Hagen. Mehrfach haben Spaziergänger eine Rotte in Hagen beobachtet. Ein Förster erklärt, warum ein Abschuss im Fleyer Wald nicht in Frage kommt.
Eine Wildschwein-Rotte treibt im Fleyer Wald ihr Unwesen. Erste Spaziergänger haben die Tiere schon gesichtet, berichten von bis zu 18 Tieren. Zwei Anrufer haben ihre Begegnungen in den vergangenen Wochen bei der Unteren Jagdbehörde der Stadt Hagen gemeldet. Sie fühlen sich zunehmend unsicher bei Spaziergängen, gerade in Begleitung ihrer Vierbeiner.
„Die Spuren im Wald deuten darauf hin, dass sich dort eine kleine Rotte aufhält. Es könnten durchaus um die zehn Tiere sein“, schätzt Förster Martin Holl. Die genaue Zahl zu bestimmen, sei aufgrund der Weitläufigkeit des Gebiets und verschiedenen Zuständigkeiten fast unmöglich. Denn weite Teile des Waldes sind verpachtet und fallen somit nicht in seinen Zuständigkeitsbereich.
Bejagung problematisch
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Problematisch sei eine Rotte in dieser Größe erst einmal nicht. „Aber die Tiere vermehren sich zügig, die Fortpflanzungsrate liegt bei 100 bis 200 Prozent, abhängig von den Standortbedingungen oder dem Nahrungsangebot“, sagt Holl. Im Fleyer Wald irgendwann regulierend über eine Bejagung einzugreifen „wäre grundsätzlich zwar zulässig, eigentlich aber nicht denkbar.“ Die Tiere zu schießen, birgt zu viele Risiken.
So sollte man sich beim Aufeinandertreffen verhalten
Generell gebe es keinen Abschussplan oder eine Regelung, ab wann Wildschweine in einem Stadtgebiet bejagt werden müssten. Probleme verursachten die Tiere vorwiegend in Kleingärten oder auf landwirtschaftlichen Flächen.
„Sollte man bei einem Spaziergang auf eine Rotte treffen, dann sollte man sich ruhig verhalten, auf sich aufmerksam machen und auf keinen Fall auf die Tiere zugehen. Ratsam ist es dann, sich langsam zurückzuziehen. Wenn man einen Hund dabei hat, sollte man den Hund auf jeden Fall anleinen“, erklärt Martin Holl.
Zu hohe Besucherfrequenz im Wald
Einen Abschuss der Tiere im Fleyer Wald sieht der Förster kritisch. „Viele Bereiche liegen sehr nah an einer Wohnbebauung. Der gesamte Wald ist sehr beliebt und viel besucht. Es ist fast unmöglich, das Gebiet zu bejagen.“
Der Hintergrund: Die Kugel, mit der die Tiere geschossen werden, schlägt durch. „Sie kann im Zweifel zwei bis drei Kilometer weit fliegen“, weist Holl auf seine Bedenken hin. Ein zu großer Radius mit unwägbaren Gefahren für Mensch und andere Tiere. „Eine Drückjagd mit Hunden, wie wir sie beispielsweise im Stadtwald machen, ist hier ausgeschlossen.“ Zudem seien Wildschweine eigentlich eher dämmerungsaktiv, was die Bejagung erschweren würde.
Keine größeren Schäden bekannt
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Über größere Schäden im Bereich des Fleyer Waldes liegen bei der Unteren Jagdbehörde zur Zeit keine Meldungen vor. „Grundsätzlich gibt es Meldungen über durch Wildschweine verursachte Schäden in privat genutzten Hausgärten. Diese liegen meist in Randbereichen der Stadt, wo die Bebauung nahe am Wald liegt“, so Stadt-Sprecherin Clara Treude.
So hat beispielsweise die Hagenerin Astrid Rehrmann vor kurzem zwei Tiere in der Borgenfeldstraße in Boele gesichtet. „Sie haben das gesamte Feld umgewühlt und kommen immer näher an die Häuser“, beschreibt sie auch die Beobachtungen ihrer Nachbarn.
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Die Betroffenen hätten in einem solchen Fall keinen Anspruch auf Entschädigung der durch die Wildschweine verursachten Schäden, so die Stadt. „Angst haben wir keine, aber wenn der ganze Garten umgegraben wird, ist das natürlich sehr ärgerlich“, sagt Rehrmann. Auch in Halden am Rand vom Fleyer Wald sollen die Tiere schon mehrfach gesichtet worden sein.