Hohenlimburg. Die Zahl der Teststellen in Hagen steigt. In Hohenlimburg eröffnete nun das erste Test-Drive-in im Bezirk. Wer zum Start vorbeikam

Der Betrieb auf der ersten Corona Drive-in-Teststraße in Hohenlimburg läuft. Das Prinzip: Mit dem Auto vorfahren, Scheibe runter, Stäbchen in die Nase, und wenig später das Ergebnis: Corona-positiv oder -negativ.

Erste Autoschlange vor dem Testzelt

Kurz nach Eröffnung um 10 Uhr stauten sich auf dem Kirchenbergparkplatz die ersten Fahrzeuge – auch Fahrräder – vor dem Testzelt. „Das sind alles spontane Besucher“, beobachtet Sebastian Grube den Verkehrsfluss interessiert. Dem Organisator der Teststraße am Kirchenberg bleibt dafür jedoch nicht viel Zeit. „Am Samstag wollen sieben Personen vorbeikommen, geht das?“, fragt eine Helferin aus dem Zelt, den Telefonhörer am Ohr. Grube nickt.

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Je mehr Bereiche des Alltags ein negatives Testergebnis benötigen, desto mehr gewinnen die Testzentren an Bedeutung. In der Schlange warten Menschen aus unterschiedlichen Gründen. Mancher will die älteren Verwandten im Pflegeheim besuchen, andere planen eine Flugreise, wieder andere wollen Sicherheit für den Beruf. „Ich arbeite im Kindergarten, und da ist es gut, Gewissheit zu haben“, sagt etwa Stefanie Gemke. Sie sitzt in ihrem Auto und hat gerade den Nasenabstrich hinter sich. Nach rund zehn Minuten weiß sie, ob sie Corona hat oder nicht – wenn auch nur grob.

Denn so oder so bietet der Schnelltest nur eine Momentaufnahme. Die letzte Sicherheit könne er nicht bieten, wie der Virologe Christian Drosten jüngst in seinem NDR-Podcast betonte. Demnach würden bei Schnelltests zwischen 40 und 60 Prozent der Infektionen übersehen. Trotzdem spricht sich Drosten für die Tests aus, sofern mindestens zweimal pro Woche getestet wird. Die nötigen Voraussetzungen sind am Kirchenberg vorhanden: Sieben Tagen die Woche soll die Teststelle auf dem Parkplatz geöffnet sein.

Abstrich vom Fachpersonal

Medizinisches Fachpersonal nimmt den Nasenabstrich ab, zur Verfügung gestellt vom Personaldienstleister Garant Medical aus Iserlohn. Niederlassungsleiter Sasa Panic: „Vor Corona haben wir in unserer medizinischen Abteilung nur Personal an Pflegeheime und Krankenhäuser vermittelt. Nun haben wir eine eigene Abteilung für die Testungen und allein 70 Leute im Einsatz, die sich um die Tests kümmern.“

Im Testzelt am Kirchenberg stehen Krankenschwestern und Rettungsdienst. Freundlich wird begrüßt, zwischendurch ein bisschen geflachst. „Sie haben kein Corona, aber sie sind schwanger“, scherzt eine Mitarbeiterin, als sie dem Autofahrer seinen negativen Testnachweis überreicht.

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Sie wollen Ruhe und Seriosität vermitteln, gerade in dieser zähen Pandemie-Zeit, die viele Leute einfach nervt. „Aus der Nörgelphase bin ich inzwischen raus“, sagt Organisator Sebastian Grube, der eigentlich Geschäftsführer von Brandschutztechnik Meyer in Hohenlimburg ist. In seinem Betrieb stapelten sich vor acht Jahren die Sachspenden für Flutopfer in Ostdeutschland. Nun hat der freiwillige Feuerwehrmann mit vielen Unterstützern die Teststation aufgezogen. Auch die Kooperation mit der Hagener Verwaltung habe hervorragend geklappt. Als Geschäftsmodell sieht Grube die Teststation für sich aber nicht. Richtig rechnen würde sich der Sieben-Tage-Betrieb eh nicht. „Auch wenn man es kaum glauben mag: Ich habe drei kleine Kinder zuhause und einfach wieder Bock auf Normalität. Dazu möchte ich einen Teil beitragen.“

Rund 2000 Tests pro Tag in Hagen

Seit Anfang März kann sich jede Bürgerin und jeder Bürger einmal pro Woche kostenlos auf Corona schnelltesten lassen. Positive Testergebnisse müssen die Teststellen täglich an das Gesundheitsamt melden. Es folgt ein PCR-Test, um das Ergebnis zu bestätigen. In den Teststellen der Stadt werden derzeit rund 2000 Corona-Tests pro Tag durchgeführt, so Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz am Donnerstag in der Ratssitzung. Ein Prozent der 2000 täglichen Tests sei positiv. Das positive Testergebnis werde in 80 Prozent der Fälle von einem PCR-Test bestätigt. Der PCR-Test spürt auch kleine Virenmengen auf und gilt unter Experten als sehr zuverlässig. Allerdings dauert es rund 24 Stunden, bis das Ergebnis vorliegt. Bei Schnelltests handelt es sich vorwiegend um Antigen-Tests, die Protein-Bausteine des Corona-Virus nachweisen. Sie gelten als sinnvoll bei Personen, die keine Krankheitssymptome haben und keinen bekannten Kontakt zu Covid-19-Infizierten.

Zuschüsse von Bund und Land für Testzentren

Die Kosten der Bürgertestungen werden den Teststellen nach Bundestestverordnung erstattet. Für Hagen läuft die Abrechnung über die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Wie die KVWL auf Anfrage mitteilt, zahle der Bund eine einmalige Anschubfinanzierung von 1000 Euro an den Betreiber eines neuen Testzentrums. Für jeden Abstrich gibt es einen Zuschuss von 18 Euro vom Bund. Zudem zahle das Land NRW pauschal 1000 Euro pro Monat an die Betreiber der Teststationen, so ein Sprecher der KVWL.

Zahl der Teststellen wächst

Inzwischen gibt es sechs Schnelltestzentren im Stadtgebiet. Am 18. April eröffnet zudem der Schnelltest-Drive-in Hagen auf dem Firmengelände der Spedition Neuhaus, Eisenstraße 1. Darüber hinaus gibt es Teststationen in Apotheken, Arztpraxen und bei Hilfsorganisationen. Einen Überblick über alle Teststellen im Hagener Stadtgebiet gibt es auf der Sonderseite „Hagen testet“ der Stadt.