Hagen. Die Stadt atmet durch. Und das ist nicht nur eine Corona-Folge. Die von Stadt und Politik ergriffenen Maßnahmen wirken.
Die Stadt erholt sich und atmet durch. Und der noch nachhaltigere Aspekt an dieser Nachricht ist: Die Verbesserung der Luftqualität in Hagen ist nicht nur Corona-bedingt. Die von der Stadt und Politik, auch unter dem großen Druck einer drohenden Klage der Deutschen Umwelthilfe ergriffenen Maßnahmen zeigen erste Wirkung.
Der Verkehr hat nach ersten Abschätzungen des Landesumweltamtes (LANUV) in NRW um bis zu 30 bis 50 Prozent durch die Corona-bedingten Einschränkungen abgenommen. Das gilt auch an Stickoxid-Hotspots wie dem Graf-von-Galen-Ring oder am Märkischen Ring in der Finanzamtsschlucht. „Die Messwerte an den beiden Hagener Messstationen „Graf-von-Galen-Ring“ und „Märkischer Ring“ zeigen bislang eine erfreuliche Entwicklung“, erklärt Fred Weber vom Hagener Umweltamt.
Aber für die Stadt noch wertvoller ist die Erkenntnis, dass bereits die amtlichen Messergebnisse aus dem Jahr 2019 – also noch vor Corona und vor Eröffnung der Bahnhofshinterfahrung – eine deutliche Abnahme der Stickstoffdioxid-Werte von 50 auf 45 bzw. 44 Mikrogramm pro Kubikmeter im Vergleich zum Vorjahr zeigen.
Schon seit vergangenem Oktober werden europäische Grenzwerte eingehalten
Fred Weber: „Jetzt liegen auch die monatlichen Einzelwerte des LANUV für die ersten beiden Monate dieses Jahres vor. Die aktuellen Messwerte für Februar 2020 am Märkischen Ring und Graf-von-Galen-Ring betragen 35 bzw. 36 Mikrogramm pro Kubikmeter. Die vorläufigen Messergebnisse des LANUV bestätigen damit die städtischen Messergebnisse, dass wir in diesen Bereichen spätestens seit Oktober 2019 die europäischen Grenzwerte bei den vorläufigen Monatsmittelwerten einhalten.“ Sollte sich der positive Trend weiter fortsetzen, sei davon auszugehen, dass die europäischen Grenzwertvorgaben von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter ebenfalls im Jahresmittel in Hagen eingehalten werden könnten.
Tempo 30 auf dem Ring als eine der entscheidendsten Maßnahmen
Ursächlich für diese positive Entwicklung der Schadstoffwerte am Märkischen Ring dürfte laut Fred Weber in erster Linie die von der Stadt angeordnete Tempo-30-Geschwindigkeitsbegrenzung sein. Die zusätzlichen weiteren Maßnahmen, die im Vergleichs-Verfahren mit der Deutschen Umwelthilfe vor dem Oberverwaltungsgericht Münster vereinbart worden seien, würden diese konstante Entwicklung zur Einhaltung der Grenzwerte absichern. Z uletzt wurde in diesem Zusammenhang auch eine der beiden Linksabbiegerspuren von der Heinitzstraße in Richtung Finanzamtsschlucht dauerhaft gesperrt. Auch die Arbeitsamtsrampe wurde dicht gemacht. Mit der neuerlichen Eröffnung der Bahnhofshinterfahrung – ein riesiger Baustein im Hagener Luftreinhalteplan – soll die Fahrzeugzahl am Bahnhof um etwa 11.200 sowie in der Finanzamtsschlucht um 7800 Fahrzeuge am Tag sinken.
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Fehlende Pendlerverkehre sorgen für zusätzliche Erholung der Stadt
„Positiv überlagert wird die aktuell erfreuliche Entwicklung bei den Schadstoffen durch den Corona-bedingten Rückgang der täglichen Pendlerverkehre“, so Fred Weber. Auf die Luftbelastung an den Messpunkten wirken nach Angaben des LANUV nach neuester Studie immer mehr Einflussfaktoren wie Windverhältnisse, Luftfeuchtigkeit und Niederschläge. „Klar ist aber auch: Wenn die Corona-Krise eine positive Auswirkung auf die Luftqualität oder den Ausstoß von Treibhausgasen haben sollte, wird dies ein kurzfristiger Effekt sein. Um die erforderliche Mobilitätswende in Hagen nachhaltig zu gestalten, bedarf es deshalb weiterer Maßnahmen, allen voran einer Verbesserung des ÖPNV und einer deutlichen Stärkung des Radverkehrs“, sagt Weber.
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