Hagen. Eine Whatsapp-Nachricht sorgt am Sonntag in Hagen für Verwirrung. Es heißt, wer wolle, könne einfach so zum Impfen kommen. Die Hintergründe.
Am vergangenen Sonntagnachmittag strahlt die Sonne über Hagen. Über die Hälfte der Hagener Bevölkerung ist schon geimpft, und viele haben das Gefühl, dass der endlich durchbrechende Sommer so werden könnte wie der letzte. Ein bisschen gefühlte Pandemie-Pause, mehr Bewegungsfreiheit. Da kommt plötzlich eine Whatsapp-Nachricht auf Tausenden Smartphones in Hagen an. „Wer nicht geimpft ist: Mit Personalausweis, Krankenkassenkarte und Impfpass zur Stadthalle. Gibt Biontech.“ Aber hatten Stadt und Kassenärztliche Vereinigung nicht jüngst erklärt, dass in dieser und der nächsten Woche erstmal kein Erstimpfstoff zur Verfügung stehe?
Die Impfkontingente des Landes sind ausgeschöpft – kein Erstimpfstoff in Hagen
Das Impfzentrum in der Stadthalle erhält in dieser und der nächsten nicht eine Dosis Impfstoff für Erstimpfungen gegen Corona. Damit gerät das bislang so hohe Impftempo in der Stadt erheblich ins Stocken. Unsere Zeitung hatte diesen Zusammenhang erst am Ende vergangener Woche berichtet. Die Impfkontingente des Landes sind ausgeschöpft, der vom Bund zur Verfügung gestellte Impfstoff ist vollständig verplant. Für diese Woche werden deshalb ausschließlich rund 10.000 Dosen Zweitimpfstoff (Biontech: 7050, Astrazeneca: 2370, Moderna: 840) an das Hagener Impfzentrum geliefert, in der übernächsten Woche dann etwa 11.000 Dosen (Biontech: 7100, Astrazeneca: 1620, Moderna: 2380).
Viele Menschen aus „kritischer Infrastruktur“ kamen am Sonntag nicht zum Impfen
Vor diesem Hintergrund ist es umso erstaunlicher, dass Whatsapp-Nachrichten, die viele Impfwillige wohl für hoch offiziell gehalten haben, dafür sorgen, dass sich viele Menschen an einem Sonntag auf dem Weg zum Impfzentrum für eine Erstimpfung machen, wenn der Erstimpfstoff nur einen Tag später schon gar nicht mehr zur Verfügung stehen soll. „Im Impfzentrum haben Sonntag sehr viele Impfungen stattgefunden. Einige Zweitimpfungen und dazu sehr viele Impfungen für Menschen mit Vorerkrankungen und der kritischen Infrastruktur“, sagt Stadt-Pressesprecherin Clara Treude. Dazu gehört beispielsweise eine ganze Reihe an Vorerkrankungen wie Asthma, Diabetes, Adipositas, aber auch Menschen, die das 60. Lebensjahr vollendet haben. Zur kritischen Infrastruktur gehören beispielsweise Mitarbeiter im Apothekenwesen, in der Pharmawirtschaft oder im Bestattungswesen. „Viele sind aber nicht gekommen, und es zeichnete sich früh ab, dass Impfstoff an diesem Tag übrig bleiben würde“, so Treude.
Jeden Tag lange Schlangen von Menschen, die auf gut Glück vorbeikommen
Da es jeden Tag seit Bestehen des Impfzentrums zu Schlangen von Leuten komme, die auf gut Glück, ohne Termin und ohne in der aktuellen Impfpriorisierung an der Reihe zu sein, vorbeikämen, aber fast immer abgewiesen würden, habe auch am Sonntag eine solche Schlange vor dem Impfzentrum gestanden. „Wir haben dann kurzfristig entschieden, dass Menschen unter diesen Wartenden geimpft werden, damit kein Impfstoff verfällt“, sagt Treude. Und aus genau dieser Schlange müsse dann wohl auch per Whatsapp eine Nachricht rausgegangen, die sich tausendfach in Hagen verbreitete. „Von offizieller Seite gab es eine solche Meldung nicht. Wir als Stadt würden auf allen offiziellen Kanälen und in den Medien darüber berichten, wenn kurzfristig größere Impfstoffmengen übrig bleiben würden“, sagt Treude.
Corona-Teststelle in Hohenlimburg: Impfaktion an Fronleichnam
Auch wenn im Impfzentrum in dieser und der nächsten Woche keine Erstimpfungen verabreicht werden: An der Corona-Teststelle am Hohenlimburger Kirchenberg bittet Apotheker Christian Fehske an Fronleichnam erneut zu einer Sonderimpfaktion mit Restbeständen des Impfstoffes Astrazeneca aus seinem eigenen Bestand (Bericht siehe ).
Verabreicht werden dabei Erstimpfungen. Und: Mithilfe von Sonderkontingenten mit dem Einmalimpfstoff Johnson & Johnson kann eine fünfte Stadtteilimpfaktion am Freitag, 4. Juni, von 12 bis 16 Uhr, auf dem Marktplatz in Boele stattfinden. Der Impfstoff von Johnson & Johnson muss nur einmal verabreicht werden.
Für Personen, die in der Vergangenheit eine Thrombose hatten, eine Gerinnungsstörung haben, in einer hohen Cortisonbehandlung sind oder Frauen, die rauchen und gleichzeitig die Antibabypille nehmen, ist die Impfung mit dem Einmalimpfstoff Johnson & Johnson nicht empfohlen.