Hagen. Unter Mietern herrscht Unvertsändnis , dass die Wohngenossenschaft ausgerechnet in Zeiten von Corona und Kurzarbeit an der Mietschraube dreht.

Die Ruheständlerin glaubte nicht, was sie da las. Mit vielen Worten wurde ihr von der Gemeinnützigen Wohnstättengenossenschaft Hagen (GWG) mitgeteilt, dass die Miete jetzt erhöht werde. „Das kann doch irgendwie nicht sein“, wandte sich die alte Dame an die Stadtredaktion. „Da draußen ist die Coronakrise, viele Menschen sind in Kurzarbeit und wissen nicht, wie sie das Geld zusammenhalten sollen und die GWG erhöht erstmal die Miete um knapp 60 Euro.“ Zur GWG gehören über 4700 Wohnungen in Hagen. Zwänge und Nöte bei Mietern, Wohnungsvereinen und Genossenschaften – der Hagener Überblick.

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„Wir haben letztmalig eine Mieterhöhung 2015 durchgeführt. Da das Bürgerliche Gesetzbuch vorsieht, alle drei Jahre die Mieten zu überprüfen und, sofern die Werte des Mietspiegels nicht erreicht sind, um maximal 20 Prozent zu erhöhen, hätte eine weitere Mieterhöhung bereits im Jahr 2018 durchgeführt werden können“, erklärt Christoph Rehrmann, Chef der GWG.

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GWG-Geschäftsführer Christoph Rehrmann
GWG-Geschäftsführer Christoph Rehrmann © Michael Kleinrensing

Diese Erhöhung hätte man bei der GWG trotz hoher Investitionen in die Bestände nicht durchgeführt und auf Anfang 2020 verschoben. Ende 2019 sei dann beschlossen worden, diese Mieterhöhungen Anfang 2020 durchzuführen. „Stattdessen haben wir alle Mieter angeschrieben und erläutert, dass wir die bereits erstellte Mieterhöhung nicht durchführen werden, um Härten zu vermeiden. Dies wurde auch von vielen Mietern wohlwollend zur Kenntnis genommen. Nach nunmehr fünfeinhalb Jahren, in denen bekanntlich gerade die Kosten für Handwerksleistungen um zehn Prozent gestiegen sind, ist nun eine Mieterhöhung unumgänglich gewesen“, so Rehrmann. Die gesetzlich mögliche Erhöhung von maximal 20 Prozent habe man bei der GWG auf einen maximalen Höchstbetrag je Quadratmeter gekappt, um hier die Erhöhungen moderater ausfallen zu lassen.

Rücksicht auf Corona-Folgen

Die H agener Gemeinnützige Wohnungs GmbH (HGW), zu der rund 5000 Wohnungen in Hagen gehören, hat in diesem Jahr aus Rücksicht vor den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie keine flächendeckenden Mieterhöhungen vorgenommen. „Lediglich bei vier Wohnhäusern haben wir modernisierungsbedingte Mieterhöhungen vorgenommen, weil dort die Objekte maßgeblich energetisch und baulich verbessert wurden“, sagt Geschäftsführer Marco Boksteen. Letztendlich sei es für jedes Wohnungsunternehmen eine individuelle Entscheidung, ob Mieten erhöht würden oder nicht. Dazu käme laut Boksteen: „Jemand, der aktuell vielleicht noch aus einem alten Mietverhältnis 3,90 Euro je Quadratmeter zahlt, wird eine leichte Erhöhung einfacher verkraften als jemand, der bereits 6 Euro pro Quadratmeter zahlt.“ Zu Beginn der Pandemie gab es bei der HGW 15 Mieter, die Zahlungsschwierigkeiten hatten. Dort habe man Lösungen gefunden.

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HGW-Geschäftsführer Marco Boksteen
HGW-Geschäftsführer Marco Boksteen © Michael Kleinrensing

Beim Hagener Wohnungsverein mit seinen rund 6000 Wohnungen erfolgen Mieterhöhungen laut Geschäftsführer Matthias Lüdecke nur selektiv für einzelne Gebäude. „Betroffene Liegenschaften haben bei uns zwischen drei und sechs Jahren keine Mietanpassung erhalten. Die für dieses Jahr geplanten Mieterhöhungen wurden wegen der Corona-Pandemie ausgesetzt und um ein Jahr verschoben“, so Lüdecke. Da die Mieter jedes Jahr eine Nebenkostenabrechnung erhalten und dabei die Vorauszahlungen angepasst würden, entstehe bei vielen Mietern der Eindruck, die Miete würde jedes Jahr erhöht. „Dies ist aber nicht der Fall. Mietrückstände haben sich wegen Kurzarbeit etc. erhöht. Hier sind häufig Ratenzahlungen und gegebenenfalls auch Stundungen vereinbart worden“, so der Geschäftsführer.

Block-1-Schulprojekt bewegt sich im Schneckentempo

Obwohl die neue Grundschule in Wehringhausen auf dem Block-1-Areal, die als eine Außenstelle der Emil-Schumacher-Grundschule angedacht ist, seit Monaten durch die Schuldiskussion wabert, liegt bis heute nichts Konkretes zu diesem Thema auf dem Tisch.

Die Stadtverwaltung hat bislang lediglich durchblicken lassen, dass die Immobilie von der Gemeinnützigen Wohnstättengenossenschaft Hagen (GWG) realisiert und dann von der Stadt über mindestens zwei Jahrzehnte angemietet werde.

Zwar hat die GWG zwischen Minerva- und Lange Straße durch den Abriss des alten Wohnblocks längst den Platz für den Schulneubau mit Turnhalle sowie einen Kita-Komplex geschaffen, doch gestalterisch und inhaltlich liegt das Millionen-Projekt weiterhin im Nebel.

Zuletzt hakten die konzeptionellen Überlegungen an der CDU-Idee, in dem Komplex auch ein Lehrschwimmbeckenzu etablieren, um die Nichtschwimmerquote bei Grundschülern zu verbessern. Allerdings gibt es bislang noch keinen Konsens zwischen GWG und Stadt über mögliche Investitions- und Folgekosten eines solchen Angebotes.

„Wir haben im politischen Raum bislang nicht ein einziges Mal darüber gesprochen, wie diese Schule aussehen soll. Wir kennen weder Ansprüche noch Planungen“, bemängelt SPD-Fraktionschef Claus Rudel. „Bis die ersten Schüler in Wehringhausen unterrichtet werden, gehen noch Jahre ins Land“, drängt er auf schnelle umsetzbare Lösungen.

„Wenn wir in Wehringhausen eine neue Schule benötigen, dann sollten wir gewissenhaft und nach den modernsten Aspekten mit einem zeitgemäßen Raumprogramm und einem dazu abgestimmten pädagogischen Konzept planen“, fordert der schulpolitische Sprecher der SPD Hagen, Friedrich-Wilhelm Geiersbach, die fachliche Unterstützung der GWG durch eine Baukommission ein.

Seine Begründung: Wer Mietshäuser plane und baue, der habe nicht automatisch die Expertise dafür, welche Ansprüche heute an moderne Grundschulen gestellt würden.