Hagen. Mit dem Bus über die Autobahn von Hagen nach Dortmund? Der Verkehrsverbund Rhein Ruhr hat ein Gutachten für Schnellbusse in Auftrag gegeben.

Wer in Hagen wohnt und in Dortmund studiert, der wird kaum mit Bus und Bahn zur Universität fahren. Je nachdem, welche Linie man wählt, beträgt die Fahrtzeit mindestens 60 Minuten. Die meisten Hagener dürften daher das Auto bevorzugen, mit dem man – keine Staus vorausgesetzt – schon nach einer knappen halben Stunde an Ort und Stelle sein kann.

Um den öffentlichen Nahverkehr und damit die Umwelt zu stärken, prüft der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR), zu dem auch die Hagener Straßenbahn AG gehört, die Eröffnung einer Schnellbuslinie, die am Hauptbahnhof startet und mit der die Universität in der größeren Nachbarstadt fast ebenso schnell erreichbar wäre wie mit dem Auto. Der Bus, so sieht es ein im Auftrag des VRR aktuell erarbeitetes Gutachten des Ingenieurbüros SMA und Partner AG vor, würde sein Ziel über die B54 sowie die Autobahnen A45 und A40 erreichen.

Strecke nicht durch den Bahnverkehr abgedeckt

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Schnellbusverbindungen sind bevorzugt auf Strecken vorgesehen, die nicht bereits durch Eisenbahnverkehr abgedeckt sind, sie zeichnen sich durch eine Haltestellen-Bedienung mit größeren Stationsabständen sowie die Benutzung von direkten Wegen und Schnellstraßen oder Autobahnen aus.

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Für die Stadt Hagen seien solche Verbindungen, zumal vor dem Hintergrund der Verkehrswende vom motorisierten Individualverkehr zu öffentlichen Verkehrsmitteln, von herausragender Bedeutung, unterstützt Jürgen Sporbeck, Verkehrsexperte der Hagener Grünen und Mitglied im städtischen Unterausschuss Mobilität, die Schnellbus-Pläne: „Gerade zwischen Hagen und Dortmund bestehen sehr starke Pendlerbeziehungen, viele Hagener arbeiten in Dortmund und umgekehrt.“ Doch derzeit gebe es zwischen Hagen und dem am nächsten gelegenen Dortmunder Süden weder eine direkte noch eine zeitlich akzeptable Verbindung, der gegenwärtige Öffentliche Nahverkehr müsse somit überwiegend über die beiden Hauptbahnhöfe abgewickelt.

Auch Stadtverwaltung arbeitet an dem Thema

In anderen Regionen bereits bewährt

Schnellbusse im Regionalverkehr gibt es bereits in einigen deutschen Städten oder Regionen, wenn auch unter anderem Namen. Andernorts heißen sie beispielsweise Express- oder XL-Busse.

So gibt es in Berlin Flughafenlinien nach Tegel, die nicht an allen Stationen halten, um Fahrgäste aus der Innenstadt schnell zum Flughafen Tegel zu bringen. Sie sorgen für eine wesentliche Entlastung auf den Straßen.

Doch nicht nur die Politik, auch die Hagener Stadtverwaltung hat sich des Themas angenommen, dem VRR aber gleichwohl eine alternative Streckenführung vorgeschlagen, die die Dortmunder Hochschule über Kirchhörde und Barop erreichen würde. Überdies haben die Verkehrsexperten im Rathaus zwei weitere Vorschläge erarbeitet, und zwar eine Schnellbusverbindung vom Hagener Zentrum über Hohenlimburg, Iserlohn, Letmathe und Hemer bis nach Menden sowie eine Schnellbuslinie vom Zentrum über Haspe, Silschede und Niedersprockhövel nach Hattingen.

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Der Gutachter hat zugesagt, diese Anregungen zu prüfen. Jürgen Sporbeck plädiert zudem für einen Anschluss des Hagener Lennetals mit seinen zahlreichen Beschäftigten an das Schnellbussystem. „Die Anbindung unseres größten Industriegebietes an den Öffentlichen Nahverkehr ist derzeit eine absolute Katastrophe, da kann man eigentlich nur das Auto nehmen.“

Auch Linie über die A45 von Lüdenscheid nach Dortmund im Gespräch

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m VRR-Gutachten wird Hagen bislang jedoch nur als Start- und Zielpunkt der Schnellbuslinie zur Dortmunder Universität vorgesehen. Immerhin findet die Stadt noch an zweiter Stelle Erwähnung, nämlich bei einem angedachten Schnellbus zwischen Lüdenscheid und Dortmund über die A45 – mit Vollgas an Hagen vorbei. „Das sorgt aus unserer Sicht für einen gewissen Unmut“, so Hagens Stadtsprecher Michael Kaub. Auch die Hagener Straßenbahn hat erklärt, es könne doch sinnvoll sein, Hagen in diese Strecke einzubeziehen und nicht an der Stadt vorbeizufahren.

Wie auch immer: Der Gutachter hat die zahlreichen Hinweise und Anmerkungen aller Städte und Verkehrsbetriebe in seinem Verbreitungsgebiet, das immerhin vom südlichen Münsterland bis Köln sowie vom Niederrhein bis Hagen reicht, gesammelt und wird diese in seine weiteren Planungen einfließen lassen.