Hagen. Hagen erhielt vor 275 Jahren die Stadtrechte. Der Große Fritz war seinerzeit so gnädig. Aus dem einstigen Flecken wurde eine moderne Großstadt.
Kein Geringerer als der Große Fritz, der preußische König Friedrich II (1740 bis 1786), verlieh Hagen am 3. September 1746 das Stadtrecht. Dieser bedeutsame Vorgang, der nun 275 Jahre zurückliegt, trug für die Zeitgenossen keine spektakulären Züge.
Wie Ralf Blank, Stephanie Marra und Gerhard Sollbach in ihrem grundlegenden Werk „Hagen – Geschichte einer Großstadt und ihrer Region“ darlegen, handelte es sich „um einen bürokratischen Verwaltungsakt in Form einer in Kanzleischrift verfassten Bestätigung; eine repräsentative Urkunde über die Verleihung von Stadtrechten fehlt“. Zum ersten Bürgermeister wurde Heinrich Wilhelm Emminghaus ernannt.
Die Vergangenheit: Für ein Rathaus war kein Geld da
Die Ernennung zur Stadt hatte fiskalische Gründe, Preußen wollte die wirtschaftliche Entwicklung in der Region voranbringen. Auch das Bevölkerungswachstum sollte einen Impuls erhalten – die Rechnung ging auf: 1750 waren aus 670 Einwohnern 1200 geworden.
Die Errichtung eines Rathauses war der Regierung allerdings zu teuer, die Stadtverwaltung residierte jahrzehntelang in einem kleinen Fachwerkhaus am Markt und anderen notdürftig hergerichteten Gebäuden.
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Doch es ging aufwärts: Hagen wurde Dienstsitz des Kriegs- und Steuerrats für den südlichen Teil der Grafschaft Mark, Verwaltungssitz des Märkischen Bergamts, der Fabriken-Kommission, des Kreises Wetter sowie eines Landgerichts. 1750 wurde eine Lateinschule gegründet.
Der einstige Flecken an der Volme wuchs zu einem bedeutenden Industrieort heran.
Die Gegenwart: Stadt kämpft mit schweren finanziellen Problemen
Unter den deutschen Großstädten liegt Hagen heute mit knapp 190.000 Einwohnern an 41. Stelle. Seit Jahrzehnten hat die Stadt mit schweren finanziellen Problemen zu kämpfen, zwischenzeitlich türmte sich ein Schuldenberg von über 1 Milliarde Euro auf.
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Hagen muss seit diesem Jahr zudem ohne die Stärkungspaktmittel des Landes Nordrhein-Westfalen für die Nothaushaltskommunen auskommen. Während Hagen aus diesem Programm im Jahr 2011 noch 40,5 Millionen Euro Unterstützung erhielt, reduzierte sich die Unterstützung seitdem schrittweise auf Null, was nicht bloß durch Konsolidierungsschritte erreicht, sondern auch durch eine gute Konjunktur und anhaltend niedrige Zinsen begünstigt wurde.
Die Pro-Kopf-Verschuldung in Hagen lag zuletzt bei 6783 Euro und somit exakt 592 Euro niedriger als noch vor fünf Jahren. Der städtische Dispo (Liquiditätskredite) steht mit 970 Millionen Euro in den Miesen.
Zudem hat sich die Stadtgesellschaft rasant gewandelt. In den ersten beiden Jahrzehnten des Jahrtausends nahm der Ausländeranteil sprunghaft zu. 2020 hatten insgesamt 39.495 Menschen mit ausländischem Pass ihren Wohnsitz in der Volmestadt. Ein so hoher Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund birgt natürlich Probleme, nicht immer gestaltet sich das Zusammenleben von Bürgern aus allen möglichen Nationen und Herkunftsländern einfach.
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Was ebenfalls auffällt: Durch die Zuwanderung hat sich die Stadtgesellschaft stark verjüngt, derzeit leben in Hagen rund 40.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Dies entspricht gut 20 Prozent der Gesamtbevölkerung.
Hagen in der Zukunft: Bürger entwickeln Vision für 2035
Wo geht die Reise hin, wie wird sich Hagen weiterentwickeln?
Die Sommerserie „Wir schreiben Stadtgeschichte“
Die Stadt Hagen Hagen und unsere Zeitung feiern in diesem Jahr zwei besondere Jubiläen. Hagen wird 275 Jahre alt, während unsere Zeitung 75-jähriges Jubiläum feiert.
Die Sommerserie „Wir schreiben Stadtgeschichte“ beleuchtet in über 40 Folgen Meilensteine der Entwicklung der Stadt Hagen in den vergangenen 275 Jahren und schafft eine Einordnung zur Vergangenheit, der Gegenwart und blickt in die Zukunft.
Neben Expertengesprächen ist die Serie vor allem in Zusammenarbeit mit der Stadt Hagen und dem Fachdienst Wissenschaft, Museen und Archive der Stadt entstanden.
Eine Vision ihrer Stadt für das Jahr 2035 entwickelten Bürger, Politiker, Fachexperten und Verwaltung von 2017 bis 2020 im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK). In vielen Veranstaltungen wurden Ideen für die Zukunft der Stadt entwickelt und 16 strategische Ziele verabschiedet (etwa die Nutzung von Brachflächen, die Entwicklung zur Smart City oder die Erhöhung der Lebensqualität durch Reduzierung von Verkehrsbelastungen.
Oberbürgermeister Erik O. Schulz betont, das ISEK nehme alle Menschen in der Stadt in den Blick und orientiere sich bewusst am Leitbild der Agenda 2030 der Vereinten Nationen. „Dessen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung sind auch wichtig im Hinblick auf Maßnahmen, um in Hagen dem Klimawandel zu begegnen.“