Hagen. Antiquitäten, Kunst und wertvolle Schätze aus aller Welt lagern bei dem Hagener Nachlassberater Bernd Klaproth. Jedes Stück hat seine Geschichte.

Ein Kannenstock aus Libau in Lettland, datiert auf das Jahr 1695, steht im 85 Quadratmeter großen Lagerraum von Nachlassberater Bernd Klaproth. „Er stammt von der Familie Vahrenhorst, sie hat eine enorme Biografie.“ Vor gut zwei Jahren hat der 79-Jährige vier Container von einem Hagener Rechtsanwalt als Nachlass übernommen. „Es entpuppte sich als Schatzkiste“, sagt Bernd Klaproth, während er vor dem großen Holzschrank neben seiner Werkbank im Keller steht.

Er hat ihn selbst aufgewertet und aufpoliert, in Handarbeit. Sein Lagerraum ist voll mit Antiquitäten, Kunst und wertvollen Schätzen aus aller Welt, insgesamt mehr als 3000 Teile. Jedes Teil mit einer eigenen Geschichte. Bernd Klaproth kennt sie alle. „Wenn ich etwas Interessantes bekomme, dann forsche ich nach. Wissen ist für mich der Schlüssel des Lebens.“

In bekanntesten Hagener Häusern

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Der 79-Jährige war in den bekanntesten Hagener Häusern – von Betty und Carl-Jürgen Brandt, im Haus Harkorten, Haus Busch, bei Familie Olbricht, „um einige zu nennen“. Voraussetzung für seine Arbeit ist Vertrauen, „ich habe viele Menschen durch ihr Leben begleitet.“ Jetzt feiert sein Betrieb 50-jährigen Geburtstag. „Eine Feier ist nicht geplant. Meine Frau und ich werden uns vermutlich einen Piccolo teilen“, sagt Bernd Klaproth und lacht.

Unterwegs in der Welt

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Der gebürtige Hagener hatte schon immer eine Leidenschaft für besondere Dinge. „Als Kind habe ich Münzen, Briefmarken oder Fossilien gesammelt.“

Seit 1970 ist Klaproth im Kunst- und Antiquitätengeschäft tätig und eröffnete sein erstes Geschäft in der Lange Straße, seit 1978 ist er auch als Versteigerer und Auktionator tätig.

„Ich bin mehrfach umgezogen. Mein letztes Geschäft war dann an der Ecke Berg- und Konkordiastraße mit einer Größe von 350 Quadratmetern.“

2007 gab er das Geschäft auf, den Handel betreibt er nun von zu Hause aus.

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Bernd Klaproth erinnert sich noch genau an seinen ersten großen Nachlass: „Ich habe den Fritz-Steinhoff-Haushalt geschlossen erworben“, sagt er. Früher war er viel unterwegs – für Uhrensammler beispielsweise in England, Österreich oder Ungarn. „Aber auch die DDR war ergiebig.“ Mittlerweile reist der Nachlassberater nicht mehr viel.

„Ich annonciere in der Zeitung in verschiedenen Regionen.“ Die Antiquitäten aus den Nachlässen kommen bei ihm ins Lager. Mehrmals im Jahr liefert er die Ware an Auktionshäuser und Kollegen, nur bei expliziter Nachfrage an Privatpersonen und Sammler. „Mir ist wichtig, dass die Sachen in gute Hände kommen.“ Klaproth selbst steht oft stundenlang im Lager, um jedes Teil per Hand zu säubern.

Besondere Schätze im Lager

Ein gotisches Schloss, das früher mal an einer Hagener Tür hing.
Ein gotisches Schloss, das früher mal an einer Hagener Tür hing. © Handke

„Das ist einfach meine Welt, ich liebe das“, sagt er bei einem Gang durch die Räume. Er zeigt eine seltene bergische Münzwaage aus 1810, alle Gewichte sind fein säuberlich eingelegt, ein bergischer Löwe ist eingeprägt. Das ausschlaggebende Merkmal. Eins von Bernd Klaproths Lieblingsstücken.

Genau wie eine Messinguhr aus 1904 im Jugendstil - „typisch für Hagen“. Einen Schrank weiter liegen gotische Schlösser im Regal.

„Sie stammen aus dem Zeitraum 1680 bis 1730 und hingen früher an Hagener Türen. Heute kann man sich das kaum vorstellen“, sagt der Nachlassberater und lacht. Einige Teile sieht er nach Jahren wieder, „das ist immer schön.“

Kuriositäten im Beruf

In den 50 Jahren hat er aber auch Kuriositäten erlebt. „Ich hatte mal ein Bild vom Genre- und Historienmaler Franz Defregger, „Jäger in der Stube“ .

Eine Messing-Uhr aus 1904 im Jugendstil.
Eine Messing-Uhr aus 1904 im Jugendstil. © WP | Michael Kleinrensing

Ich habe es damals für 7000 Mark verkauft, weil es zwar signiert war, aber das Original im Dresdner Zwinger hängen sollte.“ Später stellte sich auf einer Messe heraus: Der Künstler hatte zehn der Werke gemalt. „Auf der Messe wurde es für 160.000 Mark verkauft.“ Ärgerlich, aber das Risiko gehöre zum Beruf dazu.

Aber die Branche hat sich gewandelt. Heute stehen Antiquitäten oder Kunst teils mehrere Jahre im Lager, „früher waren die Sachen heiß begehrt.“ Für eine bergische Standuhr hätte es damals um die 10.000 Mark gegeben, „heute vielleicht 1000 Euro“, sagt Bernd Klaproth.

Das hindere ihn aber nicht daran, seiner Leidenschaft weiter nachzugehen.

„Das alles war und ist so vielfältig und an so viel Wissen gekoppelt. Es hat mein Leben sehr bereichert. Ich liebe die Sachen.“