Hagen. Mit einer Israel-Flagge postierte sich ein Mann vor dem Rathaus in Hagen. Das gefiel Passanten nicht. Es spielten sich erschreckende Szenen ab.

Auf seine ganz eigene Weise hat ein 44-jähriger Mann aus Dortmund vor dem Hagener Rathaus ein Zeichen im Flaggenstreit gesetzt: Just an der Stelle, an der die Stadt aus Angst vor Ausschreitungen die Israel-Flagge einholen ließ, postierte er sich mit dem blauweißen Nationalbanner des jüdischen Staates. „Aufgrund der schäbigen Aktion der Stadt habe ich mich veranlasst gesehen, Mut zu zeigen“, so der gebürtige Hagener, der aus Sorge um seine Sicherheit nicht mit Namen genannt werden möchte.

Es dauerte nicht lange, bis er von vorbei kommenden Männern und Frauen in übelster Weise beschimpft wurde („Kindermörder“, „Judenwichser“). Zahlreiche Passanten blieben stehen, brüllten ihn an und bedrohten ihn. Unser Reporter war Zeuge der Geschehnisse.

Situation kaum unter Kontrolle zu bringen

Zuerst versuchte ein städtischer Mitarbeiter, den Mann zu vertreiben. Dann erschien die Polizei auf der Bildfläche, die die aufgebrachte Menschenmenge zum Weitergehen veranlasste. Doch erteilte sie dem Mann einen Platzverweis, weil er angeblich nicht vor dem Rathaus stehen dürfe, doch wurde diese Anweisung später zurückgenommen, da es sich um einen öffentlichen Bürgersteig handelt.

Auch interessant

Der Mann, der mit seiner Aktion im wahrsten Sinne des Wortes Flagge für Israel und die Juden in Hagen zeigen wollte, bekam es sichtlich mit der Angst zu tun und brach seine Aktion schließlich ab: „Es war erschütternd für mich, dieses Ausmaß an Hass einmal persönlich zu erleben.“

Personalien aufgenommen

Schon am Mittwoch hatte er mit der Israel-Flagge vor dem Rathaus gestanden und sah sich antisemitischen Beleidigungen ausgesetzt. Statt ihn zu schützen, habe ihn ein Mitarbeiter des Rathauses darauf aufmerksam gemacht, er dürfe „den Oberbürgermeister nicht provozieren“ und solle verschwinden.

Auch die Polizei habe, statt ihn zu schützen, seine Personalien aufgenommen und ihn ebenfalls aufgefordert zu gehen. „Es wurde erörtert, ob ich jüdischen Glaubens sei, als spiele dies eine Rolle. Ich wurde nach dem Grund meines Verhaltens gefragt, als ginge das die Polizei etwas an.“

Auch interessant

Er habe sich auf das Recht auf freie Meinungsäußerung berufen, so der 44-Jährige: „Ich habe das Recht, vor dem Rathaus durch das Zeigen der Israel-Flagge meine Meinung zum Ausdruck zu bringen, ohne von der Polizei behelligt zu werden.“

Recht auf freie Meinungsäußerung

Er sei entsetzt über das Verhalten der Hagener Polizei und über die Menschen, die ihn verbal attackiert hätten: „Wer in einer Stadt wohnen will, in der die Flagge Israels nicht öffentlich gezeigt werden kann, der darf in Deutschland keine Heimat finden. Wenn in deutschen Städten die Flagge Israels nicht gefahrlos gezeigt werden kann, müssen nicht die Flaggen verschwinden, sondern die Gefährder.“

Polizei und Stadt erklärten auf Anfrage, der Mann habe „den Dienstbetrieb gestört“.

Allerdings stand er nach Feierband vor dem Rathaus und noch dazu auf dem öffentlichen Gehweg.