Berchum. Es ist ein besorgter Appell, den die Familie der kleinen Emma aus Berchum an die Bevölkerung richtet. die Kleine gehört zur Risiko-Gruppe.

Es war im April 2016, da gelang den Ärzten der Helios-Fachklinik in Berlin eine medizinische Meisterleistung. In einer riskanten Operation schafften sie es, die Lungen-Fehlbildung der wenige Monate alten Emma Bergmann aus Berchum zu korrigieren. Sie war mit einer „Speiseröhren-Lunge“ auf die Welt gekommen. Gerade jetzt, mitten in der Corona-Krise, wendet sich Emmas Mutter Mareike mit einem wichtigen Appell an die Bevölkerung.

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Um die Atmung nicht zu gefährden, trennten die Ärzte in einer neun Stunden dauernden Operation die Lunge von der Speiseröhre. Erst dreimal war dieser schwierige medizinische Eingriff gelungen – weltweit. Mit Emma kam eine weitere gelungene Operation hinzu. Diese Zeitung hatte damals über den Fall berichtet. Emma ist heute vier Jahre alt und ein gesundes Kind. Aber angesichts der Ausbreitung des Corona-Virus, einer neuen Lungenkrankheit, suchen die Eltern erneut den Weg in die Öffentlichkeit. „Emma geht es sehr gut, sie entwickelt sich wie jedes normale Kind“, sagt Mutter Mareike Bergmann. „Aber wegen ihrer Vorgeschichte gehört sie zur Hoch-Risikogruppe.“

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Hinweis auf den Ernst der Lage: „Wollen nie wieder solche Bilder sehen“

Umso wichtiger ist es ihr und ihrem Mann Daniel, auf den Ernst der Lage hinzuweisen. Und umso vorsichtiger bewegt sich Familie Bergmann mit ihren drei Kindern im Alltag. So findet der Gang zum Einkaufen meist abends vor Ladenschluss statt, wenn in den Läden nicht mehr viel Kundenverkehr herrscht. Daniel Bergmann arbeitet tagsüber im Home-Office. Dass seine Kinder den ganzen Tag zu hause sind, damit kämen sie gut klar, sagt er.

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„Die drei hatten immer viele Kontakte, über Vereine und mit Kindern aus der Nachbarschaft – das fehlt ihnen schon. Aber dafür beschäftigen sie sich untereinander.“ Nichtsdestotrotz bleibt es eine Ausnahmesituation für die Familie – gerade wegen der Vorgeschichte von Emma.

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Man dürfe die Perspektive der Risiko-Gruppen nicht aus den Augen verlieren

Denn wer mit Familie Bergmann spricht, der merkt, dass das Erlebte vor vier Jahren die Familie geprägt hat. Mareike Bergmann will niemanden maßregeln, zur Ordnung rufen, sein Verhalten vorwerfen. Aber aus ihrer Erfahrung heraus möchte sie in der Debatte rund um Schutzmaßnahmen in der Corona-Krise an die Geschichte ihrer Familie erinnern und appelliert, die Perspektive der Risikogruppen nicht zu vergessen – der älteren Menschen, der Kinder und Erwachsenen mit schwachem Immunsystem.

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Es gehe nun darum, für ein paar Wochen sein Ego zurückzuhalten, um den Ansturm auf die Krankenhäuser niedrig zu halten. „Wenn es einem gut geht, kann man sich freuen. Aber gerade dann sollte man über den Tellerrand hinausschauen können“, findet sie. „Wir möchten nie wieder solche Bilder sehen, wie wir sie auf der Intensivstation gesehen haben – gerade bei Kindern.“