Hagen. Beim Bau der Lennetalbrücke sind keine Zuschauer-Flächen geplant. Grund: die Corona-Pandemie. Dabei steht der spektakuläre Querverschub bevor.
Das Corona-Virus macht den Menschen in Hagen auch beim Neubau der Lennetalbrücke über die A 45 einen Strich durch die Rechnung. Wenn sich das spektakuläre, seit acht Jahren andauernde Bauvorhaben am Freitag mit dem Querverschub seinem Ende zuneigt, bleibt die interessierte Öffentlichkeit ausgeschlossen. „Wegen der Pandemie werden keine Zuschauer-Flächen ausgewiesen“, bedauert Susanne Schlenga von der federführenden Autobahn GmbH des Bundes, dass beim einmaligen Verschub des fast einen Kilometer langen und 30.000 Tonnen schweren Brückenkolosses kein Publikum zugelassen ist.
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Zumindest ein Hagener aber wird das Zusammenführen der beiden Brückenhälften aus nächster Nähe betrachten dürfen. Michael Neumann (59) hat das Projekt von den ersten Überlegungen und Bauentwürfen im Jahre 2010 bis heute in leitender Position begleitet. „Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich in meiner beruflichen Laufbahn mal eine solch tolle Aufgabe umsetzen darf.“
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Der eloquente Neumann war es auch, der über Jahre hinweg nicht nur Journalisten, sondern auch die nahe der Riesenbrücke lebenden Menschen um Abbitte dafür bat, dass ihr Wohnumfeld immer mal wieder unter Lärm und Schmutz leiden musste: „Beim Abriss habe ich an manchem Kaffeetisch gesessen und den Anwohnern erklärt, was wir tun, um sie nicht allzu sehr zu belästigen.“ Während der Bauphase führte Neumann auch immer wieder Besucher über die Baustelle, um die Abläufe zu erklären: „Nur so lässt sich Verständnis dafür wecken, dass ein solch komplexer Neubau nicht in ein paar Monaten erledigt ist.“
Lennetalbrücke: Ein Koloss wird verschoben
Tatsächlich findet der Verschub nun drei Jahre später statt als ursprünglich geplant. Für eine Baustelle mit diesen Dimensionen sei eine solche Verzögerung nicht ungewöhnlich, sagt Neumann. Immer wieder sei sein Team während der Bauphase mit neuen Herausforderungen konfrontiert worden, die zusätzliche Zeit beansprucht hätten. So hätten die Montage und Schweißarbeiten am gewölbten Übergang acht statt der veranschlagten drei Monate gedauert.
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Doch auch nach dem 5. März wird die Lennetalbrücke noch monatelang eine Baustelle bleiben – so lange nämlich, bis Pfeiler für Pfeiler auf die eigentlichen Lager umgesetzt worden ist und die Fahrbahnübergänge, die die Längsausdehnung der Brücke ausgleichen, eingebaut worden sind. Davon werden die Autofahrer, die in Richtung Dortmund oder Frankfurt brausen, freilich ebenso wenig etwas mitbekommen wie von der Renaturierung des Grund und Bodens unterhalb der Brücke, der jahrelang von Kränen, Baggern und Betonbrocken malträtiert wurde. „Die Flächen, die für diesen Bau beansprucht wurden, sind schon enorm“, sagt Christoph Geck, Umweltbau-Begleiter bei der Autobahn GmbH.
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Als Ausgleich für den unvermeidlichen Eingriff in die Natur, den solch ein Bauvorhaben nun mal mit sich bringt, wurde nahe der Brücke ein alter Stollen als Fledermaus-Quartier geöffnet, auf einer Wiese ein Flachgewässer angelegt und die Lenne entfesselt. Inzwischen sei dort der seltene Flussregenpfeifer gesichtet worden, freut sich Geck: „Jetzt wollen wir das Gelände so herrichten, dass der Vogel hier auch gut brüten kann.“ Zudem werden 3000 Sträucher und 2000 Bäume gepflanzt.
Die Autobahn GmbH
Die Autobahn GmbH des Bundes hat am 1. Januar die Verantwortung für Planung, Bau, Betrieb, Erhaltung, Finanzierung und vermögensmäßige Verwaltung der Autobahnen in Deutschland übernommen. Sie ist somit auch für die zahlreichen Baustellen auf der A 45 verantwortlich.
Die Außenstelle Hagen ist direkt gegenüber der Fernuniversität an der Feithstraße 137a angesiedelt. In Hagen werden zukünftig 57 Beschäftige arbeiten. Da die Außenstelle zwischen A 1 und A 45 liegt, ist die Anreise mit dem Auto problemlos möglich. Aber auch an den ÖPNV ist der Standort dank der nahen Uni sehr gut angebunden.
Demontiert wird dagegen der im Juli 2015 auf der Lennetalbrücke aufgestellte Superblitzer, der der Stadt Hagen millionenschwere Einnahmen bescherte (allein 2016 waren es 4,4 Mio. Euro). Mittlerweile ist das Messgerät den meisten Autofahrern bekannt, 2019 brachte es nur noch 875.000 Euro ein. Wenn die Bauphase auf der Lennetalbrücke im Sommer endgültig endet, muss die Anlage abgebaut werden.