Hagen. Das Arcadeon möchte mit einem neuen Digital-Center Unternehmen die Augen für die Digitalisierung öffnen. Wir erklären die Ziele des Konzeptes.

Es gibt zwei große Antworten auf die anhaltende Corona-Krise: Impfstoff und Digitalisierung. Die medizinische Lösung wird herbeigesehnt, die technische ist bereits in vollem Gange und katapultiert die Wirtschaft – mit der Pandemie als zusätzlicher Transmissionsriemen – mit Wucht ins 21. Jahrhundert und somit ins Industriezeitalter 4.0. Aber was ist eigentlich der intelligenteste, maßgeschneiderte Weg für die einzelnen Unternehmen in diese angeblich so schöne neue Welt? Antworten darauf möchte künftig ein Digital-Center am Arcadeon liefern, das in Form eines Fortbildungszentrums an die Seminar- und Hotellogistik des preisgekrönten Hauses der Wissenschaft und Weiterbildung angedockt werden soll.

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WP-Redakteur Martin Weiske
Von            Martin Weiske

Dabei bleibt dieses Zentrum für digitale Welten nicht etwa bloß ein virtuelles Gebilde in den Sphären einer abstrakten Cloud, sondern soll ganz konkret an der Lennestraße Stein auf Stein – also sichtbar und zum Anfassen – errichtet werden. Als Bauplatz haben Arcadeon-Geschäftsführer Jörg Bachmann und Dr. Hubert Groten, der als ehemaliger Fernuni-Dezernent das Arcadeon-Konzept nicht bloß aus der Taufe gehoben hat, sondern bis heute als Spiritus Rector in der Kulisse das Erfolgsprojekt konstruktiv begleitet, den Parkplatz neben dem nördlichen Torhaus zur einstigen Villa Bleck ausgeguckt.

Das historische Gebäude, das bis zuletzt noch einer betagten Seniorin als vertrautes Wohnhaus diente, soll um ein zweigeschossiges, etwa 400 Quadratmeter großes Gebäude ergänzt werden, das durch einen Zwischentrakt angebunden wird und somit den historischen Charakter des Eingangensembles bewahrt. An das Torhaus auf der gegenüberliegenden Seite wurde ja bereits die „Hochschulübergreifende Fortbildung NRW (HÜF)“ der Fernuni angesetzt.

Investition mit Scharnierfunktion

Die geplante Millionen-Investition, für die noch in diesem Jahr der Bauantrag gestellt wird, soll – begleitet durch das NRW-Wirtschaftsministerium – etwa zu gleichen Teilen aus öffentlichen Mitteln sowie aus privatem Kapital (federführende Besitzgesellschafter des Arcadeons sind die Jörn-Kreke Holding KG, Wilhelm Wippermann AG sowie Dr. Sigurd Pütter) finanziert werden und das Arcadeon-Angebot um eine besonders innovative Facette erweitern . „Wir wollen das Scharnier zwischen den Hochschulen und der südwestfälischen Wirtschaft werden, die bis heute oft ein wenig mit den Universitäten fremdelt“, setzt Bachmann darauf, Berührungsängste abbauen zu können.

Glaubensimpuls für die Digitalisierung

Entwicklung mit wissenschaftlicher Begleitung

Das neue Digital-Center am Arcadeon­ wird künftig eng mit der Hagener Fernuniversität und dem dort ansässigen Institut für wissenschaftliche Weiterbildung GmbH verzahnt.

Dieses kann nicht bloß Produkte für die technologische Qualifizierung entwickeln, sondern zugleich soziokulturelle Fragestellungen verfolgen: beispielsweise, wie sich Unternehmen oder auch Behörden überhaupt für Digitalisierungsprozesse öffnen lassen und wie sich diese beschleunigt in den Arbeitsalltag implementieren lassen.

Gleichzeitig geht es bei der wissenschaftlichen Begleitung um Fragen, wie die Mitarbeiter mitgenommen werden können, wie sich Führungsaufgaben verändern oder auch welche emotionale Wirkung die Digitalisierung auf den Arbeitnehmer und den Menschen hat.

Arcadeon-Chef Jörg Bachmann verfolgt darüber hinaus noch das langfristige Ziel und die Vision, rund um das Digital-Center eine Community entstehen zu lassen, in der das dort erarbeitete Wissen den Teilnehmern anonymisiert zur Verfügung gestellt wird, um die weitere Entwicklung zielgerichteter vorantreiben zu können: „Ich denke an einen Marktplatz , der Wissen auch für andere zur Verfügung stellt.“

„Unser Ziel ist es, in einer Labor-Situation eine Werkstatt für Weiterbildungsprodukte zu entwickeln, um in den zahlreichen mittelständischen Betrieben, in denen sich derzeit häufig auch ein Generationswechsel vollzieht, die Digitalisierung zu fördern“, umreißt Groten den Anspruch des neu entstehenden Centers, das nach Möglichkeit im Jahr 2022 an den Start gehen soll. „Wir wollen die Unternehmer zumindest ins Grübeln bringen und ihnen konkret vor Augen führen, dass ein solcher Technologieschritt nicht etwa einem Zauberkasten entspringt, sondern sich beherrschen lässt und einen Betrieb auch voran bringt“, soll in Halden ganz nahbar präsentiert werden, was auf dem Digitalisierungsmarkt „State of the Art“ ist und welche Module passgenau den Weg in Richtung Zukunft eröffnen.

Bachmann und Groten denken neben der grundsätzlichen Faszination dabei auch an die konkrete Simulation von Unternehmensprozessen oder auch IT-Sicherheitsfragen – und das nicht nur in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsführern, sondern auch Coaches und Seminarleitern, die im Anschluss die erarbeiteten Erkenntnisgewinne auch schulen. „Wir bringen den Glauben an die Digitalisierung“, vergleicht Groten den Besuch im geplanten Digital-Center augenzwinkernd mit offenen Bekenntnissen in einem Beichtstuhl.

In Halden sollen zunächst abseits der betrieblichen Zwänge die innovativen Impulse der Digitalisierung entdeck- und erlebbar gemacht werden, um im Anschluss in einem zweiten Schritt zu spiegeln, wie die Technikvorteile für das eigene Unternehmen nutzbar gemacht werden können, welche Investitions- und Weiterbildungsschritte dafür erforderlich sind und wie sich somit ein Digitalisierungsflow in Gang setzen lässt. „Wir helfen hier über die Schwelle zwischen Theorie und Praxis“, sieht Groten in der Digital-Center-Idee ein zentrales neues Standbein, das auch die Zukunftsfähigkeit des Arcadeons absichert.