Hagen. Die Landesregierung möchte, dass der Sportunterricht stattfindet, doch der Oberbürgermeister in Hagen hat alle Hallen gesperrt. Was nun?
In vielen Hagener Schulen herrschte am Montag Verwirrung. Einerseits sah die aktuelle Coronaschutzverordnung der Landesregierung ausdrücklich vor, dass neben den anderen Fächern auch der Sportunterricht stattfinden solle. Andererseits hatte Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz am Freitag per Verfügung die Nutzung aller städtischen Sport- und Schwimmstätten verboten. „Ich bin ziemlich ratlos, wie wir uns jetzt verhalten sollen“, sagte Frank Grabowski, Leiter der Gesamtschule Eilpe und kündigte an, mit den Kollegen des sechsköpfigen Schulleitungsteams eine mögliche Durchführung des Sportunterrichts zu erörtern.
Dagegen bekräftigte Michael Kaub, Sprecher der Stadtverwaltung, am Montag noch einmal die Verfügung des Oberbürgermeisters. Dahinter stehe die Überzeugung, dass man den Vereinen die Ausübung ihres Sports aus gesundheitlichen Gründen nicht untersagen dürfe, Kinder und Jugendliche in den Schulen aber gleichzeitig einer möglichen Gefährdung durch Aerosole aussetze. „Das Infektionsgeschehen lässt eigentlich keine andere Entscheidung zu“, so Kaub.
Schulz strebt einheitliche Regelung an
Schulz habe sich außerdem mit den anderen Oberbürgermeistern und Landräten innerhalb des Regionalverbundes Ruhr (RVR) ins Benehmen gesetzt, um eine einheitliche Regelung durch die Landesregierung zu erreichen. Die Verwaltungschefs wollen verhindern, dass in einigen Kommunen Sportunterricht stattfinden kann, in anderen – wie Hagen – aber nicht.
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Manche Schulen suchen derweil nach pragmatischen Lösungen. An der Grundschule im Funckepark etwa findet der Sportunterricht, wenn das Wetter es zulässt, unter freiem Himmel statt. „Wir machen Bewegungsstunden außerhalb der Turnhalle“, erläuterte Rektorin Christine Proll. Das Schulministerium habe eigens dazu eine Anleitung mit verschiedenen Übungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt. Bei Regenwetter seien zudem Entspannungsübungen in den Klassenräumen vorgesehen.
Digitaler Unterricht kaum möglich
An der Funckeparkschule befinden sich derzeit alle Schüler einer ersten Klasse in Quarantäne, nachdem ein Schüler positiv getestet worden ist. Auch die Klassenlehrerin muss zu Hause bleiben. Am 6. November sollen alle Kinder getestet werden, erst danach können sie eventuell in die Schule zurückkehren. Bis dahin sei digitaler Unterricht kaum möglich, sagt die Schulleiterin. Viele Familien würden nicht über die entsprechende Ausstattung verfügen, und der Schule selbst seien seitens der Stadt bislang keine Geräte zur Verfügung gestellt worden.
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Immerhin: Die Schule hat aus der Not eine Tugend gemacht. Die Rektorin („Eine solche Situation konnte man ja kommen sehen“) hatte ihr Kollegium angewiesen, während der Herbstferien „Corona“-Mappen für den Fall der Fälle zu erstellen. Diese Übungsblätter können die in Quarantäne befindlichen Kinder jetzt zu Hause bearbeiten.
Leistungen werden diesmal benotet
Auch an der Gesamtschule Eilpe findet für die gesamte Jahrgangsstufe 12 sowie eine zehnte Klasse nach zwei Corona-Fällen derzeit kein Präsenzunterricht statt. Die betroffenen Schüler nutzen die Lernplattform Logineo. Schulleiter Grabowski betonte, dass anders als im Frühjahr Leistungen im Distanzunterricht diesmal benotet würden.
Sport ist Leistungskurs am THG
Besonders groß ist die Betroffenheit am Theodor-Heuss-Gymnasium (THG). Dort gibt es Sport als Leistungskurs im Abitur. Die Sportfachschaft will heute zusammentreten, um die Situation zu beraten.
Am Fichte-Gymnasium behilft man sich vorerst mit Sport im Freien, der Unterricht findet im Stadtgarten und im nahen Umfeld der Schule statt. So können z.B. Ausdauertests durchgeführt werden.
Eine nicht abgelieferte Aufgabe könne als nicht erbrachte Leistung gewertet werden; falls ein Schüler den Stoff aus technischen Gründen nicht bearbeiten könne, müsse er dem Lehrer bzw. der Schule telefonisch bzw. per Mail Bescheid geben.
Am heutigen Dienstag findet eine Reihentestung all jener Schüler aus den betroffenen Jahrgängen statt.