Hagen. Die Polizei in Hagen hat eine neue Chefin. Nicole Heiden leitet das Präsidium so lange, bis der Innenminister einen neuen Präsidenten bestimmt.

Als ein Auto mit dem Martinshorn über die Feithstraße donnert, zuckt sie kurz in ihrem Stuhl. „Kennen Sie das? Wenn ich ein Polizeiauto höre, dann habe ich immer­ dieses spontane Bedürfnis, zum Fenster zu gehen und zu gucken­, wo es hinfährt. Das war schon immer so...“

Den Überblick hat sie hier in der achten Etage an der Hoheleye. Hier in ihrem Büro neben dem Zimmer des Präsidenten, das sie nicht bezogen hat. „Ich bin ja nicht der Präsident“, sagt Nicole Heiden. „Und die Wahrscheinlichkeit, dass ich es einmal werde, ist minimal.“ Und trotzdem hat eine Frau das Ruder im Polizeipräsidium übernommen. Sie, Nicole Heiden, Juristin, 38 Jahre alt, die im Hauptberuf die Verwaltung auf der Hoheleye leitet.

Wolfgang Sprogies hört zwei Monate früher auf

Als Hauptstelle zuständig für Teile Südwestfalens

Wolfgang Sprogies ist seit dem 1. Januar im Ruhestand.

Zuvor hatte der Arnsberger sechs Jahre lang das Polizeipräsidium auf der Hoheleye geleitet.

Der 65-jährige Jurist hat sich vorgenommen, sich zunächst in der Coronazeit seinen Hobbys zu widmen. Dazu zählen Spaziergänge mit dem Hund, das Fotografieren und das Lesen.

Das Polizeipräsidium in Hagen ist als Kriminalhauptstelle auch für Teile Südwestfalens zuständig.

Seit September ist die Bochumerin in Hagen an Bord. „Es war da schon klar, dass ich die Behörde stellvertretend leiten würde“, sagt sie, „lediglich der Zeitpunkt kam überraschend.“ Polizeipräsident Wolfgang Sprogies hatte den Schreibtisch zwei Monate früher geräumt als ursprünglich gedacht.

Sprogies genießt den Ruhestand, Nicole Heiden hat übernommen. Nicht den Schreibtisch, nicht das Büro des Präsidenten. Aber doch dessen Aufgaben. So lange, bis Innenminister Herbert Reul (CDU) einen neuen Präsidenten nach Hagen schickt. Wann das sein wird? Völlig offen.

Schon in Oberhausen den Umzug organisiert

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Die Neue ist erst seit September in Hagen, war vorher in gleicher Funktion in Oberhausen. „Ich hatte das Gefühl, ich brauch mal etwa neues“, sagt sie. Wobei das Neue gar nicht so neu ist. Auch in Oberhausen wird das Präsidium saniert, sind die Mitarbeiter in ein Übergangsgebäude gezogen.

Das steht im Juli – vermutlich noch in ihrer Übergangs-Amtszeit – auch in Hagen an. „Das Gute ist, dass hier die Leitstelle nicht mit umzieht“, sagt Nicole Heiden, „das ist dann noch einmal eine ganz andere Nummer.“

Umzug der Polizei Hagen ist mehr als Kisten zu packen

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An Herausforderungen aber mangelt es auch bei diesem Umzug von der Hoheleye in das ehemalige Telekom-Gebäude neben dem Otto-Ackermann-Platz am Ischeland nicht. „Wir sind systemrelevant, können nicht mal eben für ein paar Tage dicht machen“, sagt Nicole Heiden. „Bei uns ist immer das Licht an. Und das muss auch so bleiben. Solch ein Umzug ist mehr als nur ein paar Kisten zu packen. Es geht darum, dass Technik und Kommunikation ständig funktionieren müssen. Er bietet uns aber auch die Chance, Prozesse zu hinterfragen.“

Mit dem neuen Präsidenten übernimmt Nicole Heiden dann wieder ihre alten Aufgaben: „Ich habe einen tollen Job“, sagt sie und ergänzt mit einem Augenzwinkern, „die Verwaltung ist unheimlich vielfältig und bunt. Wir sorgen dafür, dass der Laden läuft. Wir haben das Geld, die Autos und die Waffen. Allerdings darf man sich selbst dabei nicht zu wichtig nehmen.“

Verwaltungsleiterin möchte im nächsten Leben Polizistin werden

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nd trotzdem bleiben da dieser Hang, zum Fenster zu gehen und dieser Traum. Vom Blaulicht, vom Martinshorn. „In meinem nächsten Leben würde ich Polizistin werden“, sagt Nicole Heiden, „raus auf die Straße, im Wachdienst arbeiten. Nur im Frühdienst – da könnte man mich vergessen...“