Breckerfeld. Erzieherin Nadine Wilkes aus Breckerfeld vermisst ihre Kinder. Immerhin: Sie erreicht sie per Facebook. Täglich steht sie vor der Kamera.

Seit acht Wochen sitzt Nadine Wilkes jeden Morgen pünktlich um 10 Uhr vor einem Ringlicht in ihrem Wohnzimmer und dreht mit ihrem Handy ein Live-Video für ihre Kita-Kids. „Ich vermisse die Kinder, und sie vermissen es, in den Kindergarten zu kommen. Vor acht Wochen hatte ich kurz nach der Schließung der Einrichtungen die spontane Idee, dass wir so in Kontakt bleiben können", sagt die gelernte Erzieherin.

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Ihre Augen strahlen, wenn sie von ihrer Arbeit und den Reaktionen der Eltern und Kinder erzählt. Dass sie bis heute jeden Tag live geht, hängt auch mit dem Erfolg ihrer Videos zusammen.

„Wir experimentieren und basteln zusammen. Ich gebe den Kindern immer kleine Aufgaben mit. Später schicken sie mir Fotos oder Videos von ihren Ergebnissen. Die Resonanz ist richtig toll. Es berührt mich, dass meine Arbeit so ankommt“, sagt die 41-Jährige. Sie ist sich sicher: „Das Angebot soll es weiter geben, bis die Einrichtungen wieder normal öffnen und wir uns wiedersehen.“

Ausrüstung bereits Zuhause

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Nadine Wilkes ist leidenschaftliche Erzieherin „und Breckerfelderin“, sagt sie und lacht. Dass sie diesen Berufsweg einschlägt, „stand eigentlich immer fest“. Seit 20 Jahren ist sie mittlerweile im Beruf, arbeitet in einem Familienzentrum in Ennepetal und lebt in Breckerfeld. Nebenberuflich arbeitet Nadine Wilkes als Zumba- und Fitnesstrainerin beim TuS in Breckerfeld und gibt Kurse in Ennepetal.

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„Außerdem arbeite ich als sogenannte Younique Presenterin für Make-Up und Hautpflege. Seit einigen Jahren drehe ich Pflege- und Kosmetikvideos. Daher hatte ich die Ausrüstung für die Live-Videos schon zuhause“, sagt sie. „Hätte ich diese Erfahrung nicht, dann hätte ich mich vermutlich gar nicht getraut, für die Kinder und Eltern Live-Videos zu drehen.“ Eine echte Herzensangelegenheit. Auch damit der Kontakt nicht abbricht und sich Kinder und Betreuerin nicht fremd werden. Wichtig war ihr aber auch, den Kindern einfach und kindgerecht zu erklären, warum sie jetzt daheim bleiben müssen.

Viren sichtbar machen

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Ihr erstes Video startet sie deswegen mit einem Glitzer-Experiment, „um Viren sichtbar zu machen“. Was sind Viren überhaupt? Warum können wir sie nicht sehen? Und warum ist Händewaschen wichtig. Um die Viren sichtbar zu machen, gibt sie im Video Glitzer auf ihre Hände.

„Beim Waschen sieht man dann, wie lange man tatsächlich die Hände waschen muss, damit sie richtig sauber sind“, sagt sie. Das erste Video ist ein voller Erfolg – und es geht weiter.

Bis jetzt haben die Kinder schon mit ihr gemeinsam Knetseife und Lava-Lampen gebastelt, oder Steine bemalt und sie als schönes Zeichen in der Coronazeit vor den Kindergarten in Ennepetal gelegt.

Jeden Tag um 10 Uhr geht es los - gut zwei Stunden früher stellt Nadine Wilkes eine Liste auf Facebook, mit Sachen, die für das Experiment an dem Tag benötigt werden. Mittlerweile sind nicht mehr nur Mütter von der eigenen Einrichtung dabei, sondern auch Bekannte und Freunde mit ihren Kindern.

Sehnsucht nach Normalität

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„Jeder ist eingeladen reinzuschauen. Ich freue mich“, betont die Breckerfelderin. Wer den Live-Stream verpasse, könne ihn sich nachträglich auf ihrer Seite anschauen. „Während ich das Video mache, können die Eltern Fotos oder Fragen in die Kommentare posten. Ich sehe auch immer, wer dabei ist.“

Von der Wirkung der Videos ist die gelernte Erzieherin noch immer begeistert. „Ich kann den Eltern und Kindern eine Freude machen“, sagt sie gerührt. Dennoch wächst die Sehnsucht nach Normalität. „Das ist mir auch noch mal ganz wichtig, das loszuwerden: Ich freue mich auf den Tag, an dem wir uns alle wiedersehen."

Da das noch dauern kann, stehen noch einige Videos und Experimente auf der Liste der Erzieherin. „Ich werde weitermachen.“