Hohenlimburg. In den Augen der Stadt hat das Hohenlimburger Lennebad keine Zukunft. Stattdessen soll der Schwimmbetrieb in Henkhausen laufen. Hier die Details.

Das Richard-Römer-Lennebad in Hohenlimburg ist dem Abriss geweiht. Angesichts der anstehenden Sanierungsentscheidung für die arg in die Jahre gekommene Badeanstalt hat sich jetzt die Stadtverwaltung in einem umfangreichen Papier dafür ausgesprochen, keine Millionenbeträge mehr in den Bau zu pumpen und die Immobilie stattdessen zugunsten einer Grünanlage dem Erdboden gleichzumachen. Stattdessen soll der Schwimmsport in Hohenlimburg langfristig gesichert werden, indem das Freibad in Henkhausen eine moderne Traglufthalle erhält und somit künftig ganzjährig nutzbar wird.

Modernste Technik für die Traglufthalle

Bereits in den 1990er-Jahren gab es in Hagen über dem Ischeland-Freibad eine Traglufthallenkonstruktion, die dann später auch in Henkhausen genutzt wurde.

Die heutigen Traglufthallen sind technisch und energetisch wesentlich ausgereifter und haben eine Haltbarkeit von bis zu 30 Jahren.

Die Kosten für die Errichtung einer Traglufthalle der modernsten Generation liegen bei einer Wasserfläche von 50 mal 23 Metern bei etwa 500.000 Euro inklusive der erforderlichen Herstellungs- und Installationskosten vor Ort.

Für Henkhausen ist dabei eine Traglufthalle der neusten Generation inklusive aller notwendigen Komponenten mit Eingangsschleuse bestehend aus einer Drehtür als Haupteingang und mindestens zwei Nottüren mit Panikbügel angedacht.

Dazu gehören zudem ein Zugangstunnel vom Kabinentrakt, eine Gebläseanlage inklusive Heizbrenner, ein Drahtseilnetzsystem mit Bodenrückverankerung und eine LED-Innenraumbeleuchtung.

Zudem soll die Halle über eine lichtdurchlässige Hülle verfügen, welche entsprechend Tageslicht einfallen lässt. Die Traglufthalle kann mit einem digitalen Fernwartungssystem ausgerüstet werden, welches Störmeldungen sofort anzeigt.

Die Druck- und Temperatursteuerung passt die Parameter der Halle automatisch den aktuellen Wetterverhältnissen an. Bei auftretendem Wind oder gar Sturm wird automatisch der Druck innerhalb der Halle erhöht und zusammen mit dem Drahtseilnetz die erforderliche Standfestigkeit gewährleistet.

Bei Schneefall wird durch die Erhöhung der Temperatur die zu erwartende Schneelast verringert. Die Steuerung per App wird gesondert ausgewiesen.

In der jüngsten Ratssitzung hatte die Politik die Verwaltung beauftragt, noch einmal Alternativen zur absehbar mindestens 7,8 Millionen Euro teuren Sparsanierung des Lennebades abzuklopfen. Zwar hatte Hagen aus dem „Investitionspakt Soziale Integration im Quartier NRW 2020“ etwa 4,4 Millionen Euro zugesprochen bekommen, doch bei genauerer Betrachtung des tatsächlichen Erneuerungsbedarfs stellte sich heraus, dass weitere Millionenbeträge aus der Kasse der Stadt sowie der Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft zugeschossen werden müssen.

Weitere Investitionen belasten Stadt

„Die Bereitstellung zusätzlicher Eigenmittel ist derzeit sowohl im städtischen Haushalt als auch bei der HVG finanzwirtschaftlich nicht ohne weiteres darstellbar“, erinnert die Stadt daran, dass Hagen als überschuldete Stärkungspaktkommune sich kaum weitere Investitionen aufhalsen könne. Zumal in den nächsten Jahren erhebliche Ausgaben für Schule, OGS, Kitas, Brandschutzbedarfsplan, Digitalisierung, Schumacher-Museum, Straßen, Brücken und Infrastrukturmaßnahmen bei der Umsetzung der INSEK-Stadtteilkonzept anstehen. Weitere Kosten der HVG aufzubürden, die mit der Hagenbad-Tochter ja auch das angrenzende Wohnhaus noch ertüchtigen muss sowie bei der Sanierung des Freibades in Hengstey gefordert ist, würden die Liquidität erheblich belasten.

