Hagen. Die Stadt Hagen hat die Israel-Flagge aus Angst vor antisemitischen Ausschreitungen eingeholt. Die Jüdische Gemeinde zeigt sich schockiert.

Am Tag vor der Parlamentsdebatte im Düsseldorfer Landtag hat sich die jüdische Gemeinde in Hagen zum Flaggenstreit um die Israel-Fahne vor dem Rathaus geäußert: „Wir sind schockiert von den jüngsten antisemitischen Vorfällen in Deutschland“, so Vorsitzender Hagay Feldheim. Von der Politik würden die Hagener Juden ein unmissverständliches Bekenntnis zum Existenzrecht Israels erwarten, „das uns in feierlichen Reden regelmäßig zugesagt wird“.

Wie zahlreiche andere Städte und Gemeinden in Deutschland hatte die Stadt Hagen am Mittwoch vergangener Woche die israelische Flagge am Rathaus gehisst, um auf den Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland am 12. Mai 1965 hinzuweisen.

Hinweis auf mögliche Ausschreitungen

Vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse im Nahen Osten sei das Hissen der Flagge von einigen Menschen jedoch als einseitige Solidaritätsbekundung für Israel aufgefasst worden, teilte die Stadt mit und ließ die Fahne wieder einholen. Dies sei nach Hinweisen der Polizei auf mögliche Ausschreitungen, wie sie dann in anderen Städten tatsächlich stattfanden, erfolgt.

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Das Einholen der Flagge sorgte in ganz Deutschland für Schlagzeilen und ließ kein gutes Licht auf Hagen fallen. Rudolf Damm, Ex-Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, warf der Stadt eine inakzeptable Verhaltensweise vor, mit der sie den jüdischen Mitbürgern in den Rücken gefallen sei: „Die Juden in Hagen haben sowieso schon Angst, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Diese Angst wird jetzt noch größer, wo sie sehen, dass der Staat nicht zu ihnen hält.“

Jüdische Gemeinde erhofft sich ein Signal

Auch die jüdische Gemeinde sieht die Entwicklung mit großer Sorge: „Mit dem Einholen der israelischen Flagge vor dem Hagener Rathaus ist uns fragwürdig geworden, wie stark ausgeprägt die sonst viel beschworene Solidarität mit Israel und der Jüdischen Gemeinschaft tatsächlich ist“, so Vorsitzender Feldheim.

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Von der Sondersitzung des Innenausschusses zu diesem Thema erhoffe er sich ein Signal: „Die Polizei muss Israel-Flaggen und jüdisches Leben unter allen Umständen schützen.“ Der Staat dürfe nicht kapitulieren vor der Androhung von Gewalt – auch nicht in Hagen. Solidarität mit Israel bedürfe einer Haltung und einer klaren Wertorientierung. Feldheim: „Die Devise muss lauten: Flagge zeigen, nicht einholen.“