Breckerfeld. Auf einer ehemaligen Weide hat Familie Ferron aus Breckerfeld ein kleines Paradies geschaffen. Hier blühen jetzt 61 Obstbäume.

Die Sonnenstrahlen erwärmen die frische Frühlingsluft. Eine Biene kennt auch in Corona-Zeiten keine Kurzarbeit. Sie summt umher und krabbelt nacheinander die einzelnen Blüten ab. Sie stammt wohl von jenem Völkchen, das ein paar hundert Meter weiter in einem Stock auf dem Hof sein Zuhause gefunden hat. In diesem Idyll lässt sich der ewige Kreislauf der Natur gerade live beobachten. Hautnah. „So“, sagt Uli Ferron, „können wir unsere eigenen Honig gewinnen. Apfelhonig.“

Dieses Idyll, dieses kleine Paradies, nur wenige Meter entfernt von dem Bauernhaus auf Berghausen, haben Uli und Sylvia Ferron gemeinsam mit ihrem Sohn Bastian Kröhnert-Ferron geschaffen. Es ist ein Paradies aus 61 Obstbäumen. Und damit ist das Paradies wohl die größte neu angepflanzte Obstwiese in Breckerfeld.

Wo einst Rinder grasten

Obstwiese und Grünland

Eine Streuobstwiese gilt als traditionelle Art, um Obst anzubauen.

Hochstämmige Obstbäume stehen hier eher verstreut herum.

Da die Bäume nicht dich beieinander stehen, ist die Fläche zugleich als Grünland nutzbar.

Die Bäume stehen dort, wo einst die Rinder grasten. Denn davon hatte Landwirt Ferron einst reichlich. Feinstes Fleisch, das nahezu Biostandard erreichte, lieferte er an eine Metzgerei vor Ort und sicherte so den Lebensunterhalt für sich und seine Familie. Jetzt aber tritt Uli Ferron, außerdem Fraktionsvorsitzender der FDP im Stadtrat, Naturschützer und passionierter Jäger kürzer – zumindest beruflich. Und da kam diese Idee mit der Obstwiese.

„Wir haben überlegt, was wir mit unseren Flächen anfangen sollen“, sagt Ferron. „Und da ist schließlich der Gedanke gereift, etwas Schönes zu schaffen, an dem wir selbst auch Freude haben.“

Blüte lässt auf größere Ernte hoffen

Erfreuen sich an der Streuobstwiese (von links): Bastian Kröhnert-Ferron, Ulrich Ferron und Sylvia Ferron.
Erfreuen sich an der Streuobstwiese (von links): Bastian Kröhnert-Ferron, Ulrich Ferron und Sylvia Ferron. © WP | Michael Kleinrensing

Denn: Eines steht fest. „Reich wird man mit einer solche Obstwiese ganz bestimmt nicht“, sagt Bastian Kröhnert-Ferron. Und das schon gar nicht in den ersten Jahren, in denen die Bäume noch nicht voll tragen. Nur ganz wenige Früchte hingen im letzten Jahr an den Bäumen, die im Dezember 2018 durch den Ennepetaler Landschaftsgärtner Stefan Voigt in die Berghauser Landerde gesetzt worden waren. Die zarte Blüte in diesem Jahr lässt allerdings auf mehr hoffen.

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„Nur für mich hätte ich den Aufwand wohl nicht betrieben“, sagt Uli Ferron über die Bäume, die ihre ganze Pracht erst in 15 Jahren entfalten werden, „aber letztlich war es Bastian, der mich überzeugt hat. Seit er aus Berlin zurück nach Breckerfeld gekehrt ist, haben auch solche langfristigen Projekte eine Perspektive.“

Familie setzt auf die klassischen Sorten

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Ferrons investieren in eine Streuobstwiese mit klassischen Sorten, die im konventionellen Obstanbau keine Chance gehabt hätten. Und Vater Staat subventioniert diese Idee zumindest ein kleines bisschen. „Im Grunde kostet eine Streuobstwiese Geld und bringt nichts ein“, sagt Bastian Kröhnert-Ferron, „und trotzdem ist es uns das wert.“

Kirschen, Äpfel, Birnen, Walnüsse, Quitten, Mirabellen, Pflaumen und Aprikosen können Ferrons im Herbst ernten. Von Bäumen mit Hochstämmen und breiten Wurzeln, die besonders resistent im Boden stehen. „Chemie kommt hier auf keinen Fall zum Einsatz“, sagt Uli Ferron.

Obstwiese muss regelmäßig bewässert werden

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Chemie nicht. Nur Wasser, was an der andauernden Trockenheit liegt. „2019 haben wir teilweise 8000 Liter pro Woche verteilen müssen“, sagt Uli Ferron. Und auch in diesen Tagen wird er gemeinsam mit Bastian auf die Wiese hinausfahren, Gräben um die jungen Bäume ziehen und sie sorgsam gießen.

Dass das Projekt Perspektive hat – daran hat die Familie keinen Zweifel. Zehn Esskastanien sollen noch folgen. Und auch weitere Reihen mit klassischen Obstbäumen können sich Ferrons vorstellen.

In ihrem Idyll, ihrem kleinen, selbstgeschaffenen Paradies, in dem die Biene nicht zur Kurzarbeiterin mutiert.