Arnsberg. Weil riesige Flächen im Wald beschädigt sind, muss er aufgeforstet werden. Doch es fehlt an Grundlegendem. Förster fordern mehr Jagd auf Wild.
Die Frage, mit welchen Baumarten die Zukunft des Waldes gestaltet wird, ist nicht die einzige. Es gibt mindestens drei weitere große Probleme bei der Aufforstung.
1. Das Wild-Problem
„Ich sehe schwarz, wenn hier nicht was passiert“, sagt Peter Meier. Er sorgt sich um den Wald, in dem er zu Hause war und zu Hause ist. Bis 2017 war er Leiter des Lehr- und Versuchsforstamts Arnsberger Wald , 38 Jahre lang streifte er durch sein Revier. Die Entwicklungen sieht der Pensionär mit großer Sorge – und redet Klartext. „Es muss mehr Wild geschossen werden. Die Schalenwildbestände sind viel zu groß.“ Eine Auffassung, die auch der Experte beim Landesbetrieb Wald und Holz, Norbert Tennhoff, vertritt. Warum?
Weil Rehe dem Prozess der Aufforstung im Wege stünden, indem sie die frischen Knospen der neu gepflanzten Bäume abknabbern und Wachstum verlangsamen oder verhindern. „Der Jäger sieht oft nur sein Wild und seine Trophäe. Der will im Wald auch was sehen. Das ist menschlich nachvollziehbar“, beklagt Meier zu niedrige Abschusszahlen. Aber dem Wald helfe das nicht. Schließlich könnten nicht alle neuen Bäume eingezäunt oder chemisch behandelt werden.
Den Vorwurf der Untätigkeit mag der Landesjagdverband NRW nicht auf sich sitzen lassen. Valide Wild-Populationszahlen auf Landesebene gebe es nicht, die Zahl der Jäger sei aber in den vergangenen sieben Jahren gestiegen, von 64.123 auf 64.812. Diese seien, so teilt der Verband auf Nachfrage mit, „absolut in der Lage, die Schalenwildbestände in sinnvoller Weise zu regulieren“. Zudem verweist der Verband auf ein Positionspapier, das von Waldbauern und Jägern unterzeichnet sei. Darin heißt es: „Es besteht kein Zweifel, dass angesichts der anstehenden Wiederaufforstungsarbeiten der Wildbestand in diesen Bereichen reduziert und dazu auch finanzielle Hilfe durch das Land, etwa beim Einsatz jagdlicher Einrichtungen, geleistet werden muss.“
Meier hat nicht das Gefühl, dass ausreichend bejagt wird. „Ehe sich das nicht ändert, werden Sie keine Waldflächen grün werden sehen.“
2. Die Personal-Frage
Völlig unklar ist auch, wer die unzähligen Bäume setzen soll, die zur Wiederaufforstung gepflanzt werden müssten. „Wir reden von riesigen Flächen. Das ist nicht bezahlbar“, sagt der frühere Revierleiter Meier. „Es existiert nicht ausreichend Personal in den Forstbetrieben“, meint auch Tennhoff, der Mann von Wald und Holz.
Die IG BAU Westfalen Mitte-Süd warnte unlängst ebenfalls. „Die NRW-Landesregierung hat zwar im Rahmen des Waldpakts eine Million Euro für landesweit 20 neue Stellen im Forst bereitgestellt. Die sind aber befristet und reichen angesichts des Ausmaßes der Schäden bei weitem nicht aus“, kritisiert Bezirksvorsitzender Friedhelm Kreft.
3. Die Pflanzen-Frage
Um Bäume zu pflanzen, braucht es Setzlinge. Doch diese sind rar. „Die Mengen, die wir in den Wäldern an neuen Bäumen bräuchten, sind in den Baumschulen bei weitem nicht zu bekommen. Wo soll das herkommen?“, fragt Tennhoff, ohne eine Antwort zu wollen, weil er sie ja kennt. „Die Bäume müssen zwei bis vier Jahre vorgezüchtet werden.“