Hagen. Viele Hagener Bäume sind in der Hitze vertrocknet und verlieren ihre Blätter. Jetzt kommt Vorschlag, wie die Bäume gerettet werden sollen.
Die städtischen Bäume haben unter dem trockenen Sommer gelitten. Der Naturschutzbeirat schlägt Alarm. Neue Baumarten müssten her. Vor allem aber sollte das sogenannte Baumsack-Prinzip in Hagen Einzug halten. Weil die Stadt nicht alle Bäume alleine bewässern könne, könnten die Anwohner mithelfen. Andernorts läuft das System bereits.
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Ist der Beutel leer, sackt er sichtbar zusammen
„Viele Bäume in der Stadt werfen bereits Blätter ab oder ihre Früchte“, hat Willi Bögemann, Vorsitzender des Naturschutzbeirates, beobachtet. Die lang anhaltende Trockenheit und schlicht zu wenig Gießen hätten dafür gesorgt. Deshalb schlägt der Naturschutzbeirat zum einen den Einsatz von Baumsäcken wie in Mönchengladbach oder Bochum vor. Die Bewässerungssäcke sind dort gut sichtbar an den Stämmen hunderter Stadtbäume angebracht, können je nach Größe mit bis zu 100 Litern Wasser befüllt werden und geben dieses gleichmäßig über mehrere Stunden an das Wurzelwerk weiter. Ist der Beutel leer, sackt er sichtbar zusammen.
„Allein die öffentliche Hand kann nicht sämtliche Bäume bewässern. Daher ist die Hilfe der Anwohner dieser Stadt gefragt“, erklärt Bögemann für den Beirat. Die Anwohner könnten beispielsweise Baumpatenschaften übernehmen.
43 Baumarten auf der Liste
Doch das Umdenken des Beirates geht noch viel weiter. Die Stadt müsse bereit sein, neue und andere Baumarten zu pflanzen. Untersuchungen hätten dafür eine Liste von rund 43 Bäumen hervorgebracht, die aus den Bereichen Auen- und Ufergehölz, Steppengehölze und Trockenwälder stammen. Dazu müsse man sich aus klimatischen Gründen vom Zwang verabschieden, aus dem Wald Gewinn zu erwirtschaften.
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In einem umständlich fachdeutschen Antwortschreiben nimmt der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH), wo die Grünpflege angesiedelt ist, Stellung: Hohe Temperaturen und Wasserknappheit würden auch zu einem „Schädlingsdruck“ führen. „Grundsätzlich ist es möglich, durch geeignete Bewässerungsmaßnahmen die Auswirkungen von Trockenphasen zu dämpfen. Im Stadtgebiet leiden vor allem diese Bäume unter folgenden Krankheiten: Linden (3831 Stück, Lindentriebsterben), Platanen (1127 Stück, Pilzbefall), Bergahorn (1910 Stück, Rußrindenkrankheit), Spitzahorn (2287 Stück, Schimmelpilze), Kastanien (773 Stück, Rindenkrankheit).
Standorte nicht normgerecht
„Zusätzlich führen extreme Trockenphasen an allen Baumarten zum Erliegen von Lebensvorgängen und damit bis hin zum vollständigen Absterben“, erklärt der WBH. Für eine effektive Baumbewässerung müsse das Baumumfeld versickerungsfähiges Substrat aufweisen, der Boden der Baumgrube müsse zudem über ein gewisses Wasserhaltevermögen verfügen.
Genau das bemängelt der Naturschutzbeirat aber. Die vielen Eisen-Baumscheiben in der Stadt würden das Eindringen des Wassers ins Wurzelwerk verhindern. Und tatsächlich, so räumt der WBH ein, würden die Baumstandorte mehrheitlich nicht der Norm für „Vegetationstechnik im Landschaftsbau“ entsprechen.
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Vernünftige Baumgrube sei zur Erhaltung der Standorte effektiver
Ein Bewässerungssack hingegen fasse 60 Liter (es gibt aber auch größere) und koste etwa 30 Euro. Bei einem Bewässerungsgang von Jungbäumen würden zwischen 80 und 120 Liter in größere Säcke gefüllt. „Im Hinblick auf die Anzahl der Bäume und den zeitlichen und finanziellen Aufwand kann die Bewässerung von Bestandsbäumen lediglich punktuell erfolgsversprechend sein. Eine vernünftige DIN-gerechte Herstellung von Pflanzgruben mit geeigneten trockenheitsresistenten Baumarten ist zur Erhaltung städtischer Baumstandorte effektiver“, so der WBH.