Wehringhausen. . Die Lenkungskreis-Mitglieder Gabriele Haasler und Markus Körner üben scharfe Kritik an GWG-Geschäftsführer Christoph Rehrmann.
Gabriele Haasler und Markus Körner, Mitglieder des Lenkungskreises des Projekts Soziale Stadt Wehringhausen, reagieren im Namen eines Teils des Stadtteil-Gremiums auf eine Führung in einem Haus des Häuserblocks Minerva-/Ewald-/Gustav-/Lange Straße. Christoph Rehrmann, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnstättengenossenschaft Hagen (GWG), die Besitzer des Blocks ist, hatte bei dem Rundgang aufgezeigt, warum ein Abriss des Blocks aus Sicht seines Hauses unerlässlich ist (wir berichteten). Im Interview mit der WP halten Haasler und Körner dagegen.
Glauben Sie beide eigentlich, dass Sie den Abriss der Wohnblocks aufhalten können?
Markus Körner: Wir werden nicht müde, deutlich zu machen, dass Christoph Rehrmann und die GWG nicht die Wahrheit über den Häuserblock sagen. Bei der Führung wurde bewusst durch das heruntergekommenste Haus, nämlich das, das komplett leergezogen ist, geführt. Das ist unfair. In den noch bewohnten Bereichen ist es überhaupt nicht so schlimm. Die Keller und Wohnungen sind trocken, es gibt sogar ein Blockkraftwerk. Die Bewohner zahlen alle Warmmiete. Diese Bauten stürzen niemals ein.
Können Sie denn keines der Argumente der GWG für den Abriss nachvollziehen? Zum Beispiel, dass die Mieten bis zu 10 Euro pro Quadratmeter steigen, wenn der Block saniert würde?
Gabriele Haasler: Worüber die GWG nicht spricht, sind Fördergelder. Wenn man diese städtebaulichen Mittel anzapfen und die Sanierung damit querfinanzieren würde, müssten die Mieten am Ende auch nicht bei 10 Euro pro Quadratmeter liegen. Dann wäre es nämlich doch möglich, so einen Block für studentisches Wohnen zum Beispiel herzurichten. Oder altengerecht.
Bei der GWG ist man sich sicher, dass die verbliebenen rund 60 Mieter des 120 Wohnungen großen Blocks ein Umsiedlungsangebot in annehmen werden.
Markus Körner: Ich kenne allein 14 Mieter, die das nicht so einfach mit sich machen lassen wollen und die sehr an diesen Häusern hängen. Ich frage mich auch, wie in Hagen in diesem Jahr ein integriertes Stadtentwicklungskonzept gelingen soll, wenn Geschäftsführer von Wohnungsgenossenschaften sich einfach durchsetzen können, weil sie ihren Mietzins nach oben treiben wollen.
GWG-Geschäftsführer reagiert auf die Vorwürfe
Grundrissänderungen der unzeitgemäßen Wohnungen seien wirtschaftlich unmöglich, erklärt GWG-Geschäftsführer Christoph Rehrmann. Daneben gebe es Statik-Probleme mit den Balkonen, die seit Jahren zurückgebaut würden. Deshalb sei die Behauptung falsch, man würde nur das schlimmste Objekt darstellen. Die Sanierung der Wohnungen, unter Berücksichtigung des Brandschutzes und der Energieeinsparverordnung sei auch mit Fördergeldern unmöglich. Die Sanierung käme finanziell einem Neubau gleich, wobei die Wohnungen trotzdem nicht die nötigen Aufzüge hätten. Bereits seit 15 Jahren würde man zu günstigen Konditionen Studenten-Wohnungen anbieten. Was nicht zu einer erhöhten Nachfrage geführt habe. Auch Werbeaktionen bei Unis hätten keinen Erfolg gebracht. Das Grundstück sei für den Bau einer von der Stadt geforderten sechszügigen Kita prädestiniert. Von der Verwaltung sei auch gefordert, Einzelhandel in das Wohnquartier zu verlegen.
Ihre Fantasie für den Block ist studentisches Wohnen. Halten Sie das in Hagen wirklich für realistisch?
Gabriele Haasler: Gehen Sie in Wehringhausen mal vor die Tür und sprechen Sie mit jungen Leuten. Die wollen hier leben und suchen Wohnraum. Hagen hat geografisch eine besondere Position und kann für Studenten in Dortmund oder Wuppertal interessant zum Wohnen sein. Man muss Wohnen neu denken. In diesem Block könnte ich mir ein Miteinander von Jung und Alt, Singles und Menschen mit Kindern, Behinderten und Nichtbehinderten, Demenzwohngruppen, Kindergartengruppen usw. vorstellen.
Wichtig – so sehen es Verwaltung und GWG – wären für Wehringhausen auch eine mehrzügige Kita und ein Discounter. Genau das möchte die GWG anstelle des Wohnblocks errichten...
Markus Körner: Wie wir wissen, hat die Stadt sich schon nach alternativen Plätzen für den Bau einer Kita umgesehen. Wir halten es nicht für richtig, dass man kommuniziert, dass der Bau einer Kita und eines Discounters nur dort möglich ist, wo jetzt der Block steht. Im Sinne einer Stadtteilentwicklung muss man auch nach Alternativlösungen suchen.
Mit Gabriele Haasler und Markus Körner sprach Mike Fiebig