Breckerfeld. Im großen Interview blickt Breckerfelds Bürgermeister André Dahlhaus zurück auf das besondere Jahr - und gibt einen Ausblick.

Sechs Corona-Tote, viele Kranke, abgesagte Feiern und Feste. Auf der anderen Seite steht die große Hilfsbereitschaft der Breckerfelder, die André Dahlhaus (CDU) Hoffnung macht. Was das Stadtjubiläum und den Hansetag angeht, so kündigt der Bürgermeister im Gespräch kurzfristig eine Entscheidung an.

Das Jahr ist gerade gestartet - was sind denn Ihre Wünsche für das Jahr 2021?

André Dahlhaus: Ich habe vor allem einen Wunsch: Dass wir die Pandemie in den Griff bekommen und dass wir das Leben möglichst schnell wieder so gestalten können, wie wir es bis vor wenigen Monaten noch kannten.

Inwiefern trifft die Corona-Krise die Stadt?

Natürlich stehen da an erster Stelle die sechs Todesfälle, die wir hier beklagen müssen und die in Zusammenhang mit Corona stehen. Jeder einzelne ist dramatisch und tragisch – vor allem natürlich für die Angehörigen, aber auch für uns als Gemeinschaft. Dazu kommen die Corona-Fälle, die einen sehr schweren Verlauf genommen haben. Auch davon gibt es in Breckerfeld leider einige.

Was bleibt Ihnen denn aus diesem Corona-Jahr besonders in Erinnerung?

Die Zeit, als es noch keine Vorgaben von Bund und Land gab, als wir auf örtlicher Ebene entscheiden mussten, welche Einschränkungen wir treffen – diese Tage waren sehr intensiv. In diese Zeit fiel die Schließung des Einzelhandels. Eine solche Entscheidung hinterlässt Spuren.

Ganz ehrlich: Ich hätte mir nicht vorstellen können, wie weit man in Freiheitsrechte von Menschen eingreifen kann. Uns war klar, dass es ein Infektionsschutzgesetz gibt. Allerdings kann ich mich nicht erinnern, dass es jemals Einfluss auf das genommen hätte, was wir hier vor Ort entscheiden müssen.

Was hat Sie persönlich 2020 bewegt?

Da ist mit Sicherheit die große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung. Familien und Freunde helfen sich untereinander. Nachbarn gehen einkaufen für diejenigen, die gerade unter Quarantäne stehen. Die Spontanaktion „Breckerfelder helfen Breckerfeldern“ ist ebenfalls ein Beispiel. Und auch mit den Kirchen haben wir uns immer wieder zu besonderen Hilfsangeboten abgestimmt – hier denke ich gerade jetzt an den Fahrservice für unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger zum Impfzentrum nach Ennepetal. Die Tatsache, dass Menschen hier im Ort bereit sind, sich spontan für andere zu engagieren, ist sehr ausgeprägt.

Dazu kommt das Verständnis der Menschen für die Entscheidungen, die wir als Kommune einfach treffen mussten. Viele halten sich hier an Vorschriften, viele halten sich an Abstandsregeln, weil ihnen auch die Dramatik der Situation bewusst ist. Diese Erfahrungen, die wir hier in Breckerfeld machen, das zählt sicherlich zu den positiven Erkenntnissen, die über die Pandemie hinauswirken.

Welche Auswirkungen hat Corona finanziell für eine schuldenfreie Kommune?

Die Corona-Krise ist mit deutlichen Verlusten verbunden – sowohl bei der Gewerbe- als auch bei der Einkommenssteuer. Das spüren wir im Haushalt sehr direkt. Natürlich haben Bund und Land da einen Teil ausgeglichen. Aber das gilt längst nicht für die kompletten Ausfälle.

Was bedeutet das denn für die größeren Projekte, die sich die Stadt für 2021 vorgenommen hat?

Was unsere finanziellen Ergebnisse angeht, müssen wir ohnehin Jahr für Jahr genau hingucken. Immerhin: Wir haben in den letzten Jahren die Basis dafür geschaffen, dass wir im Stande sind, Projekte auch eigenständig anzugehen. Im Haushaltsplan 2021 stehen einige kostenintensive Projekte - die Sanierung der Glörstraße oder der Bau des Retentionsbeckens an der Egenstraße. Dazu kommt ein neues Löschfahrzeug für die Feuerwehr oder auch die Notfallbeleuchtung in der Schule und im Sporttrakt. An diesen Plänen können und werden wir festhalten.

2021 ist das Jahr des Hansetags in Breckerfeld – was glauben Sie, was da überhaupt möglich ist?

Es gibt traditionell viele Feiern und Feste im Breckerfelder Kalender. Das geht schon los kurz vor Ostern mit dem „Goas-Moas-Fest“ der Feuerwehr Delle. Dann geht es weiter mit dem Tag des offenen Hofes bei Landwirt Baumeister, den Schützenfesten, dem Hansetag, den Feuerwehrfesten, der Kirmes. Wenn wir nun aber bis weit ins Jahr 2021 hinein mit Einschränkungen rechnen müssen, glaube ich nicht, dass man im Sommer in einem Festzelt mit 1000 Menschen wieder gemeinsam feiern kann. Wir haben zwar gelernt, dass sich Dinge in der Pandemie schnell entwickeln können. Gleichzeitig wissen wir aber auch, dass es lange dauert, bis Infektionszahlen abebben.

Gibt es denn für Hansetag und Stadtjubiläum einen Plan B?

In der Steuerungsgruppe sind wir uns einig, dass wir in den nächsten Wochen eine Entscheidung treffen müssen. Es braucht einfach eine gewissen Vorbereitung. Momentan liegen alle Planungen auf Eis. Falls die Feierlichkeiten abgesagt werden müssen, können wir den Hansetag mit Sicherheit nicht im nächsten Jahr einfach nachholen. Da findet er nämlich in Attendorn statt. Aber ein Stadtfest mit der Feier im Festzelt, das wir an das Jubiläum knüpfen, kann man auch im Jahr 2022 oder 2023 noch feiern.