Hagen. Die meisten evangelischen Kirchen in Hagen bleiben wegen Corona über Weihnachten geschlossen. Die Katholiken feiern dagegen Gottesdienste.
Für die evangelischen Christen ist diese Botschaft eine Schock-Nachricht: In ihren Kirchen wird es während der Corona-Weihnacht 2020 in Hagen im Gegensatz zu den Katholiken keine Präsenzgottesdienste geben. Auch die geplanten evangelischen und katholischen Freiluftgottesdienste an Heiligabend auf der Kampfbahn Boelerheide werden möglicherweise abgesagt.
Dagegen finden die ökumenischen Weihnachtsgottesdienste im Autokino auf dem Otto-Ackermann-Platz (24. Dezember um 14, 16 und 18 Uhr) statt. „Es ist ja ausgeschlossen, dass sich dort jemand anstecken kann, denn es gibt ja keine Kontakte“, so Wolfgang Herz, katholischer Gemeindereferent in Wehringhausen. Auch die Stadt Hagen will bisher nicht intervenieren und Gottesdienste untersagen.
Landeskirchen spricht Empfehlung aus: Keine Gottesdienste
Auch interessant
Der Evangelische Kirchenkreis Hagen hat sich in einer Vorstandssitzung hinter die dringende Empfehlung der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) vom Dienstag gestellt, in Zeiten des Lockdowns – und damit natürlich auch an den Weihnachtstagen – keine Präsenzgottesdienste stattfinden zu lassen.
Eine hochemotionale Entscheidung, denn für viele Menschen sind diese Angebote angesichts der strikten Pandemie-Auflagen die oft einzigen verbliebenen persönlichen Begegnungen während der Festtage.
Vorrang für den Infektionsschutz
„Rechtlich gesehen ist es uns zwar möglich, Gottesdienste zu feiern“, erklärt Superintendentin Verena Schmidt mit Blick auf die strengen Infektionsschutzauflagen in der aktuellen NRW-Corona-Schutzverordnung.
„Aber in aller christlichen Freiheit auch etwas nicht zu tun, was erlaubt ist, schließen wir uns der Empfehlung unserer Landeskirche an.“ Dies sei zweifellos schmerzhaft, aber angesichts des Infektionsgeschehens – so die Haltung des Kirchenkreises – das Gebot der Stunde. Ähnlich positionierten sich bei aller Betroffenheit auch die meisten Pfarrer nach einer Videokonferenz am Mittwoch.
Das letzte Wort hat das Presbyterium
Auch interessant
„Wir tun dies aus einem großen Verantwortungsgefühl heraus“, betont Schmidt weiter, die sich bewusst ist, dass in den Gemeinden bereits die intensive Vorbereitung läuft, die Weihnachtsgottesdienste möglich zu machen. „Der Auftrag der Weihnachtsbotschaft lautet jedoch in diesem Jahr 2020, Menschen so weit wie möglich zu schützen.“
Wie sich die einzelnen Kirchengemeinden in Hagen letztlich zu dieser Empfehlung verhalten, wird gemäß den protestantischen Entscheidungshierarchien kurzfristig durch die gemeindlichen Gremien, also die Presbyterien, bestimmt. So haben sich Haspe, Emmaus, Christus und Matthäus bereits auf eine Absage der Gottesdienste verständigt, die weiteren stehen aus. Stattdessen rücken Alternativen wie CDs mit Videogottesdiensten oder auch digitale Formate in den Fokus.
Auch interessant
Doch nicht alle evangelischen Pfarrer teilen diese Auffassung. So will Juliane im Schlaa von der Stadtkirchengemeinde sich dafür einsetzen, die Kirchen an Weihnachten zu öffnen. „Ich fände es falsch, die Gottesdienste ausfallen zu lassen. So wie wir einkaufen, um essen zu können, braucht auch unsere Seele Nahrung.“ Diesen Standpunkt wolle sie auch auf der Sitzung des Presbyteriums vertreten.
So planen die Katholiken in Hagen
Auch interessant
In den katholischen Kirchengemeinden stellt sich die Situation ganz anders dar, dort werden am Heiligen Abend sowie den beiden Weihnachtstagen die Gottesdienste wie geplant stattfinden. „Ich persönlich begrüße es, dass unsere Gotteshäuser geöffnet sind“, so Dechant Dieter Aufenanger: „Alle Gemeinden haben ausgefeilte Hygienekonzepte, so dass alle Besucher auf der sicheren Seite sind.“
Auch interessant
Zu den Schutzmaßnahmen gehört, dass die Gottesdienstbesucher während der gesamte Messe die Maske nicht absetzen dürfen und mindestens zwei Meter Abstand voneinander halten. Der Auftritt von kleinen Chor- oder Instrumentalgruppen sei erlaubt, so Aufenanger, die Besucher dürfen allerdings nicht mitsingen. Auch im Freien soll nicht gesungen werden.
Wer an einem Gottesdienst teilnehmen möchte, muss sich – möglichst bis zum 18. Dezember – im jeweiligen Pfarrbüro anmelden. Besucher ohne Anmeldung werden an der Kirchentür von einem „Begrüßungsdienst“ höflich, aber bestimmt zurückgewiesen.