Hagen-Mitte. Es steht nicht gut um Hagens einzige Großraum-Diskothek. Gibt es keine Hilfen von Stadt und Land, sagt der Betreiber, dann droht die Insolvenz.
Bis zu 12.000 Besucher gehen jeden Monat in Hagens größter Diskothek, dem „Capitol“ auf dem Elbersgelände, feiern. Die Disko ist nicht nur für junge Hagener, sondern auch für Feiernde aus dem Märkischen Kreis, dem Ennepe-Ruhr-Kreis und dem näheren Sauerland ein Anlaufpunkt. Doch der Club mit einem Jahresumsatz von 1,75 Millionen Euro gerät in der Corona-Krise mehr als ins Wackeln. Betreiber Mike Henning nimmt offen das Wort „Insolvenz“ in den Mund.
2016 hatte Mike Henning mit einer GmbH den einstigen „Funpark“ übernommen. 500.000 Euro wurden in die Diskothek gesteckt, 2500 Quadratmeter kernsaniert. Nicht viel sollte an den vorherigen „Funpark“ erinnern. Bis zuletzt ging das neue Konzept für Henning auf. Neun Festangestellte und 60 Aushilfen wirkten in dem Club. Die fixen Kosten von bis zu 40.000 Euro im Monat holte der Betrieb wieder rein. Doch dann kam Corona.
Großraumdiskothek ist jetzt schon seit zwei Monaten insgesamt dicht
Mitte März erhielt Henning einen Anruf von Oberbürgermeister Erik O. Schulz, der ihn bat, die Diskothek zu schließen. Drei Tage zuvor hatte die Stadt auf Geheiß des Landes bereits damit begonnen, Großveranstaltungen über 1000 Personen konsequent zu untersagen. Tags zuvor war nach Hennings Aussage noch mit 250 Leuten in der Spitze auf knapp 2000 Quadratmetern gefeiert worden.
Henning hatte damals in einem Statement bereits Alarm geschlagen. Sollte seine Diskothek in drei bis vier Wochen wieder geöffnet haben, werde man das finanziell verkraften, erklärte er im März. Sie ist jetzt schon über zwei Monate dicht.
Niemand weiß, ob der Club am 1. September wirklich wieder öffnen darf
„Ich brauche da nicht drumherum zu reden. Wenn es keine Hilfen vom Land oder Bund gibt oder die Stadt Hagen uns nicht hilft, dann steuern wir auf eine Insolvenz zu“, sagt Henning offen. Bis einschließlich 31. August dürften Großveranstaltungen ja weiterhin nicht stattfinden. „Aber heißt das für uns automatisch, dass wir ab dem 1. September wieder öffnen dürfen? Das kann mir niemand verbindlich sagen.“
Vergnügungssteuer ausgesetzt, Stadt bietet weitere Hilfestellungen an
100.000 Euro Rücklagen waren Mitte März noch da. Angesichts der genannten Fixkosten ist ausrechenbar, wie weit man damit kommt. Zumal im normalen Betrieb auch mal wieder eine Überholung des Clubs anstehen würde, wie Henning erklärt.
Dieser Tage wurde er bei einer Bank vorstellig, um um einen Kredit zu bitten. Innerhalb einer Woche wird darüber nun entschieden.
Erwartungen formuliert er auch an Politik und die Stadt. „Für Betriebe wie unseren müsste in dieser Phase die Mehrwertsteuer gesenkt werden“, sagt Henning. „Und die Stadt könnte uns entgegenkommen, indem sie die Vergnügungssteuer aussetzt.“ Was im Falle des Capitols immerhin 10.000 Euro jährlich seien.
Hagenpeg bietet Stundung der Miete um 50 Prozent an
Vermieter Hagenpeg – verantwortlich für das Management des Elbershallen-Geländes – habe als Stundungshöhe der Mietkosten 50 Prozent angeboten. Zahlbar dann bis Ende des Jahres. Ein wichtiges Angebot, um vom Kostendruck runterzukommen. „Meine Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Einige, die es sich nicht leisten können, bekommen aber ihren Lohn aufgestockt.“
Die Stadt erklärt, dass man Capitol-Betreiber Mike Henning seit der Schließung unterstütze, wo es gehe. Mehr als zehn Kontakte habe es mit der Hagen-Agentur gegeben. Von Förder-Tipps der Kfw-Bank bis zu Vordrucken vom Finanzamt. Mitte März sei Henning angeschrieben worden, dass die vierteljährliche Zahlung der Vergnügungssteuer erstmal nicht fällig werde, weil man die Entwicklungen abwarte und eine Herabsetzung zu erwarten sei. Er erhalte auch keine Mahnungen.