Hagen. Vor zwei Wochen waren es 24 Fälle, jetzt sind 122 Fälle bekannt. Die Virus-Variante B.1.1.7 breitet sich in Hagen weiter aus. Die Hintergründe.
Die englische Coronavirus-Mutation trifft auch Hagen jetzt mit voller Wucht: Vor gut zwei Wochen meldete das Gesundheitsamt noch 24 Fälle im Stadtgebiet. „Inzwischen hat das Gesundheitsamt mittels Stichproben 122 Infektionen mit B.1.1.7 entdeckt“, so die Stadt. „Die britische Mutation ist in der Bevölkerung angekommen – auch in Hagen“, sagt Gesundheitsamtsleiterin Dr. Anjali Scholten.
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Das Gesundheitsamt führe im Rahmen des Infektionsschutzes in erster Linie Reihentestungen bei Ausbrüchen durch sowie Testung von Kontaktpersonen. „Hier zeigt sich deutlich: Wird bei einem Ausbruch die Mutation stichprobenartig nachgewiesen, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass auch bei den übrigen Positiven die Virusvariante vorliegt.“
Denn die britische Variante breitet sich nach bisherigen Erkenntnissen deutlich schneller aus. Das Virus sei „noch leichter von Mensch zu Mensch übertragbar und unterstreicht daher die Notwendigkeit einer konsequenten Einhaltung der kontaktreduzierenden Maßnahmen“, heißt es in einer aktuellen Risikobewertung des Robert-Koch-Instituts.
B.1.1.7 ist ansteckender, Impfung wirkt
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„Die britische Mutation ist ansteckender als der bislang bekannte Virus-Typ. Grund hierfür ist eine Änderung an den Spikes, das sind die Teile des Virus, mit denen es an die menschlichen Zellen andockt“, betont auch die Stadt. Nach bisherigen Beobachtungen sei nicht davon auszugehen, dass diese Variante schlimmere Krankheitsverläufe oder mehr Todesfälle verursacht. „Hinweise auf eine verringerte Wirksamkeit der Impfstoffe gibt es bislang nicht.“
Vorgehen bei Ausbrüchen
Bei einem Corona-Ausbruch in einer Einrichtung – wie in Krankenhäusern oder Pflegeheimen – prüft das Gesundheitsamt die Ausbruchssituation genau. Nach Rücksprache mit anderen Gesundheitsämtern und der Bezirksregierung Arnsberg wird nicht mehr bei jedem PCR-Test eine variantenspezifische Untersuchung veranlasst. „Das erübrigt sich aus Sicht des Infektionsschutzes durch unser generelles Vorgehen“, so Dr. Scholten. „Bei einem Ausbruch lassen wir Stichproben untersuchen - wird in einem Fall die Mutation nachgewiesen, behandeln wir grundsätzlich jeden Positivfall in diesem Kontext so, als würde die Mutation vorliegen.“
Auch Hausärzte, die für die Testung symptomatischer Personen zuständig sind, können für positive Proben bei Verdacht eine variantenspezifische PCR-Testung im Labor in Auftrag geben. „In Hagen ist bislang nur die britische Virusvariante aufgetaucht – andere nennenswerte Mutationen wie die südafrikanische Variante sind nicht bekannt“, sagt Dr. Scholten.
Auswirkungen auf die Abläufe in den Krankenhäusern habe die aktuelle Entwicklung bislang nicht, so Clara Treude, „da die Krankenhäuser sowieso seit Monaten strengste Hygienemaßnahmen anwenden.“
Kein früheres Quarantäneende
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Bereits unmittelbar nach Auftauchen der ersten Hinweise auf B.1.1.7 hat das Gesundheitsamt sein Vorgehen hinsichtlich des Infektionsschutzes angepasst: Die Quarantäne- und Teststrategie in Hagen ist strenger. Alle positiv Getesteten - unabhängig davon, ob die Mutation vorliegt - werden zum Ende der Isolation ein zweites Mal getestet. Eine Entlassung aus der Isolation erfolgt erst, wenn der Test negativ ausfällt oder bei einem plausiblen Krankheitsverlauf über dem infektiösen ct-Wert liegt - das bedeutet, die Person ist dann nicht mehr ansteckend. „Auch die Kategorisierung als Kontaktperson 1 wird ausgeweitet, eine Reduzierung der Quarantäne durch ein negatives Testergebnis am zehnten Tag ist nicht mehr möglich“, so die Stadt.
Schulöffnung am 22. Februar
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In Vorbereitung auf die Schulöffnung ab dem 22. Februar haben das Gesundheitsamt und der Fachdienst Schule der Stadt bereits Kontakt zu den Schulen aufgenommen. Die Teststrategie und das Ablaufschema beim Auftreten von Coronafällen wurden aktualisiert, um den Infektionsschutz mit möglichst ungestörter Anwesenheit im Präsenzunterricht zu vereinbaren. „Die Öffnung ist aber nicht betroffen“, so Clara Treude.