Mit Hilfe einer Traglufthalle soll laut Stadt in Henkhausen das gesamte Jahr über der Schwimmbetrieb gewährleistet werden.
Mit Hilfe einer Traglufthalle soll laut Stadt in Henkhausen das gesamte Jahr über der Schwimmbetrieb gewährleistet werden. © WP | Michael Kleinrensing

Das Land hat derweil signalisiert, dass die Fördermillionen auch dann zweckgebunden nach Hagen fließen, wenn der soziale Kontext erhalten bleibe, plötzlich auftauchende Mehrkosten von der Stadt getragen und mögliche Alternativprojekte bis Ende 2024 realisiert seien. Diese Bedingungen seien in Henkhausen vollumfänglich zu erfüllen, meint die Stadt Hagen und erinnert zugleich an einen Ratsbeschluss aus dem Jahr 2019, wonach das vereinseigene Bad und somit auch die Zukunft des Hohenlimburger Schwimmvereins (HSV) langfristig gesichert werden sollten. Mit der Idee, auf die Sanierung des Lennebades zu verzichten und stattdessen in Henkhausen mit einer saisonal nutzbaren Traglufthalle das ganzjährige Schwimmen zu ermöglichen, könne der Verein auch verbindlich entscheiden, den Erbpachtvertrag für das Gelände um weitere 66 Jahre zu verlängern.

Edelstahlbecken und Behindertenlift

Zudem wäre durch die Gelder für das Schul- und Vereinsschwimmen sowie die zusätzlichen Einnahmen durch die öffentlichen Badezeiten eine solide finanzielle Basis für den HSV geschaffen. Damit würden bislang fließende Mittel aus der Sportpauschale für andere Zwecke frei.

Neben der Traglufthalle schlägt die Stadt vor, das Becken in Henkhausen, das schleichend Wasser verliert, durch eine Stahlwanne zu ersetzen und zugleich einen behindertengerechten Lift einzubauen. Selbst für den Einbau einer Sauna sei durch die großzügige Millionen-Förderung noch Spielraum. In Summe rechnet die Verwaltung Gesamtkosten von gut 1,5 Millionen Euro vor. Hinzu kommt, dass die jährlichen Energiekosten bei etwa 170.000 Euro liegen, während im Lennebad zuletzt 152.000 Euro aufliefen, obwohl dort zwischen Mai und September die Saison ruhte.

Damit bliebe sogar noch genügend finanzieller Spielraum, um das Lennebad abzureißen (680.000 Euro). Alternativ könnte dort ein attraktives gastronomisches Angebot geschaffen werden mit Blick auf den Park, die Lenne sowie das Schloss, schlägt die Stadt im Rahmen der INSEK-Planungen vor.

Weitere Alternativen wie beispielsweise ein Neubau am bestehenden Lennebad-Standort (mindestens 5 Millionen Euro netto ohne Sauna) sowie Neubauten am Kirchenberg, am Berge oder auch am Steltenberg wurden seitens der Verwaltung aufgrund erheblicher Mehrkosten, Unwägbarkeiten bei der Erschließung und den Grundstücken, möglichen Klagen der Anwohner sowie dem Risiko das 2024er-Zeitfenster nicht halten zu können, in der Abwägung verworfen.

Jetzt liegt der Ball wieder im Feld der Politik, die angesichts des Zeitdrucks jetzt zügig entscheiden muss, ob sie dem Vorschlag folgt. Am Donnerstag wird bereits der Haupt- und Finanzausschuss das Thema diskutieren. Der Rat wird sich nach den Osterferien (15. April) mit der Thematik befassen, die Bezirksvertretung Hohenlimburg sieht die Beratungsfolge erst am 22. April vor.