Hagen. Die Rock-Party „Wenn die Nacht am tiefsten“ feiert trotz Corona Premiere im Theater Hagen. Das sagt Vanessa Henning über den besonderen Auftritt.

Sie atmet noch einmal durch. Auch deshalb, weil das letzte Stück, das sie in der Probe gesungen hat, sie noch einmal gefordert hat. Vielleicht nicht gesanglich, aber doch körperlich. „Wenn ich das gewusst hätte – da wäre ich in den letzten Monaten doch mal häufiger ins Fitness-Studio gegangen“, sagt Vanessa Henning und lächelt.

„Wenn die Nacht am tiefsten“ – so heißt die Rock-Pop-Punk-Party, die am Sonntag, 6. September, 18 Uhr, im Theater Hagen auf der großen Bühne ihre verspätete Premiere feiert. Denn eigentlich sollten die Protagonisten um die Hagener Sängerin schon vor Monaten im ausverkauften Haus feiern. Dann aber kam Corona, jetzt sind die Plätze reduziert. Ausverkauft? Ja. Aber anders.

Auch interessant

Mitsingen mal nicht erwünscht

Wie anders? Wie genau? „Um ehrlich zu sein – davon haben wir nur eine sehr vage Vorstellung“, sagt Vanessa Henning. „Die Bereiche, in denen man sich bewegen darf, sind abgeklebt. Wir dürfen das Publikum nicht dazu animieren mitzusingen. Das mutet alles schon etwas komisch an.“

Und trotzdem ist da diese Freude, die einfach überwiegt. „Ich habe in den letzten Wochen dreimal Open-Air auf der Bühne gestanden“, so Vanessa Henning. „Davor aber tatsächlich seit den letzten Proben im März im Theater gar nicht mehr. Wir alle sind doch froh, dass wir uns jetzt der Normalität langsam wieder nähern können.“

Dankbares Publikum vor der Bühne

Eine Normalität, die nach einem aus Künstlersicht völlig verkorkstem Sommer, nun Stück für Stück auch wieder in das Theater einziehen soll. „Die letzten Monate waren so anders als das, was wir eigentlich gewohnt sind“, sagt Vanessa Hennig mit Blick auf Fest und Festivals, auf denen sie sonst mit ihrer Coverband „Just Pink“ oder der „Deluxe-Radio-Band“ spielt. „Auch das Publikum war bei unseren ersten Auftritten bei den Schlossspielen in Hohenlimburg, in Koblenz und in Dinslaken extrem dankbar.“

Auch interessant

Wilde Reise durch die Geschichte

Und trotz der Einschränkungen: Mit „Wenn die Nacht am tiefsten“ bleibt ein Stück, das mehr ein choreographiertes Konzert ist. Es ist eine wilde Reise durch die deutsche Rockmusik-Geschichte, die in den 70er Jahren mit der Formation „Ton, Steine, Scherben“ in Berlin ihren Anfang genommen und dann ziemlich schnell über Grobschnitt, Extrabreit und am Ende Nena ihren Weg nach Hagen gefunden hat. Wo also sonst, wenn nicht in dieser Stadt, die sich im Herbst 2018 mit der großen Ausstellung „Komm nach Hagen, find dein Glück“ als Wiege der Neuen Deutschen Welle gefeiert hat, würde eine solche Show besser hinpassen?

Das zweite Theater-Heimspiel

„Ich will nicht nach Berlin“ von Kraftclub ist das letzte Stück der Probe. Und Vanessa Henning, Alexander Brugnara und Patrick Sühl rennen auf Laufbändern, während sie singen und dabei gleichzeitig Schilder über ihre Schultern nach hinten auf die Bühne schmeißen. Es ist das Stück, das die drei Solisten, die dieser Show ganz individuell und im Team ihre persönliche Note aufdrücken wollen, wohl am meisten fordert.

Auf dieser Bühne zu stehen – für die Hagenerin Vanessa Henning sind das ganz besondere Momente. Es ist nach ihrem Auftritt in der Rock-Show „Take a walk on the wild side“ ihr zweites Heimspiel: „Erst habe ich gedacht – ach du liebe Güte, ich bin doch gar keine Schauspielerin“, sagt die 36-Jährige, die einst in einer Grand-Prix-Show von Stefan Raab auf Pro7 für Aufsehen sorgte.

Vanessa Henning auf der Bühne im Hagener Theater.
Vanessa Henning auf der Bühne im Hagener Theater. © Jost Lübben

„Im Theater – das ist eben doch etwas ganz anderes, als sich hinzustellen, ein bisschen zu singen und dann rumzuhüpfen.“

Viele Hits der Neuen Deutschen Welle

Es geht – jetzt umso mehr – darum, auf der Bühne an den richtigen Stellen zu stehen. Darum, sich mit Backgroundsängerinnen abzustimmen, zu tanzen statt „nur“ spontan zu hüpfen. Dazu kommen Songs, von denen Vanessa Henning – 36 Jahre jung – bislang lediglich den Refrain kannte. „Die Hits der Neuen Deutschen Welle habe ich alle schon mal auf Partys gehört“, sagt die Hohenlimburgerin. „Polizisten von Extrabreit habe ich auf den Konzerten zum ersten Mal mitbekommen. Und die Lieder von Nena – an denen kommt man nicht vorbei.“

All das soll auf der Theaterbühne einen Mix ergeben. Einen, bei dem es eigentlich anders zugehen soll als üblicherweise bei Opern, Operetten oder Musicals. Die Leute sollten aufstehen, sie sollten abtanzen, sie sollten singen, schwitzen und feiern. Dann aber kam Corona. Und sorgt für eine andere Premiere dieses so anderen Stückes.

Auch interessant