Hagen. Der Streit um die Rückendeckung der Hagener Jusos für René Röspels erneute Bundestagskandidatur droht den Parteinachwuchs zu zerreißen.

Die anhaltende öffentliche Auseinandersetzung in Reihen der Hagener SPD rund um die anstehende Kandidaten-Kür für die Bundestagswahl 2021 geht in die nächste Runde. Vor allem bei den Jusos tun sich immer tiefere Gräben innerhalb der Nachwuchsorganisation auf, was die ausdrückliche Rückendeckung für Mandatsinhaber René Röspel angeht. Nachdem sich der Vorstand zunächst hinter den 56-Jährigen und somit gegen einen Wechsel zu Parteichef Timo Schisanowski (39) gestellt hatte, meldete sich plötzlich die Juso-Vize-Vorsitzende Vanessa Jusaj zu Wort und unterstellte ihren Parteifreunden eine „selbstherrliche“ Führungskultur „nach Gutsherrenart“ sowie dem Bundestagsabgeordneten eine Günstlingswirtschaft, die auf Posten- und Job-Versprechungen fuße. Eine Einlassung, die die direkt angesprochene Vize-Juso-Vorsitzende Inger Eiben jetzt gegenüber unserer Redaktion als „haltlose Unterstellungen“ zurückweist.

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Vanessa Jusaj hatte in ihrer politischen Abrechnung mit dem Team um den Juso-Vorsitzenden Fleming Borchert neben mangelhafter Diskussionskultur vor allem kritisiert, dass es gar keine Positionierung bei den Jusos auf Vorstandsebene zu der Kandidaten-Frage – neben Röspel und Schisanowski hat auch der Altenhagener Genosse Edmond Gashi inzwischen seinen Hut in den Ring geworfen – gegeben habe. „Dass es keine Vorstandssitzung zu dieser Entscheidung gab, ist unter den Corona-Bedingungen richtig“, räumt Inger Eiben jetzt ein, „jedoch gab es eine Abstimmung über Whatsapp, bei der jedes Vorstandsmitglied die Möglichkeit hatte, seine Meinung zu äußern. An dieser Diskussion nahmen alle derzeitigen Juso-Vorstandsmitglieder teil und die Mehrheit hat sich für die Unterstützung René Röspels ausgesprochen.“

Entscheidung aus Überzeugung

Dies sei allerdings nicht deshalb geschehen, wie von Vanessa Jusaj dargestellt, weil den übrigen Vorstandsmitgliedern von Röspel das Bundestagsmandat 2025 in Aussicht gestellt worden sei: „Sie taten dies, weil sie René Röspel für einen geeigneten und bürgernahen Kandidaten halten“, so Eiben. Im übrigen habe der Abgeordnete auch gar nicht die Befugnis, Nachfolger zu installieren oder entsprechende Versprechungen abzugeben, sondern diese Entscheidung sei einer Delegiertenversammlung vorbehalten.

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„Abschließend möchte ich vehement der Behauptung widersprechen, dass meine Unterstützung für René Röspel auf wirtschaftlichen Abhängigkeiten beruht“, formuliert Eiben in ihrer persönlichen Erklärung. Ihre Juso-Kollegin Jusaj hatte zuvor einen direkten Zusammenhang zwischen der politischen Rückendeckung für den Abgeordneten und der aktuellen Tätigkeit Eibens in dessen Büro hergestellt. Dazu stellt Eiben klar, dass sie bereits im Vorjahr eine entsprechende Job-Offerte erhalten haben, diese jedoch aufgrund einer anderen Tätigkeit erst jetzt im Röspel-Büro annehmen konnte. „Das Interesse seinerseits, mich anzustellen, rührt nicht daher, dass ich Versprechungen gemacht habe, ich würde seine Kandidatur unterstützen, sondern daher, dass er meine Arbeitsweise von einem Praktikum aus dem Jahre 2017 bereits kennt und ich mich durch mein Studium der Politikwissenschaft und meine vorausgegangene Arbeitserfahrung für diesen Job qualifiziert habe“, weist Eiben jegliche Verdächtigungen zu wirtschaftlichen Abhängigkeiten von sich.