Hagen. Offenbar verlief der Jahreswechsel 2019/20 in Hagen, so die Polizei, weitaus undramatischer als es die Berichte der Feuerwehr vermuten ließen.
Zumindest in der öffentlichen Aufarbeitung bleiben die tatsächlichen Vorgänge in der Silvesternacht 2019/20 in Altenhagen ein großes Mysterium.
Auch die Einlassungen von Polizei und Feuerwehr in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses brachten kein abschließendes, klares Bild von der nebulösen Situation zum Jahreswechsel rund um die Alleestraße.
Stadt versichert Schutz der Stadt
Oberbürgermeister Schulz stellte noch einmal grundsätzlich klar, dass die Stadt weder verbale noch körperliche Gewalt gegen ihre Mitarbeiter dulde und es in solchen Fällen den uneingeschränkten Schutz des Arbeitgebers gebe.
Es werde grundsätzlich Anzeige erstattet, und es gebe auch die volle Unterstützung durch das Rechtsamt.
Auf ihrer Facebook-Seite hatte die Hagener Feuerwehr nach der Silvesternacht eine dramatische Schilderung der Ereignisse hinterlassen, die massive Ausschreitungen gegen Einsatzkräfte vermuten ließ: „In Aufruhr versetzte uns ein Notruf einer unserer Rettungswagenbesatzungen, welche im Stadtteil Altenhagen versuchte, einer in Not geratenen Person zu helfen und plötzlich von einem Bürger verbal und körperlich angegriffen wurde“, hieß es dort. „Glücklicherweise konnten sich alle in den Rettungswagen retten, das machte den Angreifer doch offensichtlich so wütend, dass er auf den Rettungswagen einschlug und -trat. Als wäre eine solche Attacke aber nicht genug, wurde der Rettungswagen zusätzlich mit Raketen und anderen Feuerwerkskörpern beschossen.️ ️Ein weiteres Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr wurde durch Beschuss von Feuerwerk ebenfalls leicht beschädigt. Wir sind absolut fassungslos.“
Nachträgliche Wahrnehmung
Eine emotional geprägte Beschreibung, die in der Ausschusssitzung jetzt deutlich relativiert wurde. Ordnungsdezernent Thomas Huyeng sprach von einer deutlichen Differenz zwischen der erfolgten Berichterstattung und der nachträglichen Wahrnehmung. Hagens Polizeidirektor Hubert Luhmann meinte, dass aus polizeifachlicher Sicht die Sachverhalte in der Silvesternacht eher ruhig abgelaufen seien. Den Begriff „Angriffe“ setzte er verbal bewusst in Anführungsstriche. Im Vergleich zur Silvesternacht 2018/19, als die Polizei 168 Einsätze registrieren musste, verlief der zurückliegende Jahreswechsel mit 127 Alarmierungen sogar deutlich unaufgeregter, berichtete Luhmann der Politik. Von Tumultdelikten könne überhaupt keine Rede sein, so der Polizeivertreter.
Kritik an Facebook-Darstellung
Innerhalb der Stadtverwaltung wird nach Recherchen der Stadtredaktion inzwischen sogar von einer relativ normalen Silvesternacht gesprochen, in der es lediglich drei prägnante Einsätze gegeben habe. Von Ausschreitungen, so stellte der Verwaltungsvorstand rund um Oberbürgermeister Erik O. Schulz fest, könne überhaupt keine Rede mehr sein. Dabei soll der OB im internen Kreis auch die Einsatzkräfte kritisiert haben, die mit ihrem Post auf der Feuerwehr-Facebook-Seite tendenziell eine gewisse Stimmung geschürt hätten. Daraufhin hat Ordnungsdezernent Huyeng bereits das Gespräch mit Feuerwehrchef Veit Lenke gesucht, um deutlich zu machen, dass die Stadtspitze solche Darstellungen künftig nicht mehr dulde.
Vertreter der Politik machten deutlich, dass Angriffe auf Einsatzkräfte grundsätzlich nicht tolerierbar seien. Aber auch CDU-Fraktionsvize Jörg Klepper räumte ein, dass die Silvesternacht offenkundig doch nicht so dramatisch abgelaufen sei, wie zunächst dargestellt. SPD-Fraktionschef Claus Rudel unterstrich, dass die Null-Toleranz-Strategie der Polizei absolut richtig sei. Sein Fraktionskollege Werner König sprach von einer „objektiven und subjektiven Betrachtungsebene“ auf die Silvesternacht und forderte, fälschlichen Berichterstattungen entgegenzuwirken: „Die soziale Lage im Quartier ist keine Rechtfertigung dafür, sich so zu verhalten“, betonte König. Immerhin wären offenbar auch zahlreiche Leute aus anderen Stadtteilen rund um die Alleestraße unterwegs gewesen.
Oberbürgermeister Schulz stellte noch einmal grundsätzlich klar, dass die Stadt weder verbale noch körperliche Gewalt gegen ihre Mitarbeiter dulde und es in solchen Fällen den uneingeschränkten Schutz des Arbeitgebers gebe. Es werde grundsätzlich Anzeige erstattet, und es gebe auch die volle Unterstützung durch das Rechtsamt.