Hagen-Mitte. Ein Protest-Sturm ist ausgeblieben, als die Sparkasse Hagen bekanntgab, sieben Filialen zu schließen. Die Politik will trotzdem mehr mitreden.

Die Information, dass die Sparkasse Hagen-Herdecke sieben von 14 mit Mitarbeitern besetzte Geschäftsstellen schließt, hatte Mitte Mai für großes öffentliches Interesse, aber für keinen Proteststurm gesorgt. Das wurde in der jüngsten Sitzung des Hagener Haupt- und Finanzausschusses noch mal deutlich, als die Vorstände Frank Walter und Frank Mohrherr ihr Vorgehen erläuterten. Allerdings nutzte die Politik die Bühne, die Streichungen der Sparkasse zu hinterfragen und forderte künftig mehr Mitsprache ein. Eineinhalb Stunden dauerte allein dieser Tagesordnungspunkt.

Vorsitzender des Sparkassen-Vorstandes Hagen-Herdecke: Frank Walter.
Vorsitzender des Sparkassen-Vorstandes Hagen-Herdecke: Frank Walter. © Unbekannt | Michael Kleinrensing

Aber wie kann es sein, dass die Politik sich schlecht mitgenommen fühlt, wenn im Verwaltungsrat der Sparkasse zwölf mitspracheberechtigte Menschen und Mandatsträger aus Hagen und Herdecke den gesamten Prozess begleitet haben?

SPD-Fraktions-Chef-Rudel: „Wir wollten Sie einladen, aber das ist uns verwehrt geblieben“

„Wir hätten uns das gern gemeinsam mit Ihnen überlegt“, richtete sich SPD-Fraktionsvorsitzender Claus Rudel direkt an den referierenden Sparkassenvorstand Frank Mohrherr, der gut vorbereitet und mit mehreren Folien in die Sitzung gekommen war und die Gründe der Sparkasse nochmals darlegte. „Wir wollten Sie ja einladen, aber das ist uns verwehrt worden“, so Rudel.

Rudel führte an, dass Sparkassen-Filialen wichtige Ankermieter in Ortszentren seien und dass es auch etwas mit Stadtentwicklung zu tun habe, wenn solche Filialen plötzlich geschlossen würden.

Ein korrekter Ablauf wäre eine solche Gesprächsrunde mit Ausschüssen der Stadt aber nicht. Träger der Sparkasse Hagen-Herdecke ist der gleichnamige Zweckverband der Städte, die demnach beide Eigentümer sind und von den Ausschüttungen des dem Gemeinwohl verpflichteten Bankhauses profitieren. In Hagen sind das inklusive Gewerbesteuer zehn Millionen Euro im Jahr. 4,1 Millionen Euro fließen zum Beispiel über Spenden in das Gemeinwohl. Im Gegensatz zu allen anderen Mitbewerbern am Markt muss die Sparkasse hier weitgehende Transparenz schaffen, was – nur auf den Wettbewerb geblickt – eigentlich ein Nachteil ist.

Verwaltungsrat der Sparkasse ist mit acht Hagenern besetzt

Im Verwaltungsrat der Sparkasse sitzen mit Thomas Walter (CDU), Oberbürgermeister Erik O. Schulz, Jörg Fritzsche (Grüne), Michael Gronwald (Hagen Aktiv), Dietmar Thieser (SPD) und Rüdiger Hentschel (Linke) Hagener, die das Geschehen direkt kontrollieren. Und auch Claus Rudel, der sich mehr politische Mitsprache wünscht, ist dort dabei.

Ein Problem: Die Verwaltungsratsmitglieder dürfen laut Sparkassengesetz NRW über Inhalte gar nicht sprechen. Auch nicht in ihren Fraktionen. Und so kann ein Mitglied – um beim Beispiel von Claus Rudel zu bleiben – auch nicht in seiner Fraktion oder einer öffentlichen Sitzung darüber diskutieren. Eine öffentliche Debatte bleibt aus.

Reaktionsvergleich: Sparkassen-Vorstand zieht Facebook-Kommentare heran

Sparkassen-Vorstand Mohrherr versuchte dazu, die Reaktion der Hagener Kunden auf die Geschäftsstellen-Schließungen zu bewerten. Zum einen habe es nur fünf Anschreiben von Kunden gegeben. Zum anderen machte er die Reaktionswucht an Facebook-Kommentaren unter der Berichterstattung in unserer Zeitung fest und verglich sie mit stark frequentierten Artikeln über das Abnehmen der Israel-Flagge vor dem Rathaus oder den Wirbel um die weitere Nutzung nach Verkauf des Garenfelder Gymnasiums. Er listete auch die Anzahl der Kommentare auf.

Und: Mitarbeiter der Sparkasse hätten versucht, Kunden aus diesen Kommentarspalten zu filtern und diese angerufen, um über die Entwicklungen zu reden. Mohrherr: „Die Kunden haben das sehr gewertschätzt, dass wir ihnen die Situa­tion erklärt haben.“ Die ganz große Entrüstung sei ausgeblieben.

Es gab Filialen, in denen sich keine persönliche Anwesenheit mehr lohnte

Denn die Kunden stimmten schon seit Jahren mit den Füßen über die Filialen ab. Und es habe eben Standorte gegeben, wo schon länger fraglich gewesen sein, ob sich für eine derart niedrige Besucherzahl noch gut ausgebildete Mitarbeiter vor Ort lohnen würden. Und in Gebieten wie am Kuhlerkamp beispielsweise, so reagierte Mohrherr auf das Stadtentwicklungsargument, sei der Infrastrukturabbau so weit vorangeschritten, dass ja nur noch die Sparkasse übrig geblieben sei.

„Und dennoch: Dass eineinhalb Stunden diskutiert wurde, zeigt das große Interesse an der Institution Sparkasse. Wir hatten einen guten Dialog“, fand Mohrherr.