Hagen. Unsicherheit herrscht bei Familien und werdenden Eltern: Das AKH Hagen beantwortet die wichtigsten Fragen zur Schwangerschaft und Geburt.
In der gegenwärtigen Corona-Zeit erreichen das Agaplesion Allgemeine Krankenhaus Hagen als einzige geburtshilfliche Klinik in der Stadt viele Anfragen von Schwangeren und Familien, die sich um die Geburt sowie die Zeit danach sorgen. Ein Teil der Besorgnis resultiert auch aus der Tatsache, dass das Virus auch asymptomatisch bzw. in der eigenen Inkubationszeit weitergegeben werden kann.
Auch wenn alle Patienten im Krankenhaus maximal geschützt sind, „nehmen wir diese Sorgen ernst und gewinnen täglich weitere Erfahrungen und wissenschaftliche Erkenntnisse. Daher passen wir uns und unsere Behandlungsprozesse auch stets aktuellen Entwicklungen an“, betont Dr. Jan-Claudius Becker, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am AKH.
Zusammen mit Dr. Marc Schüßler, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, leitet Becker das Perinatalzentrum, in dem unter dem Motto „Sanft, aber sicher“ eine umfassende, multiprofessionelle Versorgung auch bei schwierigen Schwangerschaftsverläufen angeboten wird.
Gemeinsam haben die Experten die häufigsten Fragen rund um Schwangerschaft und Geburt in Zeiten des Corona-Virus zusammengestellt und beantwortet.
Welche Auswirkungen hat das SARS-CoV-19-Virus auf Schwangerschaft und Neugeborene?
Es gilt als gesichert, dass es während der Schwangerschaft ab dem 6. Schwangerschaftsmonat keine Gefährdung für das Ungeborene gibt. Für die Zeit davor existieren allerdings noch keine gesicherten Erkenntnisse.
Es scheint aber so zu sein, dass das Virus an den Schleimhäuten der Atemwege wirkt und nicht im Blut, und es daher auch kaum von der Mutter auf das Kind übergeht. Wichtig ist: Im AKH werden viele Schwangere, insbesondere Risikoschwangere, in der Schwangerschaft gemeinsam mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten betreut. Solche Untersuchungen, auch Kontrolluntersuchungen, erfolgen unter maximalen hygienischen Sicherheitsmaßnahmen.
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Da diese Untersuchungen der Sicherheit des Kindes und der Mutter dienen und wichtig sind, gibt es keinen Grund, Untersuchungen aus Angst vor dem Corona-Virus nicht wahrzunehmen. Das gilt auch für die sonografische Organdiagnostik, die wichtig ist, um Schäden am Ungeborenen zu verhindern.
Was bedeutet dies für die Schwangere?
Zunächst möchten wir betonen, dass sich Schwangere keine Sorgen machen müssen. Für die werdende Mutter gilt das gleiche wie für alle anderen Menschen. Das individuelle Risiko ist abhängig vom Alter und von möglichen Begleiterkrankungen.
Im Falle einer Ansteckung kann es zu den bekannten Krankheitszeichen kommen: zu Fieber, trockenem Husten, Kurzatmigkeit, Hals-, Kopf-, Gliederschmerzen und Durchfall. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ist der Verlauf harmlos. Der Schwangerschaftsverlauf wird nach aktuellem Wissensstand durch diese Infektion nicht beeinträchtigt.
Stimmt es, dass Neugeborene nicht erkranken können?
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Wie Kinder und Jugendliche scheinen auch Neugeborene von der Covid-19-Krankheit kaum infiziert zu werden. Es infizieren sich deutlich weniger als ein Prozent aller Menschen unter 14 Jahren – und selbst wenn sich gesunde Kinder und Jugendliche infizieren, ist der Verlauf harmlos. Schwangere und Neugeborene zählen bei dieser Erkrankung demnach einmal nicht zur Risikogruppe. Dies ist beispielsweise ein bedeutender Unterschied zur echten Influenza.
Sind die Sorgen von Schwangeren dann unbegründet?
Wir möchten Schwangeren explizit die Angst nehmen, dass sie und ihre Kinder besonders gefährdet seien. In den sozialen Medien gibt es Einzelberichte von verstorbenen Schwangeren aus anderen Ländern. In diesen Fällen kennen wir weder den Wahrheitsgehalt noch die genauen Hintergründe. Möglicherweise lagen Immundefekte oder andere Erkrankungen vor.
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Solche Nachrichten sollten Schwangeren bitte keine Angst machen. In den zwei berichteten Fällen waren die Kinder dieser Schwangeren übrigens gesund. Auch auf die Art der Entbindung hat das neue Corona-Virus keinen Einfluss. Darüber entscheiden bei uns nach wie vor die Eltern ganz individuell im Gespräch mit unseren Fachärzten.
Welche Auswirkungen hat das Corona-Virus auf eine Geburt in der Klinik?
In der heutigen Zeit gelten alle Menschen mit Fieber und Husten als möglicherweise mit dem Virus infiziert. Wir haben im AKH daher besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen wie zum Beispiel eine allgemeine Mundnasenschutzpflicht für alle Patienten und Mitarbeiter. Auch dürfen Schwangere zur Geburt gerne eine – gesunde – Begleitperson ihrer Wahl mitbringen.
Allerdings müssen wir um Verständnis bitten, dass dann keine weiteren Besuche auf unserer Wochenbettstation möglich sind, da wir in dieser aktuellen, besonderen Situation unseren Patientinnen und ihren Neugeborenen die größtmögliche Sicherheit gewährleisten wollen.
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Uns ist sehr wohl bewusst, dass das insbesondere für den Vater keine schöne Situation ist, haben uns aber in der Abwägung von Risiken und den Bedürfnissen des Vaters für die Sicherheit entschieden. Wir prüfen stets die aktuelle epidemiologischen Situation und werden diese Einschränkung aufheben, sobald wir das für verantwortungsvoll halten.
Was passiert nach der Geburt?
Ist das Kind geboren, darf es bei der Mutter bleiben. Wenn die Mutter tatsächlich infiziert sein sollte, dann gelten besondere Vorsichtsmaßnahmen bzw. Hygiene-Regeln. Die besonderen Vorsichtsmaßnahmen sind nach zwei Wochen nicht mehr notwendig, wenn zwei Abstrich-Tests bei der Mutter negativ waren.
Darf ich als Mutter stillen?
Das Neugeborene darf nach den derzeitigen Erkenntnissen gestillt werden. Die Vorteile des Stillens für Mutter und Kind überwiegen gegenüber eventuellen Risiken. Muttermilch ist auch hier die optimale Ernährung. Das neue Corona-Virus lässt sich nach allen bisherigen Untersuchungen nicht in der Muttermilch nachweisen.
Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um eine sichere Geburt hinsichtlich des Infektionsschutzes zu gewährleisten?
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Im Agaplesion Allgemeinen Krankenhaus Hagen sind wir als Perinatalzentrum Level 1 grundsätzlich sicher und gut hinsichtlich der Versorgung von Schwangeren mit und ohne Corona-Infektion und Neugeborenen aufgestellt. Zahlreiche Schutzmaßnahmen wurden getroffen, so dass wir – nicht zuletzt aufgrund unserer räumlichen Möglichkeiten – erkrankte Patientinnen in den jeweiligen Bereichen gut isolieren, aber dennoch umfassend versorgen können. Bislang gab es bei uns allerdings noch keine Geburt mit einer infizierten Schwangeren; ebenso wenig wie erkrankte Kinder.