Hagen. In Hagen ist ein Geldautomat gesprengt worden. Nach einer spektakulären Flucht wird ein Täter festgenommen. Ein Zeuge hat die Tat gefilmt.

Ein Geldautomat der Deutschen Bank an der Schwerter Straße ist am frühen Morgen gesprengt worden. Die Polizei lieferte sich mit einem der Täter eine spektakuläre Verfolgungsjagd bis zum Autobahnkreuz Wuppertal Nord. Der Mann konnte verhaftet werden und wird derzeit im Polizeipräsidium vernommen. Mindestens zwei weitere Männer sind auf der Flucht. Die Polizei stellte einen niedrigen sechsstelligen Betrag sicher und hat ihn noch gestern an die Deutsche Bank übergeben.

Das Bedienfeld des Geldautomaten wurde zerstört.
Das Bedienfeld des Geldautomaten wurde zerstört. © WP | Michael Kleinrensing

Gegen 4 Uhr hatten die Täter zugeschlagen. Allerdings hatten sie nicht mit dem couragierten Eingreifen eines Zeugen gerechnet: Der 62-Jährige rammte mit seinem Auto das Fluchtfahrzeug, in dem vor der Bank einer der Täter mit laufendem Motor wartete. Der Fluchtfahrer ließ seine Mittäter zurück und gab sofort Vollgas.

Ein Zeuge hat den Vorfall gefilmt und die Polizei verständigt.

Geldkassetten und Chemikalien im Fluchwagen

Der Täter raste in einem Audi über die Dortmunder Straße in Richtung Autobahn 1 und fuhr in Fahrtrichtung Köln auf. Die Polizei nahm die Verfolgung des Wagens auf. Kurz vor dem Autobahnkreuz Wuppertal Nord gelang es der Polizei, den Fluchtwagen abzudrängen und zu stoppen. Dabei kam es nach Angaben der Polizei zu einem erneuten Unfall. Der Fahrer versuchte zu flüchten, konnte aber schließlich festgenommen werden. Bei dem Verhafteten handelt es sich um einen 34-jähriger niederländischen Staatsangehörigen marokkanischer Abstammung. Im Auto stellten die Einsatzkräfte Geldkassetten aus dem Bankautomaten sowie Chemikalien sicher, die die Täter offenbar genutzt hatten, um den Automaten zu sprengen.

Im Tatfahrzeug waren Geldkassetten und Kanister mit Flüssigkeiten.
Im Tatfahrzeug waren Geldkassetten und Kanister mit Flüssigkeiten. © Alex Talash

Nach den mindestens zwei weiteren Männern, die in Richtung Johanniskirche flüchteten, suchte die Polizei zunächst vergeblich. Ein Polizeihubschrauber kreiste über Boele. Die Fahndung dauert aktuell noch an. Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei den Männern ebenfalls um Niederländer mit marokkanischer Abstammung handelt. Die Männer sollen dunkel gekleidet gewesen sein. Hinweise nimmt die Polizei unter 02331 986 2066 entgegen.

Der Täter wird dem Haftrichter vorgeführt am Amtsgericht Hagen.
Der Täter wird dem Haftrichter vorgeführt am Amtsgericht Hagen. © Alex Talash

Auch die Hagener Feuerwehr war zur Einsatzstelle alarmiert worden. Im Vorraum der Bank fanden sich Gasflaschen. Möbelstücke waren durch die Wucht der Explosion herumgeschleudert worden. Das Bedienfeld des Automaten war augenscheinlich herausgerissen worden

Bank wurde 216 bereits überfallen

Bereits am 10. Dezember 2016 war die Bank schon einmal überfallen worden. Seinerzeit war der Schaden am Gebäude gegenüber des Boeler Marktplatzes allerdings erheblich. Der komplette Vorraum war zerstört worden. Mehrere Männer hatten den Geldautomaten aus der Wand gesprengt und einen große Sachschaden angerichtet.

In diesem Audi lieferte sich der  mutmaßlicher Täter eine Verfolgungsjagd mit der Polizei.
In diesem Audi lieferte sich der mutmaßlicher Täter eine Verfolgungsjagd mit der Polizei. © Alex Talash

Das erbeutete Geld flog allerdings bei der Flucht vor der Polizei aus dem Auto – einem Audi. Drei Täter konnten entkommen, nur einer wurde gefasst und später auch am Landgericht zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren und vier Monaten verurteilt.

Von einem Sondereinsatzkommando der Polizei überwältigt

Doch auch die damals Flüchtigen gingen der Polizei später ins Netz. Die Mitglieder der sogenannte Audi-Bande, die rund 200 Köpfe stark sein soll und in mehreren Städten Nordrhein-Westfalens immer wieder nach der gleichen Methode zugeschlagen hatte, wurde unmittelbar vor einem weiteren Überfall in Vorhalle von einem Sondereinsatzkommando der Polizei überwältigt.

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Die Bandenmitglieder wurden schließlich vor dem Landgericht in Köln angeklagt. Dabei ging es um eine Gesamtbeute in Höhe von 558.000 Euro. Die Männer wurden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.