Boele. Seit 22 Jahren ist der Geistliche verantwortlich im Norden. Jetzt tritt er in die zweite Reihe. Sein Nord-Bereich wird um drei Städte erweitert.

Es kommt zu einer Zäsur im Hagener Norden: Nach 22 Jahren im Amt wird sich Pastor Christoph Schneider (59) als Leiter aus dem Pastoralverbund Hagen-Nord zurückziehen. Elf Jahre vor seinem Ruhestand möchte sich der Geistliche mehr auf die Seelsorge konzentrieren, ohne die Verwaltung und Organisation eines ohnehin schon großen Pastoralverbundes. Hinzu kommt nämlich auch, dass der Pastoralverbund Hagen-Nord vor einer enormen Erweiterung steht, die für den künftigen Leiter einen deutlichen Mehraufwand bedeuten wird. Boele, Boelerheide, Helfe und Kabel werden mit Alt-Wetter, Herdecke und dem Dortmunder Stadtteil Syburg verschmelzen.

Arbeitsaufwand und Organisation werden immer größer

„Ja, natürlich habe ich das bei meiner Entscheidung, in die zweite Reihe zurückzutreten, auch im Blick“, sagt Pastor Christoph Schneider. „Ab 2024 wäre ich dann verantwortlich für diesen deutlich vergrößerten Bereich, und ich spüre schon jetzt, wie hoch der Arbeitsaufwand in den Gemeinden ist, für die ich bislang verantwortlich bin.“

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Um die Entwicklungen rund um die Pastoralen Räume nachvollziehen zu können, reicht allein ein Blick nur auf die Personalie Christoph Schneider. Vor 22 Jahren trat er als Pastor für St. Johannes in Boele und St. Andreas in Helfe an. 2001 kam durch den Tod des damaligen Kollegen dann der Bereich Boelerheide hinzu und 2010 noch St. Antonius in Kabel, als der dortige Pastor in den Ruhestand trat.

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Große Belastung auch durch den Bereich der Immobiliengeschäfte

Es sei zum einen eine Entscheidung mit Blick auf die Verantwortlichkeiten. Neben der Seelsorge, den Messen und dem ganz normalen kirchlichen Alltag im Hagener Norden, in dem die katholische Kirche weiterhin eine große Rolle spielt und durch Pastor Christoph Schneider auch eine gelebte Verzahnung zwischen Kirche und zivilem Leben schlägt, ist der Leiter eines Pastoralverbundes beispielsweise auch für alle Immobilien- und Grundstücksfragen in seinem Gebiet letztverantwortlich.

Zum anderen blickt Schneider aber auch auf seine körperliche Leistungsfähigkeit. Pastoren arbeiten bis zum 70. Lebensjahr. Weitere elf Jahre im bisherigen Pensum möchte sich Schneider nicht zutrauen und daher den Weg, vielleicht auch für einen jüngeren Kollegen, freimachen. „Ich selbst werde als Pastor im Pastoralverbund bleiben. Wo genau es für mich hingeht, kann ich noch nicht sagen. Klar ist nur, dass ich zum 4. Juli aufhöre.“ Die Personalabteilung des Erzbistums Paderborn sei ihm sehr entgegengekommen, als er im vergangenen Spätherbst mit seinem Wechselwunsch auf sie zugekommen sei.

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Aktiv auch im Boeler Dorfleben: Verzahnung von Glaube und Zivilgesellschaft

„Meine Hoffnung ist, dass sich ein neuer Kollege auch auf Boele, Boelerheide, Helfe und Kabel einlässt. Mit allem, was in diesen besonderen Stadtteilen dazugehört“, sagt Schneider. Loßröcke, Heidefreunde Schützen, Feierlichkeiten, Karnevalssitzungen – Schneider begriff das Pastorsein stets auch als Verpflichtung, am Leben in eben diesen Institutionen aktiv teilzunehmen.

„Die Gemeinde hat Mitspracherecht bei der Auswahl des neuen Pastors“, sagt der 59-Jährige. Eine mögliche Konstellation könnte auch sein, dass ein Pastor aus den künftigen Fusionsgebieten Alt-Wetter, Herdecke (Stadtbereich) oder Syburg für Boele und Umgebung mit zuständig sein könnte.

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Mitspracherecht der Gemeinde gilt historisch nur noch in Boele und St. Marien

Das Mitspracherecht gilt historisch nur noch in Boele und in der Gemeinde St. Marien. „Ich weiß auch, dass der künftige Pastorale Raum ab 2024 ein kurioses Konstrukt ist“, sagt Hagens Dechant Dieter Aufenanger. Für die Diskussion darüber komme man aber elf Jahre zu spät.

2010 waren diese Räume mit Blick auf die Entwicklungen bei den Mitgliederzahlen der Kirchengemeinden bereits festgelegt worden. Jeder Pastorale Raum habe neben dem leitenden Pfarrer mindestens einen zuständigen Pastor, daneben außerdem Gemeindereferenten und Kirchenvorstände, mit denen man die Arbeit verteilen könne. Aufenanger perspektivisch: „Die veraltete Vorstellung, dass in jeder Gemeinde ein Geistlicher vor Ort ist, wird es nicht mehr geben. In den Gemeinden muss das auch zu mehr Eigenverantwortlichkeit führen. Jeder darf sich da fragen, was er als Christ beitragen kann.“