Breckerfeld. Städte und Kreis machen ihrem Unmut zum Impf-Chaos mit einem Brandbrief Luft. Zahlreiche Beschwerden trudeln auch im Rathaus Breckerfeld ein.
Das Chaos um die Impftermine hat auch das Breckerfelder Rathaus längst erreicht. Immer wieder melden sich Senioren und berichten, dass sie an der Impf-Hotline oder auf der Homepage gescheitert sind. Dieselben Erfahrungen machen aber auch jene Mitarbeiter an der Hotline der Stadt, die wiederum Senioren Unterstützung zugesagt haben.
„Auch wir kommen nicht durch“, sagt Bürgermeister André Dahlhaus, „bislang ist es uns gelungen, einen einzigen Termin im Auftrag zu vereinbaren.“
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Seit Montag können für die ab 80-jährigen im Ennepe-Ruhr-Kreis Corona-Impftermine für das Impfzentrum in Ennepetal gebucht werden. Aber: Bereits wenige Stunden nach dem Freischalten der Buchungswege via Telefon und Internet gab es zahlreiche Beschwerden über Erreichbarkeiten, Wartezeiten und die Qualität der Auskünfte sowie über die Verfügbarkeit von Erstterminen und das Zuteilen von Terminen für die notwendige zweite Impfung.
Viele Bürger sind verärgert
Aufgeschlagen sind die in den Rathäuser und im Kreishaus. Auch deshalb haben die Bürgermeister und der Landrat jetzt reagiert. „Wir sind unzufrieden und verärgert, weil unsere Bürger unzufrieden und verärgert sind“, erklärt Landrat Olaf Schade. „Natürlich ist die Corona-Impfung eine große Herausforderung. Dennoch müssen wir feststellen: Bei den Menschen wurde eine Erwartungshaltung geweckt, die bisher nicht ansatzweise erfüllt werden konnte.“
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Das sieht auch Bürgermeister Dahlhaus ganz ähnlich. „Unabhängig davon, dass die Homepage offenbar völlig überlaufen ist, ist sie auch nicht gut gemacht“, kritisiert er. „Sie ist nicht barrierefrei und stellt gerade ältere Menschen vor enorme Herausforderungen. Wir kriegen hier im Rathaus immer wieder Anrufe von Senioren, die verzweifelt sind, weil sie an der Anwendung und an der Technik scheitern. Irgendwie bleibt da immer auch etwas an den Kommunen hängen. Dabei sind wir nicht für dieses Chaos verantwortlich.“
Brandbrief an Minister
Ihren Unmut haben die Bürgermeister und Landrat auch in einem gemeinsamen Brief an NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann auf den Punkt gebracht. „Die Telefonhotline war und ist heillos unterdimensioniert und in der Qualität - wenn man denn durchkommt - viel zu oft mangelhaft. Das Onlinesystem ist für die angesprochene Zielgruppe und deren Angehörige weder logisch noch methodisch noch barrierefrei und damit für die Praxis ungeeignet.“
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Landrat sowie Bürgermeisterinnen und Bürgermeister verweigern, die Verantwortung für Verfahren und Abläufe zu übernehmen, die vom NRW Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit zu verantworten sind. Gleichzeitig fordern sie Laumann dazu auf, „die Terminbuchung auf ein System umzustellen, das einfach, logisch, selbsterklärend und damit für jeden handhabbar ist“.
Zusätzlichen Unmut löst im Schwelmer Kreishaus die Tatsache aus, dass aktuell keinerlei Angaben darüber verfügbar sind, wie viele Termine für das Impfzentrum die Kassenärztliche Vereinigung inzwischen vergeben hat, wie viele noch zu vergeben sind. Zudem sorgten Gerüchte von „ausgebucht“ für Unsicherheiten.
Klar sei: Mit Blick auf die dem Kreis bis zum 4. April Woche für Woche zugesagten Impfdosen sind in das System ab Montag, 8. Februar, 168 Termine pro Tag eingestellt. Ab Montag, 1. März, kommen dann noch die Termine für die notwendige Zweitimpfung dazu. Rechnerisch wäre man dann bei täglich 336 Terminen.
Alle sollen einen Termin erhalten
„Darauf sind wir im Impfzentrum vorbereitet, darauf werden wir uns einstellen. Im Februar öffnen wir die Türen zwischen 14 und 20 Uhr, ab März dann länger“, so Michael Schäfer, Leiter des Krisenstabs.
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Wie das Ministerium und die Kassenärztliche Vereinigung versichern, aber auch die Verantwortlichen in Kreishaus und Rathäusern, sollen am Ende alle ab 80-jährigen die notwendigen Termine erhalten. Die einen früher, die anderen später. Auf diesem Weg gelte es - bedauerlicherweise - viel Zeit, Nerven und Hartnäckigkeit aufzubringen. „Ein Umstand, der neben den technischen Unzulänglichkeiten aber eben auch dem Mangel an Impfstoff geschuldet ist“, so die Hauptverwaltungsbeamten.