Hagen. Wer werden die neuen fünf Hagener Bezirksbürgermeister? Ein Check zeigt, dass zwei Amtsinhaber ernsthaft zittern müssen.
Drei Tage vor der Kommunalwahl deuten sich erste mögliche Machtwechsel in der Hagener Lokalpolitik an. Vor allem in den fünf Hagener Bezirksvertretungen, die gemeinhin als bürgernaheste Gremien in der Lokalpolitik gelten. Während SPD und CDU jahrzehntelang die Bezirksbürgermeister in den Bezirken Haspe, Hohenlimburg, Mitte, Nord und Eilpe/Dahl stellten, dreht sich der Wind laut aktuellen Umfragen spürbar. Vor allem die Grünen und Hagen Aktiv spielen diesmal eine größere Rolle.
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Blickpunkt Haspe
55,3 Prozent im Jahr 2004, 42,1 Prozent im Jahr 2009 und 42,6 Prozent im Jahr 2014. Das sind die SPD-Ergebnisse in der Bezirksvertretung Haspe der vergangenen Jahre. Seit 2009 ist SPD-Mann Dietmar Thieser, der von 1989 bis 1999 Oberbürgermeister Hagens war, Bezirksbürgermeister im Hagener Westen. Aber ob er das bleibt? „Nach diesem Wahlkampf, der coronabedingt keiner war, habe ich überhaupt kein Gefühl. Ich bin selbstbewusst und will die gute Arbeit der letzten Jahre fortführen.“
Doch angesichts der politischen Stimmung sagt der Hasper Platzhirsch auch: „Ich schließe nicht aus, dass ich nach der Wahl vielleicht auch nicht mehr Bezirksbürgermeister bin.“
Einer, der gute Chancen hat, ist Hagen-Aktiv-Spitzenkandidat Michael Gronwald, seines Zeichens Polizist. „Wir wollen in Haspe einen Wechsel herbeiführen. Und ja, einen Wechsel zu mir.“ Es gilt nicht als unwahrscheinlich, dass das passiert, wenn der schlechte SPD-Trend in der einstigen Genossen-Hochburg Hagen erstmals kommunal durchschlägt und wahr wird, was Michael Gronwald für seine eigene Wählergemeinschaft prognostiziert: „Ich denke, wir werden in der BV ein noch stärkeres Ergebnis als beim letzen Mal einfahren.“ Da waren es immerhin elf Prozent.
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Blickpunkt Stadtmitte
Vielleicht kreisen über dieser BV-Wahl die meisten Fragezeichen. Der 64-jährige Ralf Quardt (CDU) will gerne Bezirksbürgermeister bleiben: „Wegen der Verkleinerungen der Bezirksvertretungen werden wohl auch kleinere Gruppierungen einziehen. Aber der einzige starke Gegenkandidat ist wohl Jörg Meier von der SPD.“
Der wiederum ist guter Dinge, dass der Wähler – entgegen dem Bundes- und Landestrend – sehr wohl wahrnehme, dass die SPD in Hagen gute und quasi oppositionelle Arbeit gegen die Allianz aus CDU, Grünen und FDP leiste. „Ich will das Amt besetzen, weil ich viele Erfahrungen in den Bereichen Stadtentwicklung und Umwelt gesammelt habe in den vergangenen Jahren“, sagt Ratsherr Meier. Die Wahl der Bezirksvertreter sei letztlich immer auch noch eine Personenwahl.
Den hoch im Trend stehenden Grünen rechnet Meier wenig Chancen in der Bezirksvertretung Mitte aus. Wenngleich er eingestehen muss: „Letztlich wird der Bezirksbürgermeister aus dem Gremium heraus und nicht von den Bürgern gewählt. Und dabei kann dann eben auch ein Grüner plötzlich Bezirksbürgermeister werden.“
2014 war es noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen. SPD und CDU holten beide 31,4 Prozent, die Grünen damals 11,4 Prozent in Mitte. Doch das kommt diesmal wohl anders. „Wir haben die Listen so aufgestellt, dass wir auch bereit sind, starke Bezirksbürgermeister zu stellen“, sagt Christa Stiller-Ludwig, Kreisverbandssprecherin der Grünen. „Die Inhalte, um die es jetzt endlich geht, predigen wir seit Jahrzehnten.“ Jetzt sei wohl die Zeit gekommen, dass der Lohn eingefahren werde. Stiller-Ludwig: „Wir haben mit Hans-Georg Panzer, dem langjährigen Ratsmitglied und Umweltausschussvorsitzenden jemanden, der das Amt des Bezirksbürgermeisters kann. Da sind wir selbstbewusst.“
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Blickpunkt Hohenlimburg
Jochen Eisermann (CDU), Mark Krippner (SPD) oder Frank Schmidt (Bürger für Hohenlimburg)? Wer wird der Nachfolger des aus Altersgründen ausscheidenden Hermann-Josef Voss (CDU)? Wenn die CDU in Hohenlimburg einigermaßen stabil bleibt und die SPD mit deutlichen Einbußen zu rechnen hat, deutet alles auf Jochen Eisermann hin. Frank Schmidt von den Bürgern für Hohenlimburg sind allenfalls Außenseiterchancen zuzutrauen, auch wenn die Wählergemeinschaft 2014 gute 15,1 Prozent der Stimmen geholt hat.
Blickpunkt Eilpe/Dahl
Pfarrer Michael Dahme ist hier Bezirksbürgermeister und tritt auch wieder an. Seit 25 Jahren besetzt die SPD hier dieses Amt. Doch CDU-Herausforderer Peter Neuhaus sagt: „Ein Bezirksbürgermeister Peter Neuhaus ist dieses Mal genau so möglich. Die Verkleinerung der Bezirksvertretung wird wohl dazu führen, dass die großen Fraktionen Sitze verlieren und dann ändern sich nun mal die Mehrheitsverhältnisse.“ Man werde, wie in all den Vorjahren, wieder zu einer guten Einigung kommen, aber es sei diesmal völlig offen, wer Bezirksbürgermeister werde.
Blickpunkt Nord
An der CDU führt seit Jahrzehnten im Norden kein Weg vorbei. Die CDU-Ergebnisse in der BV liegen immer um 40 Prozent. Amtsinhaber Heinz-Dieter Kohaupt ist seit 16 Jahren Bezirksbürgermeister. Die BV arbeitet schon seit mehreren Jahren in vielen Themenbereichen einmütig zusammen. Vor sechs Jahren erhielt Kohaupt 12 von 14 Stimmen bei der Wahl zum Bezirksbürgermeister – und auch die Stimmen der SPD. Bei „normalem“ Wahlverlauf bleibt Kohaupt auch weiter im Amt.