Hagen. Rumänische Kinder und deutsche Chorsänger machen beim Projekt „Gegenseitiges Verstehen durch Musik“ mit. Und wie wurde in Hagen geprobt?.

„Gegenseitiges Verstehen durch Musik“, so lautet der Titel eines vom Land NRW geförderten Integrationsprojektes mit rumänischen Kindern und deutschen Chorsängern. Die Pianistin Dr. Amy Tarantino-Trafton leitet das Projekt.

Frau Tarantino-Trafton, wie kam der Gedanke auf, mit rumänischen Kindern ein interkulturelles Projekt ins Leben zu rufen?

Im Grunde geht es um eine bessere Verständigung zwischen rumänischen und deutschen Bürgern und um den Abbau von Vorurteilen durch Musik. Hagens Kulturdezernentin Margarita Kaufmann hat mich für das Thema besonders sensibilisiert, denn Roma, besonders aus dem ostrumänischen Dorf Toflea, wandern seit einigen Jahren verstärkt in Hagen zu. Allerdings kam es bislang kaum zu persönlichen Kontakten zwischen Deutschen und Roma.

Amerikanerin lebt seit zehn Jahren in Deutschland

Amy Tarantino-Trafton ist gebürtige Amerikanerin. Die 48-Jährige lebt seit zehn Jahren in Deutschland, sie ist mit Joseph Trafton, Generalmusikdirektor am Hagener Theater, verheiratet.

Amy Tarantino-Trafton hat einen Master of Music und einen Doktortitel in Musik (Fachrichtung Klavier als Konzertfach), sowie ein Zertifikat in Non-Profit-Management.


Wie haben Sie die Sprachbarrieren gemeistert?

Gemeinsames Musizieren kann trotz sprachlicher und kultureller Barrieren Menschen zusammenbringen und ihre emotionalen Bedürfnisse befriedigen – das macht sich bei unserem Projekt deutlich bemerkbar.


Wann startete das Integrationsprojekt und was hat es zum Inhalt?

Seit Oktober wurden rumänische, deutsche und englische Weihnachtslieder von rumänischen Kindern und deutschen Chormitgliedern unter Corona-Bedingungen in kleinen Gruppen eingeübt. Mehr als 50 Teilnehmer haben mitgemacht. Unter den Teilnehmern waren etwa 30 Kinder zwischen sieben und 17 Jahren.


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Worauf haben Sie einen besonderen Wert gelegt?

Alle Kinder haben auch in den für sie fremden Sprachen die Lieder geprobt. Und es hat wunderbar geklappt. Musik ist eben grenzenlos.


Hatten Sie gegen Probleme anzukämpfen oder gab es Enttäuschungen?

Ursprünglich wollten die Chormitglieder ab Mitte November zusammen proben. Geplant war, dann an einem Adventssamstag kleine musikalische Spaziergänge durch die Stadt zu machen, um mit dem gemeinsamen Singen zum gegenseitigen Verstehen beitragen. Dann spitzte sich die Corona-Situation allerdings mehr und mehr zu, und wir haben uns nur virtuell getroffen.


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Was kam dabei heraus?

„Wir hatten ein Zoom-Meeting mit vielen Projektteilnehmern, und wir haben Aufnahmen, die vorher bei den Proben entstanden sind, zu mehreren Videos zusammengestellt. Diese Videos werden unter anderem auf dem YouTube-Kanal „Hagen singt!“ gezeigt.“ Im Projekt ging es übrigens nicht nur um das reine Singen von Weihnachtsliedern in verschiedenen Sprachen, sondern wir haben auch Onlineprobenformate entwickelt und Probenprotokolle erstellt.


Bei dem Projekt handelt es sich um ein echtes Kooperationsprojekt?

Genau. Es fand statt in Zusammenarbeit mit der Diakonie Mark-Ruhr Hagen, der Roma-Gemeinde Rugul Aprins Hagen, dem Pelmke-Chor, dem Kulturzentrum Kultopia und Mitgliedern des Kinderchors, Hauschors und Philharmonischen Chores des Hagener Theaters.


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Aus welchem Fördertopf wurde „Gegenseitiges Verstehen durch Musik“ gefördert?

Das von August bis Dezember laufende Projekt wurde vor allem vom Stipendienprogramm „Auf geht’s!“ des Landes NRW gefördert. Außerdem haben der Rotary Club Hagen und die Internationale Rathaus Apotheke das Projekt großzügig unterstütz.


Was hat Sie persönlich während des gesamten Projektes am meisten beeindruckt?

Ohne Frage – wie aufrichtig alle Teilnehmer waren, wie gut wir zusammengearbeitet haben und wie groß der Wunsch war, voneinander zu lernen. Ich glaube, dass unser mangelndes gegenseitiges Verständnis größtenteils auf den Mangel an Möglichkeiten, sinnvolle Erfahrungen miteinander zu teilen, zurückzuführen ist. Ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass wir uns durch Musik unabhängig von kulturellen, sprachlichen und anderen Unterschieden mit anderen verbinden können.


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Sie loben den besonderen Teamgeist, der sich in der Projektzeit entwickelt hat?

Ja, das Ganze ist wirklich eine Teamleistung. Tenor Matthew Peter Overmeyer und Monica Schanzer, Dozentin an der Max-Reger-Musikschule, waren bei den Proben mit allen Gruppen und bei den Aufnahmen von Übungsdateien einfach unersetzlich. Und Diego Dinca sorgte jede Woche dafür, dass die Kinder aus der Roma-Gemeinschaft auf dem Laufenden gehalten wurden und zu den Proben kamen.


Was wünschen Sie sich mit Blick auf das Projekt für die Zukunft?

Dass sich alle Beteiligten nach Corona endlich persönlich treffen können, um zu singen und Zeit miteinander zu verbringen.