglaublichen Vorgang: „Dann wölbte sich die Fahrbahn plötzlich nach innen, und dann war die Straße weg.“
Haus darf nicht mehr betreten werden
Auch interessant
Nun rauscht der Epscheider Bach mit ungeheurer Kraft an dem Haus vorbei, in dem sie zur Miete wohnt, und gefährdet die Statik des Gebäudes. Bianca Tintel musste ihre Wohnung verlassen, zog zu den Schwiegereltern nach Kalthausen. Ihr Hab und Gut musste sie zurücklassen, nur die Katze konnte sie retten: „Es ist eine Katastrophe.“
Auch bei Helma Kost am Ortsrand von Rummenohl sah es am Donnerstag fürchterlich aus. Im erst vor zwei Jahren neu angelegten Garten schwamm das Auto der Nachbarn, der Selkinghauser Bach hatte sich ein zweites Bett geschaffen und auch das Haus unter Wasser gesetzt. Mit dem Wasser kamen Schlamm und Dreck: „Es ist ein Chaos.“
Frau lässt Kinderwagen stehen
Auch interessant
Als die Volme am Mittwochabend über die Ufer trat, dauerte es keine 20 Minuten, bis Grundstücke und Straßen überschwemmt waren und die Keller und Häuser in Ufernähe vollliefen. In der Eile ließ eine Frau ihren Kinderwagen an der Straße stehen, trug das Baby auf den Armen.
Das Wasser bahnte sich mit Wucht seinen Weg durch den Boden, strömte teilweise aus Abflüssen und Hauswänden ins Innere. Binnen weniger Stunden ging nichts mehr.
Die Hoffnung: Kein neuer Regen
Die Straßen wurden gesperrt, schwere Räumfahrzeuge der Bundeswehr kamen zum Einsatz, doch weder über Dahl noch Breckerfeld gab es einen Weg ins Volmetal hinein oder heraus. Aufgeplatzter Asphalt samt tiefer Löcher machen die Durchfahrt vielerorts unmöglich. Die reißende Volme zerstörte mehrere Brücken, darunter die Brücke Rehbecke in Priorei und die Brücke Lücköge in Ambrock.
Wo es möglich war, machten sich Anwohner ans Aufräumen. Sofern das ging. Der pausenlos im Einsatz befindlichen Feuerwehr fehlten die Kapazitäten, um das schlammig braune und bereits modrig riechende Wasser aus den Häusern zu pumpen. Der Geruch von Öl und Benzin lag in der Luft. Autos wurden vom Wasser ebenso mitgerissen und zerstört wie Straßenschilder und Altglascontainer.
Straße ist nicht mehr existent
Langsam sanken dann die Pegel. „Wir hoffen einfach, dass es nicht wieder regnet“, sagten Anwohner am Roland. Stundenlang schaufelten sie Schlamm von der kleinen Brücke, die zu ihren Grundstücken führte. Die Straße dahinter ist praktisch nicht mehr existent, zu sehen sind nur noch Restbrocken des Asphalts.
Die Häuser stehen direkt am Fluss: „Unglaublich, was hier passiert ist, eine Katastrophe. Es hat sich quasi eine zweite Volme gebildet.“ Bei einem der Häuser reichte das Wasser bis zur Mitte der Fenster: „Das ist alles ein unglaublicher Schaden. Aber die Hauptsache ist, dass es allen gut geht.“