Hagen. In der Corona-Zeit hat sich das Aufkommen im Paketzentrum Lennetal in Hagen erheblich erhöht. Mitarbeiter bewegen täglich Tonnen.

Asnoviq Nexhudin packt zu. Nicht einmal. Nicht zweimal. Hundertmal am Tag, tausendmal, abertausendmal. Er wird das nicht zählen. Zupacken, Paket aus dem Gitterwagen auf das Band. Immer wieder. Im Sekunden-Rhythmus. Er trägt eine Maske in der Corona-Zeit. Was Erleichterung ist, weil sie ihn vor einer Infektion schützt. Was aber auch eine Belastung ist in einer Zeit, in der eigentlich ständig Weihnachten ist. Zumindest hier, im Paketzentrum im Lennetal.

Werner Kunert weiß, was Asnoviq Nexhudin und hunderte andere Kollegen in den letzten Monaten leisten. Weil der Chef, der „Senior Sachbearbeiter“ wie es im Post-Neudeutsch heißt, im Paketzentrum immer wieder mal selbst mit anpackt. Damit er eine Gefühl dafür hat, worüber er spricht. Und weil es eben Rekordtage sind. Die Innenstädte sind wie leer gefegt, Geschäfte haben geschlossen, der Onlinehandel boomt. Und was bestellt worden ist, muss geliefert werden – zumeist mit der Post, mit DHL.

Alle 3,6 Sekunden ein Paket

571.017 Pakete allein am 16. Dezember

In der Zeit vor Corona waren im Paketzentrum Lennetal in Hagen rund 400 Menschen beschäftigt. Mittlerweile arbeiten dort 600 Menschen.Der Tag mit dem höchsten Paketaufkommen war der 16. Dezember 2020. 571.017 eingehende und abgehende Pakete wurden bearbeitet. Insgesamt wurden 2020 mehr als 100 Mio. Paketsendungen an der Buschmühlenstraße bearbeitet. 2019 waren es rund 90 Mio.Während des Lockdownshält das hohe Aufkommen an und hat sich über die Osterfeiertage noch einmal gesteigert.Das Paketzentrum wurde am 21. Mai 1994 eröffnet. Es verfügt über 34 Codier- und Auflegelinien.

„Für uns ist Weihnachten in Permanenz“, sagt Kunert. Und das hat wenig mit romantischer Festtagsstimmung zu tun. „Alle 3,6 Sekunden landet ein neues Paket auf dem Band. Im Schnitt wiegen die zwischen fünf und sechs Kilo. Wer hier arbeitet, bewegt täglich mehrere Tonnen.“

Jetzt ist Frühling. Und nach dem Umtausch-Rausch bedeutet das eigentlich: Es wird ruhiger. Aber die Post zählt wie andere Logistiker zu den Gewinnern dieser verfluchten Pandemie. „Das Sendungsaufkommen liegt zwischen 20 und 30 Prozent höher als in der Zeit vor Corona“, sagt Werner Kunert. Was irgendwie auch ein Zeichen dafür sei, wie systemrelevant die Branche letztlich ist.

280 neue Mitarbeiter im Paketzentrum Hagen

Während andere Unternehmen in der Corona-Krise auf Kurzarbeit umstellen oder sogar Menschen auf die Straße setzen mussten, hat die Deutsche Post eingestellt. 280 neue Mitarbeiter im letzten Jahr allein im Paketzentrum Hagen im Lennetal bei leicht gestiegener Fluktuation. „Wer bei uns anfängt, hat einen sicheren Arbeitsplatz“, sagt Werner Kunert, „aber es ist auch eine körperlich anspruchsvolle Arbeit.“

Immerhin: Man habe auch Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung in Lohn und Brot gebracht, sagt auch Postsprecherin Jessica Balleer. Und mit Schwerpunkt auf den Lohn und Seitenblick auf Mitbewerber sogar in guten. Die Deutsche Post zahlt pünktlich nach Tarif: 13,65 Euro pro Stunde – plus Zuschläge in der Nacht.

Pakete mit Fitness-Geräten und Gartenmöbeln

Hinter all dem steht der hohe Anspruch, die anvertrauten Produkte in kürzester Zeit bis zum Empfänger zu transportieren. „Aber man muss auch sagen, dass es in den andauernden Zeiten des Starkverkehrs einfach Grenzen gibt“, wirbt Kunert um Verständnis bei den Kunden, wenn ein am Abend bestelltes Paket nicht in jedem Fall am nächsten Morgen bereits ausgeliefert werden kann.

Welche Warensendungen den Boom auslösen, welche Branchen besonders profitieren? Da kann Kunert nur spekulieren. Über allem steht das Post-Geheimnis. „Aber ich denke doch, dass viele private Bestellungen mit dem Bereich Fitness zu tun haben“, sagt Kuhnert. Einigen Paketen sieht man das von außen durchaus an.

Die Gewichte sprechen Bände. Was auch für Pools und Gartenmöbel gilt. Waren, die jetzt nachgefragt werden. Weil niemand weiß, ob man im Sommer in den Süden fahren kann und zumindest im Garten und auf dem Balkon ein Hauch von Urlaubsstimmung aufkommen soll.