Hagen. Holger Feldberg, Lufthansa-Pilot aus Hagen, hat mit seiner Crew Deutsche aus Neuseeland in Richtung Heimat geflogen.
Es mögen Hunderttausende Kilometer sein, Millionen gar, die Holger Feldberg in der Luft verbracht hat. Der Hagener ist Pilot – von Beruf, aber vor allem aus Leidenschaft. Einer, der es liebt, abzuheben. Völlig egal ob an Bord einer Boeing 747 der Lufthansa oder wie lange Jahre in seiner Freizeit im Cockpit einer alten Ju 52. Beide gehören indes Lufthansa.
Und doch war dieser Flug etwas ganz Besonderes. „Eine außergewöhnliche Teamleistung“, wie Holger Feldberg sagt. „Eine, bei der unheimlich viele Menschen auch im Hintergrund mitgewirkt haben, ohne deren Engagement das alles aber gar nicht möglich gewesen wäre.“ Feldberg und seine Crew haben am S(9 Uhr Ortszeit) eine Lufthansa-Maschine mit Deutschen von Neuseeland nach Tokio geflogen. Es war das letzte Flugzeug, das vor dem Hintergrund der Corona-Krise Auckland am entgegengesetzten Ende dieser Welt verlassen durfte.
Flugzeug bis auf den allerletzten Platz gefüllt
Auswärtiges Amt warnt vor Auslandsreisen
Die Fluggesellschaft Lufthansa versucht gerade gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt, Deutschen, die im Ausland gestrandet sind, die Rückkehr in ihre Heimat zu ermöglichen.
So sind in den nächsten Tagen unter anderem Flüge aus Windhoek, Bogota, Mombasa, Buenos Aires, San José, Mexiko City, Asuncion, Lima und Lagos nach Deutschland geplant.
Das Auswärtige Amt warnt vor nicht notwendigen Reisen ins Ausland, da mit zunehmenden drastischen Einschränkungen im internationalen Luft- und Reiseverkehr und weltweiten Einreisebeschränkungen zu rechnen sei.
Das Risiko, dass Reisende ihre Rückreise aufgrund der zunehmenden Einschränkungen nicht mehr antreten können, ist laut Auswärtigem Amt in vielen Destinationen derzeit hoch.
371 Sitze hat diese Maschine. 385 Gäste haben Feldberg und seine Crew ausgeflogen. „Das Flugzeug war voll bis auf den letzten Platz“, sagt der 56-Jährige, „wir haben Flugbegleitersitze genutzt, die nicht belegt waren. Eine Familie hat sich kurz vor dem Abflug noch bereit erklärt, eines ihrer Kinder über die gesamte Strecke bis nach Deutschland auf den Schoß zu nehmen, damit noch ein Passagier mehr mit an Bord kann.“
Auch interessant
Vor dem Abflug war Feldberg, der mit seiner Crew die Maschine in Auckland übernommen hat, schon früh morgens am Flughafen. „Das ist eine Strecke, die Lufthansa normalerweise gar nicht fliegt“, sagt er, „daher gibt es auch kein eigenes Personal vor Ort.“ In Zusammenarbeit mit Mitarbeitern der deutschen Botschaft habe man sich vor Ort um alles gekümmert. „In Neuseeland ist der Reiseverkehr stark eingeschränkt. Nur wer eine Genehmigung der Botschaft hat, durfte das Flughafengebäude überhaupt betreten“, so Feldberg, „die Kooperation vor Ort war sehr pragmatisch, absolut unbürokratisch.“
Glücklich über die Rückkehr in die Heimat
Das alles spiegelte sich in der Stimmung an Bord. „Die Menschen waren einfach nur glücklich, dass sie noch die Chance erhalten haben, in ihre Heimat zurückzukehren“, erzählt Holger Feldberg, „vor dem Zwischenstopp in Tokio haben wir Freiwillige gesucht, die ihren bequemen Platz in der Businessclass mit Menschen tauschen, die es in der Economyclass weniger komfortabel hatten. Das war kein Problem.“
Beeindruckt hat den Hagener auch der Zusammenhalt der Crew. „Letztlich ein bunt zusammengewürfelter Haufen, der innerhalb kürzester Zeit zu einem richtig guten Team geworden ist“, sagt er, „aber dieser Flug war auch für uns eine besondere Herausforderung. Trotzdem hat es keine Spannungen gegeben.“
Auch interessant
Auch für einen erfahrenen Piloten ist ein Flug auf einer Route, auf der er sonst nicht unterwegs ist, etwas Außergewöhnliches. „Man ist an vielen Stellen ohne den sonst üblichen Support – das ist schon ein Highlight“, so Feldberg. „Dazu kommt die Strecke – vorbei an den Fidschi-Inseln und Neukaledonien. Das waren ungewohnte, tolle Ausblicke.“
Erfahrener Ausbildungspilot bei der Lufthansa
Auch interessant
Dass Feldberg überhaupt für diesen Flug in Frage kam, hat mit seiner fliegerischen Vita zu tun. „Ich bin selbst Ausbildungs- und Prüfungspilot, habe viel Erfahrung“, sagt der Hagener, „ähnliches gilt auch für die Kollegen, die mit mir im Cockpit saßen. Solche Piloten sind für diese Aufgabe gesucht worden.“
Was von diesem Flug bleibt, sind die besonderen Eindrücke und die Gewissheit, 385 Deutschen in Zeiten einer weltweiten Krise die Möglichkeit gegeben zu haben, nach Hause zurückzukehren. In Feldbergs eigener Zukunft spielt aber auch Ungewissheit eine Rolle. „Bislang hat es bei der Lufthansa 258 Rückholflüge mit rund 52.000 Passagieren an Bord gegeben“, sagt Feldberg, „in den nächsten zwei Wochen stehen noch weitere auf dem Programm.“
Auch interessant
Weil der internationale Flugverkehr in weiten Teilen zu erliegen gekommen ist, könnte dann auch dem Hagener Piloten ein Schicksal wie so vielen Arbeitnehmern dieser Tage drohen. „Auch bei uns ist Kurzarbeit geplant“, sagt der Mann, der seit 1985 bei der Lufthansa fliegt.