Hagen. Die katholischen und evangelischen Kirchen in Hagen öffnen an diesem Wochenende wieder ihre Pforten. Die Einschränkungen sind beträchtlich.

Norbert Bathen, Pfarrer an der Marienkirche, stellte dieser Tage im Pfarrbrief die Frage, ob die Corona-Pandemie eine Strafe Gottes sei. Eine eindeutige Antwort darauf gebe es freilich nicht, so der Geistliche, der jedoch eine andere Erkenntnis gewonnen hat: „Wir sind keine digitale, virtuelle Kirche.“

Bathen ist ebenso froh und glücklich wie viele andere Priester und Gläubige in Hagen, dass die Kirchen an diesem Wochenende wieder ihre Pforten für Gottesdienste öffnen. Allerdings sind die Gemeinden von der Normalität noch weit entfernt, die Einschränkungen für Kirchenbesucher beträchtlich. So ist die Besucherzahl auf ein bestimmtes Maximum, das sich an der Größe des jeweiligen Gotteshauses orientiert, begrenzt. In der Marienkirche stehen zum Beispiel 50 Plätze zur Verfügung, in kleineren Kirchen sind es weniger. Ist die maximale Personenzahl erreicht, dürfe man keine weiteren Besucher einlassen, betont auch Dieter Aufenanger, Dechant in Hagen: „Wir wollen aber auch niemanden an der Tür abweisen.“ Deshalb sei es in vielen Gemeinden notwendig, sich per E-Mail oder telefonisch für den Gottesdienstbesuch anzumelden.

Einbahnstraßensystem

Wie in den Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden ist in den Hagener Kirchen der Ein- und Ausgang über eine Art Einbahnstraßensystem geregelt. Aufenanger bittet darum, die Markierungen zu beachten und die vorgeschriebenen Abstände unbedingt einzuhalten. Im Pastoralen Raum Am Hagener Kreuz, dem der Dechant vorsteht, wird aus Sicherheitsgründen weder die Kommunion ausgeteilt noch darf gesungen werden: „Weil dabei die Aerosole besonders weit verbreitet werden könnten.“ Jeder Besucher müsse zudem sein eigenes Gotteslob mitbringen, kircheneigene Gebetsbücher dürfen nicht benutzt werden: „Die Benutzung eines Mundschutzes ist nicht verpflichtend, wird aber empfohlen.“

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In den Gotteshäusern des Pastoralen Raums Hagen-Mitte-West soll dagegen die Eucharistie gefeiert und die Kommunion ausgegeben werden -- nur nicht in der Marienkirche, wo Pfarrer Bathen stattdessen die Monstranz mit dem Allerheiligsten auf dem Altar präsentiert: „Bei der Kommunion ist der Mindestabstand nicht einzuhalten. Jeder Priester und jeder Gläubige muss daher selbst entscheiden, ob er das Risiko eingehen will.“

Auch keine Blasmusik

Auch ein Großteil der Gemeinden im Evangelischen Kirchenkreis Hagen wird am morgigen Sonntag wieder Gottesdienste feiern – erst einmal ohne Abendmahl. Voraussetzung für die Wiederaufnahme ist ein Hygienekonzept jeder einzelnen Gemeinde, das die Superintendentur abgesegnet hat. „Es kann nicht darum gehen, zur Normalität zurückzukehren, sondern darum, Gottesdienst verantwortlich zu feiern und die Ansteckungsgefahr zu minimieren“, so Superintendentin Verena Schmidt: „Wir freuen uns über alle, die kommen können.“ Aber: „Wem das nicht möglich ist, dem stehen nach wie vor die Angebote, die die Gemeinden digital oder auch per Anrufbeantworter anbieten, zur Verfügung.“

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Auch bei den Protestanten ist die Platzanzahl je nach Kirchengröße begrenzt, es wird keinen Gesang und keine Blasmusik geben. Hausgemeinschaften dürfen zusammensitzen, doch ist ein Mundschutz Pflicht und muss mitgebracht werden (etliche Gemeinden halten eine geringe Menge zur Ausgabe bereit).

Markierung notwendig

In einigen Hagener Kirchengemeinden wird über die Anschaffung von Plexiglasscheiben nachgedacht, die den Priester bzw. Kommunionhelfer beim Austeilen der Hostie von den Gläubigen trennen sollen.

Die Markierungen in den Kirchenbänken sind auch deshalb notwendig, um Kontaktketten bei eventuellen Corona-Fällen nachverfolgen zu können.

Wann Gottesdienste stattfinden, geben die einzelnen Kirchengemeinden im Internet bzw. in ihren Pfarrbriefen bekannt.

Konfirmationen, Jubiläen, Ordinationen, Verabschiedungen und Einführungen finden weiterhin nicht statt. Für die Taufe gibt es jedoch einen Sonderweg: Nur die Eltern und nicht die Paten halten das Kind. Die Liturgin desinfiziert für alle sichtbar vor der Taufe die Hände, das Gesicht – nichts wird berührt. Das Wasser kann dann direkt aus der Kanne gegossen werden.