Hagen. Die Corona-Pandemie führt zu einem dramatischen Einbruch der Umsätze bei Hagener Großunternehmen.
Die Umsätze der großen Hagener Industrieunternehmen sind in der Corona-Krise dramatisch eingebrochen. Das geht aus einer Statistik hervor, die das Land Nordrhein-Westfalen jetzt vorgelegt hat. Demnach haben die Hagener Unternehmen mit 50 und mehr Mitarbeitern im ersten Halbjahr 2020 25,4 Prozent weniger an Umsätzen zu verzeichnen als noch vor einem Jahr. Lediglich in Köln und Mühlheim ist in Nordrhein-Westfalen der Rückgang noch größer.
Auch die Zahl der Mitarbeiter ist gesunken – und zwar von 12.124 auf aktuell 11.481. Die Kurzarbeit zeigt sich auch an den geleisteten Arbeitsstunden: aktuell 7819, vor einem Jahr noch 9119.
Starke Abhängigkeit von Entwicklung im Ausland
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„An dieser Stelle wird deutlich, dass viele große Unternehmen mit Bändern, Federn und Schrauben im Automobilsektor tätig sind“, sagt Andreas Lux, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer, „es gibt in Hagen mehrere große Unternehmen in diesem Bereich, die stark abhängig von den Entwicklungen im Ausland sind.“
Auch das spiegeln die Zahlen von IT NRW (Statistisches Landesamt) wider. Denn der Rückgang beim Auslandsumsatz ist sogar noch deutlicher: Bei 28,7 Prozent liegt das Minus der Hagener Unternehmen. Nur in Duisburg ist der Rückgang noch stärker (29,2).
Produktion schon zu Beginn der Krise „brutal heruntergefahren“
13,3 Prozent Rückgang
Landesweit sind die Umsätze in großen Unternehmen im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13,3 Prozent zurückgegangen.
Die Zahl der großen Betriebe ist im Land von 5203 auf 5184 zurückgegangen.
In der Stadt Hagen hat sich die Anzahl im Jahresvergleich nicht geändert und liegt nach wie vor bei 68.
„Auch bei vergleichbaren Orten, die ähnliche Zahlen wie Hagen aufweisen, zeigt sich, dass sie einen Schwerpunkt im Stahlbereich haben“, so Lux weiter. „Einige Unternehmen waren gezwungen, schon zu Beginn der Krise ihre Produktion brutal runterzufahren.“ Immerhin gebe es mittlerweile wieder erste positive Signale aus der Branche. Wenngleich diese angesichts der steigenden Corona-Zahlen zunächst mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten seien.
Nur eines von zahlreichen Beispielen: die Firma Bilstein in Hohenlimburg. Das von der Tonnage her zweitgrößte Kaltwalzunternehmen der Welt mit 800 Mitarbeitern in Hohenlimburg hat seine Produktion angesichts der Corona-Krise heruntergefahren. „Die Corona-Krise hat unser Unternehmen zusammen mit der gesamten Branche und auch der weltweiten Automobilindustrie vor einzigartige Herausforderungen gestellt“, so Unternehmenssprecher Christian Pürschel. „Die Absatzrückgänge der letzten Monate hatten historische Ausmaße.“
Bilstein reagiert mit Kurzarbeit
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Ein wichtiger Ankerpunkt sei in dieser Situation die gute Finanzausstattung des Unternehmens gewesen. „Das hat die wirtschaftliche Situation stabilisiert“, so Pürschel weiter. Und doch bleibt eine gewissen Unsicherheit: „Wichtig für die gesamte Branche ist jetzt, dass die Corona-Pandemie die Weltmärkte nicht in weitere wirtschaftliche Lockdowns zwingt.“
Aber auch hierfür habe die Bilstein Group vorgesorgt, einerseits durch zeitgemäße Tarife, andererseits durch erhebliche Liquiditätspuffer.
Flexibilität gegenüber den Kunden
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Die aktuelle Durststrecke überbrückt Bilstein wie viele andere Unternehmen mit dem Instrument der Kurzarbeit. Dabei orientiere sich die Planung der Kurzarbeit stark an den Bedarfen der Kunden. „Dies tun wir in voller Transparenz mit der Belegschaft“, so Christian Pürschel. „Allen im Unternehmen ist klar, dass wir gerade in dieser schwierigen Phase unseren Kunden gegenüber größtmögliche Flexibilität bei der Versorgung mit Kaltband bieten müssen. Vor allem auch dann, wenn sich die Erholung der Märkte fortsetzt.“