Hagen. Nach den verbalen Attacken auf den Mann mit der Israel-Flagge vor dem Rathaus Hagen ist der Staatsschutz aktiv. Eine Täterin ist schon ermittelt.
Die antisemitischen Ausfälle gegen den Mann (44) aus Dortmund, der sich mit einer Israel-Flagge vor dem Hagener Rathaus postiert hatte, werden für einige der Beteiligten ein Nachspiel haben. Wie die Hagener Polizei mitteilte, wurde eine Frau (43), die den Mann anspuckte, wegen Körperverletzung angezeigt.
Zudem ermittelt der Staatsschutz wegen der antisemitischen Schimpfworte und Parolen, die aus der rund 50-köpfige Menschenmenge, die sich innerhalb kürzester Zeit um den Fahnenschwenker bildete, ausgestoßen worden waren.
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Die Polizei betonte, dass am Donnerstag zehn Beamte zum Rathaus entsendet worden seien, um den Dortmunder vor Anfeindungen zu schützen. Trotz des Menschenauflaufs habe die Polizei die Situation jederzeit unter Kontrolle gehabt.
Begleitschutz zum Auto
Der Mann, der es aufgrund der Bedrohungen schon bald mit der Angst zu tun bekam und seine Aktion abbrach, zeigte sich dankbar, dass ihn die Polizei in Schutz genommen und sogar bis zu seinem Auto begleitet habe: „Die Polizei hat meine Abreise gesichert.“
Auch Polizeisprecher Sebastian Hirschberg erklärte, die Polizei sehe es als ihre Pflicht an, den Schutz der Person und die Wahrnehmung der Grundrechte zu schützen. Hirschberg stellte klar, den Platzverweis hätten seine Kollegen zunächst ausgesprochen, weil der Mann unmittelbar vor dem Haupteingang des Rathauses gestanden und den Dienstbetrieb der Stadtverwaltung, in der noch Personalverkehr herrschte, gestört habe.
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Nach Rücksprache mit der Einsatzleitstelle sei die Situation kurz darauf neu bewertet und dem Mann mitgeteilt worden, dass er vor dem Rathaus seinem Anliegen nachkommen könne und die Polizei zu seinem Schutz vor Ort bleibe. Den eingesetzten Polizeibeamten seien keine rechtlichen und taktischen Fehler unterlaufen, betonte Hirschberg.
Oberbürgermeister gibt keine Stellungnahme ab
Oberbürgermeister Erik O. Schulz wollte am Freitag keine Stellungnahme zu den Vorfällen vor seinem Rathaus und das Verhalten des Hausmeisters, der den Fahnenschwenker verscheuchen wollte, abgeben. Allerdings ließ die Stadtverwaltung verlauten, durch die Aktion sei der Dienstbetrieb gestört worden, da noch Personal- und Publikumsverkehr stattgefunden habe.
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Mit den Mitarbeitern, die in die beiden Situationen am Mittwoch und Donnerstag involviert waren, werde man noch sprechen. Grundsätzlich würden städtische Objektbetreuer regelmäßig darin unterwiesen, wie sie mit Störfällen umzugehen hätten: „In Konfliktfällen sollen sie nichts riskieren, sondern bei Problemen die Polizei rufen.“
Ist Antisemitismus in Hagen verbreitet?
Weder Stadt noch Polizei wollten sich zu der Frage äußern, ob Antisemitismus in Hagen nur ein Randphänomen oder in bestimmten Kreisen weit verbreitet sei.
Der Fahnenschwenker, ein gebürtiger Hagener, hielt dagegen mit seiner Meinung nicht hinterm Berg: „Ich glaube, wir haben ein Problem und wenn wir länger schweigen, werden wir am Ende ganz schön alt aussehen. Die Juden können sich heute schon nicht mehr sicher fühlen, es gibt Angriffe auf Homosexuelle und irgendwann wird man sich zurückhalten müssen, sich als Atheist zu bekennen.“