Hagen. Das Chapter Hagen, vor 46 Jahren die Keimzelle der Freeway Riders, hat sich aufgelöst. Das hat ein Sprecher der Rocker bestätigt.
Das Chapter Hagen der Freeway Riders hat sich nach eigenen Angaben aufgelöst. Das bestätigte ein Sprecher der Rockervereinigung gegenüber unserer Zeitung. Zu den Gründen wollen die Rocker, die mit dem Chapter Lennetal weiterhin in der Stadt präsent sind, nichts sagen. Die Hagener Polizei kündigt an, die Information auf ihre Wahrhaftigkeit zu prüfen.
Am Donnerstag, 30. April, soll das Urteil gegen eine Mitglied der Freeway Riders (58) vor dem Schwurgericht fallen. Der Kfz-Sachverständige aus Hohenlimburg, so hat sein Anwalt angekündigt, wird gestehen, vor einem Café an der Frankfurter Straße Schüsse aus einem fahrenden Auto heraus auf ein Mitglied des zu dieser Zeit ebenfalls in Hagen aktiven Rockerclubs Bandidos abgegeben zu haben. Ob das Urteil, das für den Angeklagten eine Freiheitsstrafe zwischen fünf und sechs Jahren bedeutet, in Zusammenhang mit der Auflösung steht, ist offen.
Keimzelle des Rockerclubs in Hagen
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Hagen und speziell das Chapter (Ortsgruppe) mit seinem Vereinsheim in Kückelhausen gelten als die Keimzelle des Rockerclubs, der mittlerweile in mehreren Städten Nordrhein-Westfalens über sogenannte Chapter verfügt. Die Wurzeln liegen 46 Jahre zurück. Nach Informationen unserer Zeitung hat der Rockerclub aktuell rund 30 Chapter in ganz Deutschland und insgesamt etwas weniger als 400 Mitglieder.
Motorradgang-Mitglieder der auswärtigen Bandidos und der ortsansässigen Freeway Riders hatten sich vor zwei Jahren einen blutigen und brutalen Kampf um die Vorherrschaft in Hagen geliefert, den sogenannten „Rocker-Krieg“. Gleich mehrmals, wie am 13. Mai 2018 an der Saarlandstraße in Halden oder eine Woche zuvor in Oberhagen, fielen Schüsse.
Zahlreiche Festnahme- und Durchsuchungseinsätze
„Den Gewalttaten“, so Polizeisprecher Michael Siemes, „folgten personalintensive polizeiliche Einsätze.“ Zunächst sei Anfang Dezember 2018 gegen Mitglieder der Freeway Riders vorgegangen worden. Danach folgten zahlreiche polizeiliche Festnahme- und Durchsuchungseinsätze im Rahmen von Ermittlungsverfahren. Beteiligt waren Staatsanwaltschaft und die Dienststelle Organisierte Kriminalität.
„Eine erste Reaktion war die eigenveranlasste Auflösung der Bandidos Hagen“, so Siemes weiter. Allerdings: Die Bandidos Hohenlimburg gründeten sich kurz darauf in nahezu gleicher personeller Besetzung. Auch gegen die Mitglieder dieses Chapters wurde nach Neugründung vorgegangen. „Es spricht viel dafür, dass beharrliche Ermittlungsarbeit die Aktivitäten der Gruppierungen gehemmt haben“, so Siemes.
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Die Freeway Riders waren nach Angaben der Polizei bis 2018 nach außen eher unauffällig. Straftaten wie Gewaltdelikte und Betäubungsmittelverstöße, begangen durch einzelne Vereinsmitglieder, gab es aber schon vor dem Konflikt mit den Bandidos. „Durch die Gründung der Bandidos Hagen kam es zu einem Territorialitätskonflikt mit den Freeway Riders Hagen“, so Siemes. Hintergrund des Territorialitätsanspruchs ist nach Polizeieinschätzung der Versuch, Konkurrenz in verschiedenen Deliktsbereichen zu verdrängen.
Rocker kann bei Geständnis milderes Urteil erwarten
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So auch am 5. Oktober. Da soll der Hohenlimburger aus seinem 1er-BMW heraus auf ein Mitglied des rivalisierenden Clubs Bandidos geschossen haben. Vor dem (nicht mehr existierenden) Café Babylon an der Frankfurter Straße, das seinerzeit als Bandidos-Treff galt. Das 26-jährige Opfer brach, von einem Schuss in den Bauch lebensgefährlich getroffen, zusammen.
Anfangs hatte der Angeklagte die Vorwürfe noch bestritten. Ende März hatte die Staatsanwaltschaft ihm dann aber ein milderes Urteil in Aussicht gestellt, falls er die Schüsse gestehen sollte.
Entführung am 15. Januar
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In letzter Zeit scheint es allerdings in der Szene ruhiger geworden zu sein. Lediglich am Abend des 15. Januar hatte es einen Vorfall gegeben, mit dem die Staatsanwaltschaft Hagen rund eine Woche später an die Öffentlichkeit ging. Mitglieder der Freeway Riders, 23 und 26 Jahre alt, sollen einen 22-jährigen Dealer in einer Spielhalle am Emilienplatz entführt haben. Das Opfer hatte nach eigenen Angaben noch Schulden bei den Rockern, die diese wohl einzutreiben versuchten.
Die mutmaßlichen Täter wurden bei gezielten Aktionen in Hagen und Aachen festgenommen. Ein Haftrichter ordnete Untersuchungshaft an.