Hagen. Der Hochstapler im Corona-Impfzentrum Hagen beschäftigt noch immer die Gemüter. Die Stadt erwägt eine Anzeige gegen den falschen Arzt.

Oberbürgermeister Erik O. Schulz hat auf die Kritik der Stadtschulpfegeschaft reagiert und Verständnis für die Bedenken und Zweifel von Hagener Eltern hinsichtlich der Tätigkeit des falschen Arztes (32) im Impfzentrum geäußert. Er wies jedoch den Vorwurf zurück, die Stadt achte bei der Einstellung von Personal nur oberflächlich auf die Qualifizierung der Bewerber.

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Der Mann habe sich als jemand ausgegeben, der er nicht war und sich Titel und Qualifikation in betrügerischer Weise angeeignet, so Schulz über den Hochstapler, der zum Jahreswechsel aufgeflogen war. Allerdings habe der falsche Arzt keineswegs in einem Arbeitsverhältnis zur Stadt gestanden, stellt Schulz klar, sondern habe dem medizinischen Personal des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zur Bekämpfung der Corona-Pandemie angehört.

Betrüger in betriebliche Abläufe integriert

In diesem Rahmen sei er in die betrieblichen Abläufe des Gesundheitsamtes integriert gewesen und sei „unter fachlicher Aufsicht“ mit der Einrichtung der Covid-19-Testzentren und dem Aufbau des Impfzentrums in der Stadthalle befasst gewesen: „Für die Stadt Hagen gab es zunächst keinen Anlass, an der Qualifikation des beim DRK beschäftigten ,Arztes’ zu zweifeln“, so Schulz.

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Nachdem die Bezirksregierung in Arnsberg jedoch festgestellt hatte, dass die Approbationsurkunde des vermeintlichen Mediziners offenbar gefälscht war, habe die Stadt umgehend dafür gesorgt, dass der Mann seine Tätigkeit beendete und keinen Zutritt mehr zu städtischen Einrichtungen erhielt.

Das Anforderungsprofil für Bewerber

Derzeit prüfe die Stadt, ob sie Anzeige gegen den Mann erstatten könne. Die Frage, wie es überhaupt zu dieser Situation kommen konnte und ob man etwas hätte merken müssen, stellten sich vermutlich alle, die jemals Opfer eines Betruges geworden seien, so Schulz: „Der Vorfall hat uns tief betroffen gemacht und wir werden ihn eingehend prüfen.“

Wenn die Stadt jemanden einstelle, wolle sie natürlich wissen, mit wem sie es zu tun habe. Zum Anforderungsprofil gehöre es, dass Bewerber sämtliche Zeugnisse, Urkunden und Bescheinigungen im Original vorlegen müssten. Wer mit Kindern und Jugendlichen zu tun habe, müsse zudem ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen.

Beschuldigter sitzt in Untersuchungshaft

Die von der Stadtschulpflegschaft geäußerte Sorge um das Wohl der Kinder könne er zwar nachvollziehen, so Schulz: „Ihre Frage, ob der Hausmeister, die Reinigungskraft oder die Schulsozialarbeiterin diejenigen sind, die sie zu sein vorgeben, stellt unsere Mitarbeiter jedoch unter einen Generalverdacht, den ich so nicht akzeptiere.“

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Der einschlägig vorbestrafte, notorische Betrüger sitzt weiterhin in Untersuchungshaft. Ihm wird gewerbsmäßiger Betrug in 28 Fällen in Tateinheit mit Missbrauch von Titeln und Berufsbezeichnungen sowie Urkundenfälschung vorgeworfen. Der Beschuldigte war seit Mitte 2020 im Auftrag des DRK für die Stadt Hagen im Rahmen der Pandemiebekämpfung tätig.