Hagen. Es steht schlecht um die heimische Wirtschaft. Corona drängt viele Unternehmen an den Rand der Insolvenz, wie eine SIHK-Umfrage zeigt.

Noch nicht mal die Finanzkrise 2009 hat in der heimischen Wirtschaft ein so brutal schwieriges Lagebild hervorgebracht, wie es jetzt die Corona-Pandemie tut. An einer Konjunktur-Blitzumfrage der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK) nahmen 485 Unternehmen teil. Das Ergebnis ist besorgniserregend und nur in einem Punkt spendet es Hoffnung.

SIHK-Präsident Ralf Stoffels und SIHK-Hauptgeschäftsführer Ralf Geruschkat stiegen gestern vor der Presse in die Analyse der Umfrage ein. Ergebnis: Acht Prozent der Unternehmen in Südwestfalen stehen nach eigener Aussage dicht vor einer Insolvenz. In der Reisewirtschaft sind es 50 Prozent der Firmen, die dieses Szenario kommen sehen. Ebenfalls rund acht Prozent der Industriebetriebe stehen still, jeder zehnte ist in akuter Not.

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Investitionsbereitschaft am Boden und dazu der harte internationale Wettbewerb

Die Investitionsbereitschaft, so analysieren Stoffels und Geruschkat, ist am Boden. Dabei wäre es genau jetzt wichtig, in die Zukunftsthemen „Umwelt und Digitalität“ zu investieren. Stoffels: „Wir müssen den Unternehmen jetzt dennoch Wege zeigen, wie sie in diesen Bereichen investieren können. Hinzu kommt ja auch, dass unsere heimischen Industriebetriebe zur Hälfte in einem einem harten internationalen Wettbewerb stehen.“

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60 Prozent aller befragten Unternehmen würden aktuell das Instrument der Kurzarbeit nutzen. „Das zeigt uns aber auch, dass da viel Zukunftsoptimismus in den Unternehmen ist, die ja teilweise das Kurzarbeitergeld noch aufstocken. Viele wollen ihre Mannschaft einfach halten.“

Alles blickt auf die USA: eine zweite Welle wäre verheerend für Europas Industrie

Doch die Zukunftsangst ist gleichzeitig präsent. Über 50 Prozent der Unternehmen glauben, dass die Wirtschaft erst im letzten Quartal dieses Jahres oder erst 2021 wieder anläuft. Ralf Geruschkat: „Eine zweite Corona-Welle in den USA könnte noch mal verheerende Folgen für die europäische Industrie haben.“ Er hoffe, dass es anders komme.

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In vielen Unternehmen ist das Eigenkapital deutlich zurückgegangen. Zugleich schwächelt der Konsum und die Sparquote der Verbraucher geht nach oben. „Wenn in zwei Jahren dann die Tilgungspflicht für die Notkredite einsetzt, wird das Insolvenzrisiko weiter steigen“, erklärt die SIHK-Spitze unisono. Rettungsschirme müssten auch mittelfristig eine Option bleiben.

3484 Hagener Unternehmen nehmen die Corona-Soforthilfe in Anspruch

Allein 3848 Hagener Unternehmen hatten zuletzt die Corona-Soforthilfe des Landes NRW in Anspruch genommen. 9000 Euro gibt es demnach für antragsberechtigte Solo-Selbstständige und Antragsberechtigte mit bis zu fünf Beschäftigten. 15.000 Euro erhalten Unternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten und 25.000 Euro Firmen mit bis zu 50 Beschäftigten. 3279 Unternehmen, die aus Hagen die Soforthilfe beantragten, haben bis zu fünf Mitarbeiter. Die Branchen „Sonstige Dienstleistungen“ (1031 Unternehmen) und „Freiberufliche, wissenschaftliche technische Dienstleistungen“ (875) stellten die meisten Anträge. Es folgen „Handel und Reparatur von Kfz“ (670) sowie „Verarbeitendes Gewerbe“ (540) und „Gastgewerbe“ (357). Im Baugewerbe waren es 198 Firmen.

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