Breckerfeld/Phuket. Er wollte der Corona-Krise in Deutschland entfliehen, auf Phuket entspannen. Jetzt aber ist Rene Port aus Breckerfeld gefangen im Paradies.

Schön ist es in diesem Paradies. Traumhaft schön. Palmen, Sonne, Strände, das azurblaue Meer. Und doch hat dieses Paradies einen Haken: die Corona-Krise, die im Grunde die ganze Welt im Griff hat. Auch dieses Paradies, die Insel Phuket im indischen Ozean.

So mag es schlimmere Orte geben als dieses Paradies. Schlimmere Orte, an denen man quasi gefangen ist. Hierhin, in dieses Paradies, hat es Rene Port aus Breckerfeld Mitte März verschlagen. Jetzt ist er gefangen. Gefangen im Paradies.

Abendliche Ausgangssperre im Paradies

Ein Leben unter Palmen: Rene Port aus Breckerfeld.
Ein Leben unter Palmen: Rene Port aus Breckerfeld. © Rene Port | Rene Port

Port sitzt fest. Auf Phuket. Oder um ganz genau zu sein: im Örtchen Rawei. Er darf die Region um den Ort herum nicht verlassen. Und er darf momentan schon gar nicht die Insel verlassen. Dazu kommt eine Ausgangssperre ab 22 Uhr: Da darf er nicht einmal das schmucke Haus verlassen, in das er vor ein paar Tagen gezogen ist.

Rückblick: 15. März. Es ist der Tag, an dem Rene Port kurzentschlossen in Frankfurt in den Flieger in Richtung Thailand steigt, um der Corona-Krise hier aus dem Weg zu gehen und gleichzeitig etwas für die eigene Gesundheit zu tun. Ayurveda-Kur im „Mangosteen Ayurveda & Wellness Resort Phuket“, einer feinen Adresse mit besonderer Atmosphäre, die dem selbstständigen Unternehmer aus der Hansestadt reichlich Entspannung und viel Gutes für den eigenen Körper verspricht.

Vor Ort nach der Lage erkundigt

„Ich habe mich ja nicht völlig naiv auf die Reise eingelassen“, sagt Rene Port via Video-Telefonie. „Ich habe mich vorher erkundigt, habe mit den Verantwortlichen vor Ort telefoniert. Zu der Zeit spielte Corona in Thailand noch keine Rolle. Ich könne beruhigt anreisen, hat man mir erklärt.“

150 Infizierte zählte Thailand bei knapp 70 Millionen Einwohnern. „Da habe ich ein geringeres Risiko als in Deutschland gesehen“, sagt Port. „Die Situation vor Ort war bei meiner Ankunft auch völlig entspannt. Aber dann hat sich die Lage innerhalb kürzester Zeit zugespitzt.“

Der einzige Gast im Wellness-Ressort

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Nach zwei Wochen ist Rene Port aus Breckerfeld der einzige Gast im „Mangosteen Ayurveda & Wellness Resort Phuket“. Nach und nach schließen Geschäfte, Sehenswürdigkeiten, Restaurants und Bars. Am 26. März ruft die thailändische Regierung den Notstand aus.

Immerhin: Vom 4. bis 7. April werden über die deutsche Botschaft Rückholflüge mit der Airline Condor organisiert. „Aber die Vorstellung, in der Corona-Krise in einem Ferienflieger Sitz an Sitz eng zusammenzuhocken, hat mir nicht behagt“, sagt Port, 58 Jahre alt. „Ich zähle ja schon fast zur Risiko-Gruppe.“

Vergebliche Suche nach einem Rückflug

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Rene Port bleibt und versucht selbst, einen Flug in Richtung Heimat zu bekommen. Vergeblich. Am 6. April schließlich muss ihm der deutsche Hotelmanager Hajo von Keller mitteilen, dass die Anlage geschlossen wird. „Er war aber so nett, mir eine Villa am Ort zu vermieten“, erzählt Rene Port. Hier lebt der Breckerfelder seither: mit Palmen, Pool und drei Schlafzimmern. „Es gibt um die Ecke einen Supermarkt, in dem ich mich selbst versorgen kann. Ich lerne jetzt, thailändisch zu kochen.“

Und trotz des vermeintlichen Luxus: Die Decke fällt dem Breckerfelder langsam auf den Kopf. „Ich lese, ich verbessere mein Englisch, ich gucke Netflix“, sagt er, „aber ich komme ja nicht raus. Kann mich mit niemandem treffen. Und eigentlich muss ich ja auch in Breckerfeld meine Firma Top Abrasive leiten, die als Dienstleister für die Automobil-Industrie von der Corona-Krise betroffen ist.“

Vage Hoffnung auf eine Rückkehr

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Fünf Wochen wollte Rene Port in Thailand bleiben. Sieben sind daraus geworden. Und ein Ende ist noch nicht absehbar: „Mein Visum ist verlängert, aber die Versicherung hat mir zu Mitte Mai den Auslandskrankenschutz gekündigt“, sagt Rene Port.

Er will zurück. Raus aus dem Paradies. Je schneller, desto besser. Und es gibt eine Perspektive: „So wie es aussieht, soll in diesen Tagen die Region Rawai geöffnet werden“, sagt Rene Port. „Dann hätte ich eine Möglichkeit, von hier nach Bangkok zu fliegen.“ Und von der Hauptstadt – so hofft er – einen Flug nach Europa, nach Deutschland zu bekommen. Einen Flug in Richtung Heimat, in Richtung Breckerfeld.