Hagen. Sie haben arglose Senioren abgezogen, Millionen Euro ergaunert. Jetzt ist der echten Polizei ein Schlag gegen falsche Polizisten geglückt.
In Hagen hatten sie Ende Juni zugeschlagen und einen hohen sechsstelligen Betrag erbeutet – jetzt zumindest ist einer der Männer, die sich in Dahl als falsche Polizisten ausgegeben hatten, der Polizei ins Netz gegangen. Und zwar der richtigen.
Die Festnahme ist Teil eines koordinierten Großeinsatzes unter Federführung der Staatsanwaltschaft Bochum und des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg, bei dem die sogenannte Ermittlungs-Gruppe „Trust“ (Vertrauen) angesiedelt ist. 200 Beamte aus drei Bundesländern waren Ende Juli an dem Einsatz in Berlin, Castrop-Rauxel, Herne, Köln, Langenfeld und Wuppertal beteiligt.
Drei Falsche Polizisten werden verhaftet
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Verhaftet wurden drei Männer im Alter von 32, 35 und 58 Jahren. Die Festgenommenen waren allesamt als falsche Polizisten aktiv. Sie sollen innerhalb einer organisierten Bande für die Beuteverwertung in Deutschland verantwortlich gewesen sein. Hierzu sollen sie beispielsweise Bargeld, Gold und Schmuck an die Hintermänner weitergeleitet haben. Der Schaden insgesamt dürfte bei mehr als zwei Millionen Euro liegen.
Ein großer Teil dieser Beute wiederum geht auf den Fall in Dahl zurück. Auch hier war es den offenbar überregional agierenden Tätern gelungen, ihre Opfer dazu zu bringen, Bargeld, Goldbarren und andere Wertgegenstände zu übergeben. Das Ehepaar hatte am Mittwoch, 22. Juli, gegen 21.30 Uhr einen Anruf von einem Mann, der sich mit dem Namen „Schröder“ vorstellte, erhalten.
Falscher Polizist fragt Rentner am Telefon aus
Callcenter in der Türkei
Oftmals handelt es sich nach Angaben der Polizei um Banden, die von Callcentern in der Türkei aus operieren.
Sie arbeiten wiederum mit Mittelsmännern und Boten in Deutschland zusammen.
Die Polizei rät: Vertrauen Sie nicht auf Rückrufe, bei denen die „110“ im Telefon angezeigt wird. Dabei handelt es sich um einen Teil der Betrugsmasche.
Er behauptete, Mitarbeiter des „Raubdezernats“ der Polizei zu sein und erklärte, dass bei einem Raub in der Umgebung zwei von vier Tätern gefasst worden seien. Bei einer Durchsuchung der Verdächtigen sei ein Zettel mit mehreren Adressen aufgefunden worden, darunter auch die Anschrift des Ehepaars aus Hagen-Dahl.
Geschickt hatte sich der falsche Polizist nach Wertgegenständen erkundigt. Es bestünde Haftbefehl gegen einen Bankmitarbeiter, der geheime Informationen der Kunden an die Räuberbande weitergeben würde. Der vermeintliche Polizist bot an, alle Wertgegenstände zur Sicherheit in amtliche Verwahrung zu nehmen und diese zum Polizeipräsidium in Hagen zu bringen. Nach mehreren Telefonaten ging das Ehepaar auf diesen Vorschlag ein.
Goldbarren liegen vor der Tür
Am folgenden Tag wurden die Wertgegenstände – darunter auch mehrere Goldbarren – tatsächlich abgeholt. Selbst nach der Tat meldeten sich die Gauner noch zweimal, um ihre Opfer in Sicherheit zu wiegen. Im ersten Telefonat bedanke man sich für die Kooperation, im zweiten wurde angekündigt, dass ein weiterer Beamter zur Unterzeichnung von Dokumenten und zur Übergabe der leeren Beutel vorbeikäme. Diesen aber sah das Ehepaar ebensowenig wie die Beute.
Der Täter, der vor der Tür des Ehepaares stand, konnte unerkannt entkommen. Er ist allerdings nun in Hannover festgenommen worden. Und zwar auf frischer Tat.
Pärchen aus Hessen festgenommen
Das ist aber nicht der einzige Erfolg der Ermittlungs-Gruppe „Trust“, der mit einem Hagener Fall zu tun hat. Wie die Polizei erst jetzt mitteilt, konnten bereits am 7. Juli in Hagen ebenfalls die Abholer von Wertgegenständen festgenommen werden. Ein Hagener Ehepaar sollte durch falsche Kriminalbeamte dazu bewegt werde, einen Betrag von 100.000 Euro von seinem Konto abzuheben und zu übergeben.
Durch die alarmierte echte Polizei erfolgte bei dem Versuch, das Geld zu kassieren, die Festnahme eines Pärchen, das aus Hessen stammt. Die Frau und der Mann wiederum machten in ihrer Vernehmung Angaben zu vier ähnlich gelagerten Fällen in Hessen. Der Gesamtschaden daraus liegt bei mehr als 400.000 Euro.
Auch einer der Hintermänner geht Polizei ins Netz
Beim jüngsten Großeinsatz am 30. Juli ist es nun gelungen, auch einen der Hintermänner zu verhaften. Festgenommen wurde auch jener Mann, an welchen die mutmaßliche Beute aus den Taten in Hagen und die ergaunerten Beträge aus den Fällen Hessen weitergegeben wurde. Die weiteren Ermittlungen dauern an.