Hagen. Die Stadtredaktion hatte über die überfüllten Schulbusse berichtet, jetzt steigt der offizielle Druck. OB Schulz nimmt die Schulen in die Pflicht
Nun macht auch die Politik Dampf. Dass die Busse morgens und nachmittags so dermaßen überfüllt mit Schülern sind, dass das aus Infektionsschutzgründen mit nichts zu rechtfertigen ist , wird in der nächsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses von der SPD-Fraktion hinterfragt. Vor allem mit Blick auf die Möglichkeit, auf die Hilfe lokaler Busunternehmer zurückgreifen zu können – und zwar mit Fördermitteln des Landes. Ein Appell der Stadt als Schulträger mit Blick auf gestaffelte Schulanfangszeiten bleibt bislang unerhört.
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Die Stadtredaktion hatte die unwürdige und gefährliche Situation in der vergangenen Woche aufgegriffen. Während in der Schule strenge Hygienekonzepte greifen, stehen die Schüler eng aneinandergepresst in den Bussen. Zwar mit Maske, weil der Abstand von 1,50 Metern nicht eingehalten werden kann. Aber dennoch bleibt bei vielen ein Gefühl der Angst.
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Zusätzliche Verkehre möglich, aber Geld wird nicht abgerufen
„Und das kann ich auch verstehen“, sagt Claus Rudel, Fraktionsvorsitzender der SPD. Er und seine Kollegen wollen sich per Antrag die Auslastung der Busse noch einmal genau veranschaulichen lassen. Dazu will die SPD wissen, ob die Hagener Straßenbahn zur Entzerrung des Aufkommens die dafür vorgesehenen Landesmittel zur Finanzierung zusätzlicher Busverkehre abgerufen habe und ob es Initiativen der Schulverwaltung gebe, eine Entzerrung der Schulanfangszeiten für Hagen im Dialog mit den Verantwortlichen der Schulen zu erreichen.
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Die Entzerrung der Schulstartzeiten hatte die Straßenbahn zuletzt als Lösung betrachtet, den Schülerdruck aus dem morgendlichen und nachmittäglichen Busverkehr zu bekommen. Die Schüler könnten dann den normalen Linienbetrieb nutzen, ein Großteil der eigens dafür angeschafften 46 Einsatzbusse (rund 230.000 Euro pro Stück) könnte wegfallen. Für die Straßenbahn die Möglichkeit, Millionen einzusparen.
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„Im Schülerverkehr stellen wir fest, dass von den Schülern in der Regel fast immer das erste Fahrzeug genutzt wird. Dies ist in der Regel der Einsatzwagen, der kurz vor einem Linienwagen fährt. Der dann unmittelbar folgende Linienwagen wird in der Regel nicht mehr benutzt und fährt dann mit geringerer Auslastung hinter dem Einsatzwagen her“, sagt Dirk Thorbow, Sprecher der Straßenbahn. Darüber hinaus stelle man keine Überfüllung der Fahrzeuge in den Morgen- bzw. Mittagsstunden fest.
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Die Straßenbahn könne gemäß des Runderlasses des Ministeriums für Verkehr selber keine Landesmittel abrufen, um Linien durch Zusatzbusse von lokalen Unternehmern unterstützen zu lassen. „Diese Mittelbeantragung muss über den Aufgabenträger – in unserem Fall über die Stadt Hagen – erfolgen. Die Zuwendungen zur Förderung zusätzlicher Busverkehre wurde von der Stadt Hagen bereits für den Einsatzwagen für die Gesamtschule Eilpe beantragt. Für den weiteren Wagen von der Stadtmitte bis zum Konrad-Adenauer-Ring wird dies noch erfolgen“, so Thorbow.
Fernunterricht als Möglichkeit: Aber das Ministerium muss sich rühren
„Ich bin mir ganz sicher, dass eine wirklich spürbare Entzerrung der Situation in den Schulbussen nur mit einem Wechsel aus Fern- und Präsenzunterricht gelingen kann. Aber auch gestaffelte Schulanfangszeiten würden einen deutlichen Effekt mit sich bringen. Einen klaren Appell haben wir als Schulträger über die sogenannten Schulformsprecher bereits vor geraumer Zeit abgesetzt – allerdings nur mit sehr überschaubarem Erfolg“, sagt Oberbürgermeister Erik O. Schulz.
„Wir müssen und wir werden diesen Appell jetzt noch einmal mit sehr viel Nachdruck erneuern, denn als Stadt können wir eine solche Maßnahme nicht anordnen – das entscheidet die Schulkonferenz einer jeden Schule für sich selbst. Ich hoffe angesichts der nicht sinken wollenden Infektionszahlen diesbezüglich auf ein Umdenken und ein entsprechendes Handeln unserer Schulen hier vor Ort.“
Hagen steuert auf immer mehr Schulschließungen zu
Schulz hoffe aber auch auf ein Umdenken im Schulministerium, was die bislang ablehnende Haltung gegenüber geteilten Klassen anbelangt. Am Ende müssten quarantänebedingt immer mehr Schulen ganz für den Präsenzunterricht geschlossen werden und der Lernstoff werde nur noch online vermittelt. Schulz: „Das will niemand – leider zeigt aber auch die Entwicklung in unserer Stadt, dass wir uns diesem Szenario annähern.“
Das Beispiel Herne zeigt, wie es erfolgreich gehen kann
Im Bereich zwischen 7.30 und 8.30 Uhr können die Schulen in Abstimmung mit dem Schulträger (Stadt) die Startzeiten morgens frei vereinbaren. Darüber hinaus müsste man sich aber mit der Schulaufsicht in Arnsberg abstimmen.
Am Beispiel Herne wird seit Montag deutlich, wie es gelingen kann : Die Berufskollegs starten um 7.30 Uhr, die Unterstufen um 8 Uhr und die Mittelstufen um 8.45 Uhr. Alle 17 weiterführenden Schulen machen dort mit und die Busse sind leerer.